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Monkeewrench 02 - Der Koeder

Monkeewrench 02 - Der Koeder

Titel: Monkeewrench 02 - Der Koeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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an einem Picassobildnis zu schaffen gemacht hätte.
    Gino wandte sich kurz ab. «Mein Gott… sein Gesicht. Warum sieht es so aus?»
    «Das ist der Gesichtsausdruck, mit dem er gestorben ist, Detective, sozusagen eingefroren in der Zeit und für uns zu enträtseln. Ich glaube, man sieht Entsetzen.» Anant schwenkte den Lichtstrahl auf Ben Schulers Kleidung: einen abgetragenen Wollblazer, das blutbespritzte Hemd darunter und eine nur zum Teil gebundene Krawatte. «Es sieht so aus, als habe er vorgehabt, irgendwo hinzugehen.»
    «Morey Gilberts Beerdigung», sagte Magozzi leise. «Er wollte zur Beerdigung seines Freundes.»
    Jimmy Grimm steckte seinen Kopf zur Tür herein. «Die Medien sind draußen, Leute. Alle vier Fernsehsender und beide Zeitungen. Das Theater geht los.»

 
    KAPITEL 21
     
    Die Nachricht von Ben Schulers Ermordung hatte sich unter den Trauernden im Haus Gilbert schnell herumgesprochen, hatte Stimmen gedämpft, Sinne geschärft und Warnungen vor dem Bösen geflüstert. Die Polizei mochte noch im Dunkeln tappen und nach der einen Gemeinsamkeit suchen, die diese Morde miteinander verband, aber jede Frau und jeder Mann in diesem Haus kannte die Wahrheit. Jemand ermordete Juden.
    Nicht einer von ihnen sprach diesen schrecklichen Gedanken laut aus, aber sie blieben länger, als sie es sonst getan hätten, steckten die Köpfe zusammen und suchten in der Gruppe ein tröstliches Gefühl von Sicherheit. Es war bereits dunkel, als sie sich langsam auf den Heimweg machten, und selbst jetzt verharrten sie noch an der Tür, um letzte Beileidsbekundungen loszuwerden.
    Während die Reihe kondolierender Menschen sich zur Vordertür hinaus auf den Heimweg machte, schlich sich Jack hinten hinaus und verschwand in den Schatten des Gartens.
    Es gab viele Hindernisse auf dem Weg zum Geräteschuppen hinter dem Gewächshaus – scharfe Grashalme und kleine Unebenheiten auf dem Rasen – aber Jack erreichte sein Ziel mit nur wenigen Kratzern und Grasflecken. Zumindest hoffte er, dass es sich um Grasflecken handelte und er nicht auf einen Frosch gefallen war.
    Er blieb an der Tür stehen, presste seinen Rücken gegen das raue Holz und lauschte. Hier draußen war es sehr dunkel und, wenn man einmal an dem heiseren Quaken der gottverdämmten Frösche im hinteren Garten vorbei war, auch sehr still. Er hörte nichts anderes als seine Herzschläge und das Ratschen der Holzsplitter, die die feine Wolle seines Anzugs aufrissen, als er sich in die Hocke sinken ließ und den Kopf in die Hände nahm.
    Verdammt, er musste sich zusammenreißen, sich entspannen, einen Plan machen, und dann brauchte er einen Drink.
    Er fühlte sich wackelig auf den Beinen, als er schließlich hochgekommen war und die Tür aufstieß. Sie quietschte in den Angeln, und bei dem Geräusch zuckte er zusammen. Er stolperte in die Mitte des Raums und fuchtelte mit den Händen um seinen Kopf herum, bis er die Kette gefunden hatte, mit der sich die herabhängende nackte Glühbirne anschalten ließ.
    Im hellen Licht sah der Schuppen so ordentlich aufgeräumt aus wie immer. Er betrachtete all die Dinge, die ihm als Kind Angst gemacht hatten: die Schaufeln mit ihren messerscharfen Kanten, die glänzenden Blätter einer Heckenschere, die spitz zulaufenden Pflanzenheber und Gartenrechen, deren Zinken im schaukelnden Licht wie Zähne schimmerten. Allesamt Monster, als Jack sechs gewesen war und zum allerersten Mal nach Eintritt der Dunkelheit den Schuppen betreten hatte.
    Die Hand seines Vaters war groß… Finger, die bis über die Hälfte seines Brustkorbs reichten, ein Daumen, der über den halben Rücken griff… aber seltsam gewichtlos. Nur warm und tröstlich.
    «Geh weiter, Jackie. Geh nur ganz rein.»
    Ein entschlossenes Kopf schütteln. Sechsjähriger Eigensinn.
    «Nein? Aha. Es sieht hier abends anders aus, was?»
    Ein leichtes, ruckartiges Kopfnicken.
    «Und all die Werkzeuge, die sehen ziemlich gefährlich aus, stimmt's?»
    Ein weiteres Nicken, schon ein wenig tapferer, denn das, was Angst machte, war jetzt offen angesprochen.
    «Jack, Du glaubst, ich würde zulassen, dass dir etwas passiert, mein Goldjunge? »
    Dann waren da die starken Arme, die ihn packten und in die Höhe hohen, die ihn dicht an ein kratzendes Wollhemd pressten, das nach Schweiß und Erde und Luft roch. «Hier ist nichts, was dir wehtun könnte. Nirgends wird es je etwas geben, was dir wehtut. Das würde ich niemals zulassen. Du glaubst mir doch, oder, Jackie?»
    Jack merkte nicht, dass

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