Monkeewrench 03 - Mortifer
Straßensperre einfach um!«
Oh, das ist wirklich wunderbar, dachte Harold. Er saß mitten in der Schusslinie zwischen seiner wütenden Frau und einem gestressten Jungen mit einem automatischen Gewehr. Er warf Jean einen warnenden Blick zu, dann wandte er sich an den Soldaten, zwang sich zu einem dünnen Lächeln und gab sich die größte Mühe, vernünftig zu klingen, auch wenn seine Geduld sich dem Ende zuneigte. »Hören Sie, Soldat, wir möchten einfach nur nach Hause zu unserem Jungen. Das werden Sie doch sicher verstehen?«
»Selbstverständlich, Sir, aber wir haben unsere Befehle«, wiederholte der Soldat.
»Und was sollen wir jetzt tun? Außen herumfahren, bis Sie mit Ihren Kriegsspielen fertig sind?«
»Das ist Ihre Sache, Sir. Ich erledige hier nur meinen Job.«
»Uns die Heimfahrt zu verbieten ist aber nicht Ihr Job. Ich möchte mit Ihrem befehlshabenden Offizier sprechen, auf der Stelle. Und wenn Sie sich weigern, dann werde ich diesen Truck wenden und bis zum nächsten Telefon fahren, und dann können Sie Ihre Erklärungen dem Sheriffs Department von Missaqua County vortragen.«
Der Soldat fühlte sich eindeutig unbehaglich in seiner Haut. Seine Blicke flogen zwischen Harold und Jean hin und her, und Harold meinte, ein Aufflackern von Bedauern und Schuld in seinen Augen zu erkennen. »Würden Sie bitte einen Augenblick warten, Sir, Ma’am? Ich muss meinen Vorgesetzten befragen.« Mit diesen Worten machte er zackig auf dem Absatz kehrt und marschierte zurück zu den Sägeböcken, wo der zweite Soldat abwartend gestanden und das Gespräch beobachtet hatte.
Harold war überrascht von der plötzlichen Reaktion und spürte, wie sich seine innere Unruhe allmählich verstärkte. Er zuckte erschrocken zusammen, als Jean seine Hand berührte.
»Irgendetwas stimmt da nicht«, flüsterte sie. Er bemerkte, dass sie zitterte, und verspürte tief in seinen Eingeweiden dieselbe Panik. »Irgendetwas ist passiert, etwas, das sie uns nicht sagen wollen …«
»Honey, bleib ruhig.« Harold legte seine Hand auf ihre und drückte sie, während er sich bemühte, seine Frau beschwichtigend anzulächeln. »Diese Jungs können schließlich nur tun, was man ihnen befohlen hat. Wenn sie Befehl haben, die Straße zu sperren, dann lassen sie nicht mal ihre eigenen Mütter durch. Ein Offizier wird sicher vernünftiger reagieren.«
Er beobachtete die beiden Soldaten durch die Windschutzscheibe. Der Sommersprossige stand beim Jeep und unterhielt sich über Funk mit irgendjemand. Der zweite Soldat beobachtete unverwandt den Pick-up.
Harold rieb sich mit der Hand über den Hals, um den Schweiß abzuwischen. Der verdammte Truck war eine Sauna, wenn man nicht fuhr, und das dauerte alles viel zu lange. »Warte hier. Ich gehe nachsehen, was jetzt schon wieder der Grund für die Verzögerung ist.«
Der Sommersprossige hatte eben den Hörer des Funkgeräts aufgelegt, als er hörte, wie die Tür des alten Trucks quietschend geöffnet wurde. Er drehte sich um und sah, wie Harold Wittig ausstieg. Sein erster Gedanke war, dass der Mann aussah wie Superman aus einem Comicheft, mit einer schwarzen Locke in der Stirn und den Armen und Schultern eines Gewichthebers. Sein zweiter Gedanke war kaum als solcher zu bezeichnen – nichts weiter als eine instinktive, animalische Reaktion auf einen Reiz. Er wirbelte herum wie eine Ballerina – allerdings eine, die den Tod brachte –, riss sein Gewehr hoch und zielte damit direkt auf Harold Wittigs Körper, und noch bevor er zum Stillstand kam, hatte sich auch sein Partner hingekauert und das Gewehr im Anschlag. »Bleiben Sie, wo Sie sind!«
Harold blieb wie angewurzelt stehen und starrte voller Unglauben auf die Waffen. Er blinzelte erst, als seine Augen anfingen zu brennen. Er schloss den Mund, schluckte, dann fragte er mit leiser Stimme: »Habt ihr Jungs den Verstand verloren? Was zur Hölle glaubt ihr eigentlich, was ihr da tut?«
Die Stimme des Soldaten klang ein wenig zittrig, doch der Lauf seiner Waffe blieb auf Harold gerichtet. »Wir befolgen unsere Befehle, Sir, das ist alles.«
Harold starrte ihn ungläubig an. »Ihre Befehle? Hat man Ihnen etwa befohlen, das Gewehr auf einen unbewaffneten Zivilisten zu richten? Seit wann ist es der Job der Army, die Leute daran zu hindern, nach Hause zu fahren?« Er wollte einen Schritt nach vorn machen.
»Sir! « Der Soldat ruckelte energisch an dem Gurt, um das Gewehr an seiner Hüfte zu positionieren.
Harold erstarrte.
»Bitte kommen Sie
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