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Monkeewrench 02 - Der Koeder

Monkeewrench 02 - Der Koeder

Titel: Monkeewrench 02 - Der Koeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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ihre Augen erloschen und ihre Hand leblos auf den Betonboden rutschte.
    Der Krankenwagen kam nach fünf Minuten. Er war nur drei Minuten zu spät.
    Marty hatte nicht gehört, wie der Junge davonlief. Aber an das Gesicht konnte er sich erinnern.
    Bewegungslos stand er lange Momente vor dem Schrank, atmete und kehrte langsam zurück. Die Bilder jenes Abends waren immer bei ihm. Jeden Tag rief er sie sich vor Augen. Aber niemals war die Erinnerung ganz vollständig gewesen, waren die Bilder so grausam und lebendig gewesen wie jetzt. Er hatte immer gewusst, dass er sich eines Tages wieder an das gesamte entsetzliche Geschehen erinnern würde, und er hatte mit der Gewissheit gelebt, dass er dann endlich in der Lage sein würde abzudrücken.
    Es nahm ihm den Atem, als ihm bewusst wurde, dass er sich geirrt hatte. Er hatte eine Waffe in der Tasche und verspürte keine Neigung, sie zu betätigen. Er hatte das Schlimmste gesehen, was sein Erinnerungsvermögen anzubieten hatte, und jetzt spürte er wunderbarerweise, dass er es loslassen konnte.
    Lily saß mit einem Buch auf dem Schoß auf ihrem Stuhl, als er wieder ins Haus kam. Sie hatte sich in einen lila Frotteemantel gehüllt und trank Wasser aus einem bunt gestreiften Glas. Sie klopfte auf die Armlehne des Sofas neben ihrem Stuhl. «Setz dich einen Augenblick. Du warst lange weg. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.»
    Marty setzte sich aufs Sofa und sank in die Kissen zurück, die im Laufe der Jahre von geliebten Menschen weichgesessen waren.
    «Minneapolis ist nicht mehr so sicher, dass man sich jederzeit auf der Straße herumtreiben kann. Du brauchst dir natürlich keine Sorgen zu machen, mit der Waffe in der Tasche.»
    Marty schmunzelte. Lily entging aber auch gar nichts.
    «Aber Waffen sind gefährlich. Sie könnte losgehen, und du könntest dich aus Versehen selbst erschießen.»
    «Ich werde mich nicht selbst erschießen, Lily.»
    Lily legte den Kopf zur Seite und betrachtete ihn. «Gut zu hören, Marty. Dann habe ich mir all die letzten Monate umsonst Sorgen gemacht.»
    Marty sah in hellblaue alterslose Augen und fragte sich, was geschehen würde, wenn jemand in dieser Familie einmal die Wahrheit sagen würde. «Ich habe daran gedacht», sagte er, um das Terrain zu sondieren.
    «Du scheinst weiterhin daran zu denken, wenn du eine Waffe trägst.»
    Das mit der Wahrheit schien sich gut anzulassen. Marty entschied sich, es noch mal zu versuchen. «Jack hat mich gebeten, nach Hause zu fahren und sie zu holen. Er macht sich Sorgen wegen der Morde und möchte, dass ich ein Auge auf dich habe.»
    Lily trank einen Schluck Wasser, ohne ihn anzusehen. «Das hat er gesagt?»
    «Hat er.»
    «Hm. Also habe ich jetzt einen Leibwächter? Du ziehst hier ein und bleibst für immer? Das ist ein sehr großer Koffer, den du da mitgebracht hast.»
    Marty lächelte ein wenig müde und sah hinunter auf den alten Tweed-Samsonite, den Hannah und er sich für ihre Flitterwochen gekauft hatten. «Ich werde bleiben, bis die Polizei herausgefunden hat, wer hier mordet.»
    Sie setzte ihr Glas sehr behutsam auf dem Tisch ab und schob sich aus ihrem Stuhl in die Höhe. «Dann kannst du ihn genauso gut auch auspacken.»
    Marty hängte gerade sein letztes Paar Khakihosen in den Schlafzimmerschrank, als er ein leises Klopfen an der Tür hörte. Ohne auf Antwort zu warten, trat Lily mit einem Stapel penibel zusammengelegter Kleidungsstücke ein und setzte ihn auf dem Bett ab.
    Er blickte unsicher auf die blendend weißen Boxershorts, die oben auf dem Stapel lagen. «Gehören die mir?»
    «Ich habe sie den ganzen Tag in Bleiche einweichen müssen. Hast du schon mal was von Bleiche gehört?»
    Er ging zum Bett und hob die Boxershorts hoch. Sie hatten vorne rasiermesserscharfe Bügelfalten. «Du hast meine Unterwäsche gebügelt?»
    Sie zuckte die Achseln. «Leben wir im Urwald? Natürlich habe ich sie gebügelt.» Sie tippelte zum Wandschrank und untersuchte die Khakihosen, die er gerade erst aufgehängt hatte. «So kann man doch keine Hosen aufhängen», sagte sie, zog ein Paar nach dem anderen vom Bügel und legte sie an der Bügelfalte entlang neu zusammen.
    Als sie damit fertig war, drehte sie sich zu Marty um, der auf dem Bett saß und ihr mit einem traurigen Lächeln zusah.
    «Was?»
    «Das hat Hannah auch immer gemacht.»
    Lily presste die Lippen aufeinander, sah weg und nickte. «Wir laufen alle mit Löchern in den Herzen umher.» Sie drehte sich um und sah ihm in die Augen. «Aber wir laufen

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