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Monkeewrench - 03 - Mortifer

Monkeewrench - 03 - Mortifer

Titel: Monkeewrench - 03 - Mortifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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müssen. Aber wir haben uns nicht dagegen entschieden, einen Fluchtversuch zu unternehmen, weil wir Angst haben. Wir haben uns dagegen entschieden, weil es Selbstmord wäre.«
    Lee wartete einen Moment, bevor er wieder sprach. Er reagierte instinktiv auf jene Blicke, die Frauen manchmal wechselten, wenn sie erst zu dem Entschluss gekommen waren, dass die Männer, mit denen sie es zu tun hatten, Idioten waren. Wenn Frauen erst an diesem Punkt angekommen waren, war jeder Versuch, vernünftig mit ihnen zu reden, als würde man sich selbst mit einem Hammer eins über den Schädel ziehen. Sinnlos. Es war besser, sich davonzustehlen und zu tun, was getan werden musste, und sie später einsehen zu lassen, dass man Recht gehabt hatte.
    »Ich brauche meine Waffe«, sagte er leise.
    Grace trat einen Schritt näher, sodass er ihre Augen sehen konnte. »Das ist wirklich schade, weil wir eine weitere Waffe gut gebrauchen könnten, nachdem diese falschen Soldaten Sie erschossen haben.«
    Lee brachte tatsächlich ein Grinsen zustande, wenngleich niemand es im Dunkeln richtig sehen konnte. »Sie sind eine harte Nuss, Lady«, sagte er, dann streckte er ihr die Hand entgegen. »Deputy Douglas Lee von der Missaqua-County-Dienststelle. Ich hab Ihren Namen nicht behalten.«
    Die Hand schwebte für einen langen Moment in der Luft, während Grace versuchte, die Geste zu verarbeiten. Hart, vielleicht. Unhöflich – niemals. Sie wechselte die Sig in die Linke und nahm die dargebotene Hand. »Grace MacBride.«
    »Erfreut, Sie kennen zu lernen, Ms. MacBride.« Sein Blick schweifte suchend durch den Kellerraum. »Und die Frau, die ich im Gebüsch gefunden habe?«
    »Annie Belinsky«, sagte Annie gedehnt. »Die Frau, die Sie im Gebüsch angegriffen haben.«
    Lee senkte den Blick zu Boden. »Ich muss mich dafür entschuldigen. Ich hätte nie geglaubt, dass ich irgendwann einmal in meinem Leben Hand an eine Lady legen würde. Bitte verzeihen Sie, Ma’am.«
    Grace reichte ihm seinen Revolver mit dem Kolben zuerst, und er nahm die Waffe und schob sie mit einer glatten, geschmeidigen Bewegung in das Halfter an der Hüfte. Dann ging er zur Tür. Sein Gang wurde von einem Schritt zum anderen sicherer.
    Er ist ein Riese, dachte Grace, als er an ihr vorbeiging. Und er wirkt stark, fast wieder gesund. Sie wusste sehr wohl, dass Männer nicht automatisch kompetenter waren als Frauen, nur weil sie größer und stärker waren und eher imstande zu bewerkstelligen, was eine kleinere, schwächere Person nicht schaffte. Manchmal jedoch war es ein Trost, sich zu wünschen, es wäre so. Es war Teil des Rätsels Mann und so tief verwurzelt in der weiblichen Psyche, dass die Frauen es einfach glauben wollten, ob es nun Sinn ergab oder nicht. Vielleicht gab es ja doch einen Gott und Wunder, und das mit der biologischen Überlegenheit des Mannes stimmte, und Deputy Lee fand einen Weg nach draußen und kehrte zurück, um sie alle zu retten. Wäre das nicht schön? Grace schloss die Augen. Du denkst genauso von Magozzi, selbst du, trotz allem, was du gesehen und erlebt hast, und weißt, selbst du hast immer noch den sehnlichen Wunsch, an Märchen zu glauben.
    Deputy Lee öffnete die innere Tür, die zur Kellertreppe nach draußen führte, dann drehte er sich um und blickte die Frauen an, die in einem kleinen Halbkreis niedergeschlagen dort standen und ihm hinterhersahen. Ihm wurde bewusst, dass er ihre Gesichter nicht gesehen hatte, nicht deutlich jedenfalls, und dass er keine von ihnen auf der Straße wiedererkennen würde und dass sie, falls er es, was Gott verhindern mochte, nicht rechtzeitig zu ihnen zurück schaffen würde, tot wären und er nicht imstande wäre, eine vernünftige Beschreibung zu liefern. Wenigstens hatte er ihre Namen.
    Er lächelte freudlos. »Na dann, bis später, schätze ich.«
    Die drei Frauen sahen ihm in bekümmertem Schweigen hinterher, als er die Stufen hinaufschlich und langsam die schräge Sturmtür nach draußen aufklappte. Ein Strahl bleichen Mondlichts fiel auf die Treppe und den dunklen festgestampften Erdboden an ihrem Fuß. Sie alle starrten ihm nach und sahen, wie der Lichtstrahl immer schmaler wurde, als sich die Sturmtür von außen mit einem leisen Klappern wieder schloss.
    Draußen richtete Lee sich auf, atmete tief durch und blickte sich vorsichtig um. Schatten. Nichts außer schwarzen, lautlosen Schatten ringsherum. Er hatte seine Neun-Millimeter-Pistole in der Hand, entsichert, und er konnte den Schweiß seiner eigenen

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