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Monkeewrench - 02 - Der Köder

Monkeewrench - 02 - Der Köder

Titel: Monkeewrench - 02 - Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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Langer stand von seinem Schreibtisch auf und schaltete das Licht an.

 
    KAPITEL 37
     
    Es fiel Marty schwer, das Zimmer zu verlassen, in dem Hannah als Kind geschlafen hatte. Obwohl nichts von ihr in diesem Zimmer geblieben war, hatte er doch die Wände betrachten können und den Türknauf und das alte Strukturglas der Fenster und dabei gewusst, dass sie dieselben Dinge tausendmal gesehen hatte und dass sie überall, wo er seinen Fuß hinsetzte, bereits vor ihm gegangen war. Nachdem er Moreys 45er in die Anglerkiste zurückgelegt hatte, konnte er Hannahs Anwesenheit nicht mehr spüren. Es war beinahe so, als hätte sie das Zimmer für immer verlassen, nachdem sie die Waffe erblickt und deren Vergangenheit verstanden hatte.
    Mit gekreuzten Beinen saß er danach noch lange auf dem Fußboden und gab sich dem Gefühl der Leere hin, während es draußen dunkel wurde. Er musste das Licht anschalten, um seine Tasche fertig zu packen. Bevor er die Treppe hinunterging, schaltete er es wieder aus und ließ ein dunkles Zimmer hinter sich.
    Lily saß allein im Wohnzimmer. Im Licht einer Tischlampe wirkte ihr Gesicht wie erstarrt. Sie sah sich ein Baseballspiel an, hatte den Ton aber abgestellt. Eine Wetterwarnung lief über den unteren Rand des Bildschirms, neben einer Miniaturkarte des Bundesstaats. Fast jedes County war orange eingefärbt.
    «Wo sind Jack und Becker?», fragte er.
    «Sie sind zum Gewächshaus gegangen. Jack hat seine Tasche da draußen gelassen.»
    «Wie lange ist das her?»
    «Gleich nachdem du nach oben gegangen bist.»
    Marty warf einen Blick auf seine Uhr und runzelte die Stirn. Er versuchte sich zu erinnern, wann er nach oben gegangen war, um zu duschen und zu packen.
    «Sie sind jetzt ungefähr eine Stunde draußen», sagte sie zu ihm. «Du hast sehr lange gebraucht, Martin… Wo willst du jetzt hin?»
    «Nach draußen, um Jack zu holen. Ich will mich ein paar Minuten mit ihm unterhalten, bevor wir losfahren.»
    «Sprich doch im Auto mit ihm oder im Hotel.»
    «Versteh mich nicht falsch, Lily, aber wenn er etwas darüber weiß, wer Morey erschossen hat, dann wird er in deiner Anwesenheit nicht darüber reden. Kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.»
    Lily schnaubte. «Dir gegenüber hat er auch nicht gerade ein großes Mundwerk bewiesen, oder?»
    «Ich glaube, dass ich inzwischen etwas stärkere Druckmittel habe.»
    Das weckte ihre Aufmerksamkeit. «Die hast du unter der Dusche gefunden?»
    «Schließ die Türen hinter mir ab.»
    «Sei nicht albern. Auf mich hat niemand geschossen. Ich bin der gute Mensch in dieser Familie.»
    Marty schmunzelte. Er konnte nicht anders. Das war sicher ihre Absicht gewesen. «Ich meine es ernst, Lily. Die Hintertür habe ich schon abgeschlossen, und ich werde draußen an der Vordertür warten, bis ich höre, dass du den Schlüssel im Schloss umdrehst. Und pack eine Reisetasche, während ich draußen bin.»
    Lily seufzte ärgerlich und stand auf, um ihm zur Tür zu folgen. «Gepackt habe ich längst. Innerhalb von fünf Minuten.
    Ein Wunder, dass ihr Männer überhaupt was erledigt kriegt, so lahm wie ihr seid.»
    Kaum war er vor die Tür getreten, spürte Marty, wie sich die Schweißperlen auf seiner Haut sammelten. Es war noch immer so heiß und drückend, dass einem die Luft wegblieb. Im Westen hatten sich die Wolken verdunkelt und verursachten eine jener vorzeitigen Abenddämmerungen in unheimlichem Graugrün, die einem Sommergewitter vorausgehen und die die wahren Farben so verfälschen wie eine billige Sonnenbrille mit gelben Gläsern. Der gewundene Kiespfad, der vom Haus aus zwischen den hinteren Anzuchtbeeten hindurchführte, wirkte in diesem seltsamen Licht schattig, grau und glanzlos.
    Er hatte Morey geholfen, den Kies abzuladen, hatte den kleinen Bagger gefahren, die Ladungen aufgeschüttet und aufgepasst, dass der Bagger nicht nach hinten kippte, wenn er die Schaufel hob. Der Kies war ungewöhnlich und von höchst ausgefallener Qualität, Lastwagen hatten ihn aus einer Grube nahe der kanadischen Grenze angeliefert, in der Quarz, Achat und andere Mineralien das Gestein in glitzernden rosa, lila und gelben Streifen äderten. Er war beinahe in Ohnmacht gefallen, als Morey ihm gesagt hatte, was er dafür bezahlt hatte.
    Aber die billigen Kieselsteine sind alle grau, Martin, und unsere alte Dame hasst grau. Das rührt vom Lager her, glaube ich. Dort war alles grau, und nichts funkelte. Siehst du, wie diese Kieselsteine in der Sonne funkeln? Das wird ihr

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