Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu
auf der Tastatur seines Notebooks. «He, Smith. Hier kommt das Beste, was Minneapolis zu bieten hat. Leo Magozzi und Gino Rolseth.»
Smith hörte auf zu tippen und erhob sich von seinem Stuhl. Wie Grace mit großem Erstaunen beobachtete, hatten die drei Männer einander innerhalb von Sekundenbruchteilen taxiert. Nicht anders als Frauen im Grunde beurteilten Männer sich ständig gegenseitig – aber bei Männern ging das immer so wahnsinnig schnell. Da gab es diesen einen Moment, in dem sie einander fest in die Augen sahen und sich anscheinend alles offenbarten, was sie übereinander wissen mussten. Frauen brachten sehr viel mehr Zeit mit belanglosem Smalltalk zu, während ihre eigentliche Aufmerksamkeit auf Oberflächlichkeiten gerichtet blieb. Magozzi hatte ihr das einmal erläutert.
Frauen achten auf Kleider, auf Make-up, Körpergewicht und alle möglichen anderen albernen Details …
Was für Frauen machen denn so was?
Frauen, die nicht so sind wie du, Grace. Sie suchen nach den kleinen Fehlern. Männer suchen zuallererst nach echten Schwächen. Als würden sie den Feind ausspähen.
Grace hatte ihn nur angelächelt. Das ist doch beides eine Art, den Feind auszuspähen, oder?
«Guten Morgen, Detective Magozzi, Detective Rolseth. Ich bin Special Agent John Smith. Leider hatten wir noch keinen rechten Erfolg damit, die Filmaufnahmen Ihres Mordfalls zurückzuverfolgen …»
«Das hat Grace uns schon erzählt.»
«… und wenn ich Ihren Vorgesetzten richtig verstanden habe, ist das MPD mit den Ermittlungen vor Ort auch nicht viel weitergekommen.»
Gino zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. «Na fein. Dann wissen wir ja jetzt schon mal, dass wir alle große Versager sind.»
«Ich wollte damit keinesfalls andeuten …»
«Ja, schon gut. Tut mir leid. Ich laufe heute Morgen extrem auf Sparflamme. Sie dürfen allerdings nicht vergessen, dass die Ermittlungen eigentlich erst gestern am späten Abend angefangen haben. Bis dahin lief unser Mord als Unfall. Ganz abschreiben sollten Sie die Polizei von Minneapolis also noch nicht.»
«Ganz im Gegenteil. Wir rechnen fest mit dem MPD. Und um das noch zu untermauern, bietet das FBI Ihnen jede nötige Unterstützung an. Falls Sie Hilfe vor Ort brauchen, sei es beim Sichten von Beweisen, bei der Anwohnerbefragung, der Spurensicherung oder der Vernehmung Verdächtiger, ist Paul Shafer, der zuständige Special Agent, gerne bereit, Ihnen zusätzliches Personal zur Verfügung zu stellen …»
«Vielen Dank, aber das ist alles bereits abgedeckt», unterbrach ihn Magozzi. Er stand immer noch, wie um sich eine Machtposition zu erhalten. «Gleich heute früh haben wir zwanzig weitere Beamte abgestellt, die das Gebiet zwischen dem Club, den unser Opfer gerade verlassen hatte, und der Stelle, an der es im Fluss gelandet ist, absuchen werden. Noch mehr Einsatzkräfte wären wirklich übertrieben.»
«Dennoch könnten ein paar zusätzliche Augen und Hände doch hilfreich sein.»
Jetzt setzte Magozzi sich doch Smith gegenüber an den Tisch, beugte sich vor und sah dem anderen Mann in die Augen. «Raus mit der Sprache, Smith. Mir ist heute Morgen nicht nach Spielchen zumute. Washington will den Fall für sich, stimmt’s?»
Smith hielt seinem Blick stand. «Anfangs hat man sich dahingehend ausgesprochen.»
«Das Gebiet hier fällt in keiner Weise in Ihren Zuständigkeitsbereich.» Magozzi sprach betont langsam und leise, wie er das immer tat, bevor er losbrüllte. Gino schloss ergeben die Augen und wartete. «Und vom Wunschdenken einmal abgesehen, verbindet unseren Fall bisher absolut nichts mit Ihren fünfen. Der Chief wird sich niemals freiwillig damit einverstanden erklären, den Ball an das FBI abzugeben.»
«Da haben Sie sicherlich recht, aber …»
«Dieser Fall gehört dem MPD, und wir können keine Horde von Anzugträgern gebrauchen, die uns den Tatort zertrampeln und potenzielle Zeugen oder Verdächtige vernehmen. Das haben wir alles schon oft genug erlebt. Sobald man anfängt, Aufgaben und Informationen über zwei Organisationen zu verteilen, geht immer alles Mögliche verloren. Kennen Sie das aus Washington, oder ist Paul Shafer etwa der einzige Idiot beim FBI?»
Smith lehnte sich in seinem Stuhl zurück. «Nein, bei Gott, das ist er wahrhaftig nicht.»
Gino konnte sich ein Kichern nicht verkneifen.
Smith fuhr fort: «Und denken Sie daran, ich sagte, man habe sich anfangs dahingehend ausgesprochen. Ich konnte es den Verantwortlichen aber wieder ausreden,
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