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Monkeewrench - 03 - Mortifer

Monkeewrench - 03 - Mortifer

Titel: Monkeewrench - 03 - Mortifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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als Tatsache konstatierte, doch er konnte einfach nicht anders. Eines Tages würde er ihm in einer solchen Situation auch mal beweisen, dass er sich irrte. Die Statistik gab ihm Recht. »Hab ich vielleicht die Abzweigung verpasst? Ich hab das Gefühl, als wären wir seit Stunden unterwegs.«
    »Siebenundfünfzig Minuten vom Büro bis zum Steinbruch, wenn du unterwegs nicht ein Stück Rotwild oder einen Bären rammst. Wie lange ist es her, dass du hier oben gewesen bist?«
    Halloran überlegte kurz, dann breitete sich Niedergeschlagenheit in ihm aus. »Abschlussparty, letzte Klasse.«
    Bonar seufzte. »Ja. Ich krieg jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich hier vorbeikomme. Hab seit damals keinen Fuß mehr in dieses Wasser gesetzt.«
    Der alte Kalksteinbruch, zu dem sie unterwegs waren, zog sich an der Nordgrenze des Countys entlang und war ungefähr so weit entfernt von jeglicher menschlichen Ansiedlung wie in diesem Teil des Staates nur möglich. Und damit war der See seit der Schließung des Steinbruchs und der Kalkbrennerei in den 1940ern ein idealer Platz für jede Teenagerparty. Fünfzehn Meter unter dem Grundwasserspiegel war kein Kalk mehr zu finden gewesen; nach der Schließung waren nach und nach unterirdische Quellen aufgebrochen, die das hässliche, von Maschinen gegrabene Loch mit ihrem eisigen Wasser gefüllt hatten. Halloran dachte gerne über diese Tatsache nach – der Mensch arbeitete jahrzehntelang, um ein Stück Erde in etwas Hässliches zu verwandeln, und die Natur bedeckte die Narben in einem einzigen kurzen Augenblick, wenn man sie nur lange genug in Ruhe ließ, um ihren Job zu erledigen.
    Das Wasser und die Isoliertheit machten den Steinbruch zu einem Ort, der Teenager und Bierfässer magnetisch anzog, und regelmäßig passierte irgendetwas Schlimmes. Wie bei ihrer eigenen Abschlussparty vor fast zwanzig Jahren, als Howie Dexheimer in das eiskalte schwarze Wasser gesprungen und verschwunden war, als hätte der Steinbruch ihn mit Haut und Haaren verschluckt. Jeder Taucher im County hatte im tiefen Wasser nach dem Leichnam gesucht, doch sie hatten ihn nie gefunden. Soweit jeder wusste, lag Howie Dexheimer noch immer irgendwo dort unten.
    »Du glaubst, er ist es?«, unterbrach Bonar die Gedanken Hallorans, als hätte er ihn belauscht.
    »Gütiger Gott, hoffentlich nicht! Ich möchte Howies Leiche nach zwanzig Jahren im Wasser ganz bestimmt nicht sehen!«
    Wenn Bonar angestrengt nachdachte, pflegte er das Gesicht stets zu einer Grimasse zu verziehen. »Vielleicht ist es gar nicht so schlimm. Das Wasser ist viel zu kalt, als das irgendwas darin leben könnte, einschließlich der meisten Bakterien. Die Leiche könnte mehr oder weniger perfekt konserviert sein, falls der Alkaligehalt nicht zu hoch ist.«
    Halloran zuckte zusammen. Die Vorstellung eines perfekt erhaltenen Howie Dexheimer war beinahe noch schlimmer.
    Fünfzehn Minuten später erreichten sie die zweispurige Piste, die sich wie eine Schneise in den Wald hineinzog. Deputy Walter Simons blockierte mit gespreizten Beinen und vor der Brust verschränkten Armen die Zufahrt, ein schillernder Gockel mit einem Elvis-Haarschnitt, der versuchte auszusehen wie der Koloss von Rhodos.
    Halloran hielt neben ihm und öffnete das Fenster. »Erzähl mir was, das ich noch nicht weiß, Simons.«
    Simons versuchte vergeblich einen Schwarm Mücken zu vertreiben, der um seinen Kopf herumschwirrte. »Diese gottverdammten Viecher stechen wie die Irren, wusstest du das?«
    »Wusste ich.«
    »Na ja, es ist jedenfalls nicht der arme Howie Dexheimer. Ich hab einen Blick auf die Leiche erhascht, als sie rausgezogen wurde, und Howie hatte nie so lange Haare.«
    »Haare wachsen nach dem Tod noch eine Weile weiter«, klärte Bonar ihn auf.
    »Tatsächlich?«
    »Sagen jedenfalls einige Leute.«
    »Binden Tote sich anschließend die lang gewachsenen Haare auch im Nacken mit einem Gummiband zu einem Pferdeschwanz zusammen?«
    »Wohl kaum.«
    »Siehst du, da haben wir’s. Außerdem meint Doc Hanson, dass dieser Typ älter war, mindestens Mitte zwanzig, und er hat nicht allzu lange im Wasser gelegen. Keine Ausweise, nichts. Nackt wie ein Eichelhäher. Willst du Cleaton mit seiner Truppe rauskommen lassen? Noch zehn Minuten bei diesen Mistviechern, und mir fehlt ein Liter Blut!«
    Vielleicht zweihundert Meter weiter voraus verbreiterte sich die zweispurige Piste zu einer weiten Grasfläche, die verstopft war mit Wagen – Doc Hansons alter blauer Station Wagon, drei

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