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Monkeewrench 04 - Memento

Monkeewrench 04 - Memento

Titel: Monkeewrench 04 - Memento Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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dem Schlafzimmerfenster lupfte eine dünne, perfekt gezogene Linie aus Licht den schwarzen Vorhang des Horizonts, und die Dunkelheit im Zimmer wurde heller. Dieses Zimmer, Schauplatz von Himmel und Hölle, in ein und demselben Leben.
    Noch ehe das erste Zwitschern des frühesten Vogels erklang, setzte Emily die Füße auf den Boden, krümmte sich unter einer Welle quälender Schmerzen, bis ihr Kopf fast auf den Knien lag. Sie kniff die Augen fest zu und sah wirbelnde, sprühende Mühlräder aus Licht.
    Ein altes, verbrauchtes Bündel, eine winzige Frau, ein zusammengefaltetes Päckchen aus grauem Haar und spitzen Knien, allein in einer Kammer der Qual, während draußen unerklärlicherweise die Vögel den Morgen mit vereinzeltem, fröhlich unharmonischem Gesang willkommen hießen.
    Sie tat Dinge, die sich angesichts der lästigen Pflichten dieses Morgens seltsam ausnahmen, machte sich ihren Haferschleim und aß ihn, trank ihre kostbare Tasse Kaffee und spülte dann die Schüssel, die Tasse und die Untertasse mit dem verblassten Rosenmuster sorgfältig ab. Dieses Muster war schon immer da gewesen, und sie war erstaunt, dass sie es jahrelang kaum bemerkt hatte. Alles wirkte schärfer, klarer, als hätte sie die Welt über Jahre hinweg durch eine leicht unscharfe Linse betrachtet.
    Dann ging sie zu dem alten Waffenschrank im Esszimmer.
    Die Pistole lag in ihrer rechten Hand, sie schloss arthritische Finger darum. Es fühlte sich gut an, richtig. Wie lange war es her, dass sie sie zuletzt benutzt hatte? Fünf oder sechs Jahre? Das letzte Mal, als sie das Eichhörnchen erschossen hatte, das unter den Öllaster gekommen war und keuchend und zerquetscht, mit glasigen Augen in der Auffahrt lag.
    Emily war eine hervorragende Schützin. Dafür hatte Lars gesorgt, damals, als Fuchs und Bär noch ungehindert durch die Hühnerställe und die abgelegenen Höfe des ländlichen Minnesota streiften. «Du lernst schießen, Emily, und wenn es nötig ist, schießt du auch.» Das war seine einzige Reaktion auf ihr entsetztes Schaudern, als er ihr die nagelneue Pistole zum ersten Mal in die Hand gab. Und sie hatte gehorcht. Wie unglaublich fern lag ihr damals die letzte Tat, die sie mit dieser Waffe vollbringen würde. Wie unvorstellbar das damals gewesen war! Zu töten, sorgfältig geplant und durchdacht, und dabei nichts zu empfinden als das übliche kalte, trostlose Unbehagen vor einer unangenehmen Aufgabe.
    Schreckliches, bösartiges Weib, dachte sie, als sie auf die Veranda hinaustrat. Keine Reue zu empfinden, kein Schuldgefühl. Grauenvoll. Zutiefst verdorben.
    Die Sonne war noch nicht über die Wipfel der Pappeln geklettert, als sie vom Haus zu der unweit aufragenden Scheune hinüberging, und der Pfad durch das hohe Gras war dämmrig im ersten Morgenlicht.
    Vor ihrem geistigen Auge sah sie sich selbst in diesem Augenblick und musste laut lachen: eine verrückte alte Frau in einem ausgeblichenen Kleid und Gesundheitsschuhen, die mit einer Pistole in der Hand dahineilt, um zu töten, um alles zu Ende zu bringen, ehe es zu spät ist.
    Bei dem buschigen Hortensienstrauch bog sie um die Ecke und blieb stehen, als die gewaltige, uralte Scheune direkt vor ihr auftauchte, das Tor weit geöffnet wie ein gähnender, schwarzer Schlund.
    Plötzlich verschob sich der Schmerz in ihrem Bauch. Er wurde zu einem grellen Stechen im Kopf, und dann schoss ohne Vorwarnung Taubheit in ihre Arme.
    Ich darf die Pistole nicht verlieren, dachte sie töricht. Ich muss die Pistole festhalten. Ich spüre sie doch. Sie ist schwer, hängt so schwer von meiner Hand.
    Doch die Pistole lag am Boden, die Sonnenstrahlen glitzerten auf dem langen, polierten Lauf und schienen zu spotten, als Emily neben der Waffe zu Boden fiel. Sie konnte die Lippen nicht bewegen, der Aufschrei blieb in ihrem Kopf.

    Nein, lieber Gott, bitte nicht. Nicht jetzt. Ich muss ihn doch erst noch umbringen.

KAPITEL 1

    Für Minneapolis war es ein lausiger Winter. Die versprochenen Schneestürme waren allesamt weit nach Süden abgedriftet und hatten den Schnee, der doch eigentlich für Minnesota bestimmt war, in anderen Staaten abgeladen, die ihn weder brauchen konnten noch verdient hatten. Iowa zum Beispiel.
    Die Bewohner von Minnesota sahen unterdessen missmutig zu, wie ihre Rasenflächen unter den gelegentlichen Regenschauern immer grüner wurden, während die Schneemobile in der Garage verstaubten. Ein paar ganz Hartgesottene unternahmen die kurze Reise nach Iowa, um dort ihre neuesten

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