Monkeewrench 03 - Mortifer
vertuschen, und sie sind bereit, zu diesem Zweck Menschen umzubringen – einschließlich uns, nur weil wir ihnen zufällig dazwischengekommen sind.«
Grace schaute Sharon an, um zu sehen, wie sie auf Annies Worte reagierte. Es war nicht so einfach für sie – Sharon war ein guter Cop, genau wie Magozzi. Es war für sie so gut wie unmöglich, von Menschen, die ihre Ideale teilten, das Schlimmste anzunehmen. »In einem hat Annie auf jeden Fall Recht«, sagte Grace. »Wer oder was sie sind, macht an dieser Stelle keinen großen Unterschied. Wir müssen zusehen, dass wir irgendwie von hier verschwinden. Diese Leute sind überall in den Wäldern. Irgendwann werden sie den Rover finden, und wenn das passiert, sind wir hier in diesem Ort nicht mehr sicher.«
»Gütiger Gott …« murmelte Annie und starrte in den Spiegel, als wäre es nicht ihre Reflexion, die dort zu sehen war. »Das ist nicht das Einzige, was sie finden werden. Wir haben unsere Taschen in dem Café zurückgelassen …«
Sharon schloss die Augen. »O nein!«
Grace stieß zischend den Atem aus und warf einen Blick aus dem Fenster. »Wann wird es dunkel?«
»Gegen halb acht, acht«, sagte Annie automatisch, doch Sharon schüttelte den Kopf.
»Das ist in Minneapolis. So weit im Osten geht die Sonne eine halbe Stunde früher unter. In den Wäldern hier draußen wird es sogar noch schneller dunkel.«
Grace wägte das Risiko einer Flucht im Tageslicht gegen eine weitere Stunde Abwarten bis zum Einbruch der Dunkelheit ab. Es war eine jener Entscheidungen, die sie entweder retten oder das Leben kosten konnten, und Entscheidungen wie diese hatte sie noch nie jemand anderem überlassen. »Wir warten, bis es dunkel ist«, bestimmte sie. »Und wenn sich die Gelegenheit ergibt, können wir unterwegs unsere Taschen holen.«
»Wie stellst du dir das vor?«, fragte Sharon. »Diese Typen sind im Wald so gut wie unsichtbar, und wir können ganz sicher nicht einfach die Straße entlangspazieren …«
»Nicht auf der Straße, aber direkt daneben. Im Graben, und wenn es sein muss, noch mal auf dem Bauch. Und nicht auf dem gleichen Weg, auf dem wir gekommen sind. Wir wissen, dass dort Soldaten postiert sind, also probieren wir es in entgegengesetzter Richtung. Selbst wenn sie auf der Straße patrouillieren, dann in ihren Jeeps, und wir werden sie von weitem kommen hören.« Sie wandte sich direkt an Sharon. »Wie klingt das?«
Sharon lächelte fast. Dass Grace diese Frage überhaupt gestellt hatte, war nichts weiter als Höflichkeit – letzten Endes hätte Grace McBride getan, was sie für richtig hielt, egal, ob die anderen ihrer Meinung waren oder nicht. »Offen gestanden, es klingt danach, als würde man den Schwanz einziehen und weglaufen. Ich habe eine Waffe und zwei Abzeichen, und mein Job ist es, die bösen Jungs zu jagen, und nicht, vor ihnen davonzulaufen.«
»Honey, nicht mal Rambo würde sich gegen eine derartige Übermacht stellen«, sagte Annie.
»Zugegeben, sicher«, sagte Sharon und streckte den Arm aus, bis sie mit den Fingerspitzen das lange Fell des Stofftiers neben sich auf dem Bett berührte. Plötzlich erstarrte sie und runzelte die Stirn. Das Fell fühlte sich … klebrig an. Sie starrte das Tier an, strich noch einmal über das Fell, dann wanderte ihr Blick weiter nach oben und direkt in die glasigen Augen eines mausetoten Yorkshire Terriers. Irgendeine scheußliche Flüssigkeit war aus dem Maul des Tieres gelaufen und hatte sich auf dem Fell seiner Brust gesammelt, wo sie geronnen war – dem Fell, das sie soeben noch gestreichelt hatte. »O Scheiße!«, flüsterte sie erschrocken und sprang auf, die Hand weit von sich gestreckt. »Das ist kein Stofftier! Das ist ein gottverdammter echter toter Hund!« Mit diesen Worten rannte sie ins Badezimmer.
Grace und Annie traten zum Bett und starrten auf den kleinen Haufen Fell hinab. Selbst aus diesem Winkel sah er immer noch bemerkenswert nach einem Stofftier aus, und sie mussten sich noch tiefer vorbeugen, um das Ausmaß des Entsetzens zu begreifen, das Sharon ins Badezimmer hatte flüchten lassen.
Annie schloss die Augen, während Grace den Kadaver des Hundes untersuchte. Sie schob die Finger in das dichte Haar und betastete es, bevor sie sich schließlich wieder aufrichtete.
»Er hat kein Halsband und keine Marke«, sagte sie leise.
Annie rümpfte die Nase. Im Gegensatz zu Grace war sie nicht sonderlich vertraut mit dem Anblick des Todes. Tatsächlich hatte sie in ihrem ganzen Leben bisher
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