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Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu

Titel: Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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noch dran und schließen uns den Laden. Und wer bezahlt dann Alissas Studium?»
    Bert schnaubte nur. «Die kriegen uns für überhaupt nichts dran. Cheetah Bacheeta hat unseren feinen Inspector neulich abends auf dem Klo mit etwas Mundpropaganda erfreut, und ich hab alles auf Video.»
    Marian drehte den Kopf, um die Verspannungen im Nacken zu lindern. Sie kannte sich nicht mehr aus in der Welt. Die Männer waren allesamt Schweine, und das ganze Rechtssystem war im Arsch. «Meine Güte, Bert, du bist wirklich der größte Schleimbeutel von allen.»
    «Möglich. Aber Alissa wird studieren, und das ist das Allerwichtigste. Hat sie denn schon Zusagen?»
    Marian lächelte. «Ja, zwei. Aber sie wartet noch aufs Barnard College.»
    «Was ist denn das Barnard College?»
    «Der Hauptgewinn.»
    Bert lachte leise, griff in seine Manteltasche und zog einen Packen Scheine hervor. Einen auffallend dicken Packen, selbst für ein Wochenende. «Trinkgeld, Baby. Für Alissas Studium.»
    Marian fächerte ein paar Scheine auf und presste die Lippen zusammen. Den ganzen Mist, den ihr die Typen hier allabendlich servierten, nahm sie ohne mit der Wimper zu zucken hin, aber es brachte sie jedes Mal aus dem Konzept, wenn jemand nett zu ihr war. «Mein Gott, dabei habe ich heute doch nicht mal wem einen geblasen.»
    «Tja nun, was will man machen?»
    «Bert?»
    «Ja?»
    «Wie oft habe ich dir eigentlich schon gesagt, du sollst nicht nachts mit dieser Brieftasche in der Hand hier rausspazieren? Irgendwann wirst du ausgeraubt. Die ganze Stadt weiß doch, dass du das Geld immer mit nach Hause nimmst.»
    «Aber die ganze Stadt liebt mich auch, Püppchen. Gib der Studentin in spe einen Kuss von mir. Und sag ihr, die Jungs wollen sie alle nochmal sehen, bevor sie unserem kleinen Dorf hier für immer den Rücken kehrt. Schließt du ab?»
    «Mach ich das nicht immer?»
    Marian musste sich etwas Nasses von der Wange wischen, als der größte Schleimbeutel von allen aus der Tür war. Sie war todmüde. Seit fünfzehn Jahren schuftete sie sechs Tage die Woche: zwei Schichten im Diner, dann noch die Nachtschicht hier in der Bar. Die meiste Zeit fühlte sie sich wie durch die Mangel gedreht. Aber bei Gott, Alissa würde tatsächlich studieren, und das war der Anker, der sie am Untergehen hinderte.
    Als sie endlich abgeschlossen hatte und nur noch das Klappern der abgetretenen Absätze ihrer Cowboystiefel auf dem menschenleeren Parkplatz hörte, war der Himmel voller Sterne, die auf sie herunterschienen, auf all das, was sie war und was sie getan hatte, und der Mond machte ein überraschtes Gesicht. Vielleicht, dachte Marian, war es ja weniger wichtig, was man selbst tat, sondern viel entscheidender, was man anderen ermöglichte. Dem eigenen Kind beispielsweise.
    Sie wusste, dass Alissa schon schlafen würde, wenn sie heimkam. Außerdem wusste sie, dass auf der zerhackten, abgenutzten Arbeitsfläche in der Küche ein frischgebackener, wunderschön dekorierter Mandel-Schokoladen-Kuchen stehen würde, denn die Kleine buk ihrer Mutter jedes Jahr einen Geburtstagskuchen. Der war natürlich auch mit ein paar Schuldgefühlen gewürzt, weil Marian immer schon drei Arbeitsstellen gehabt hatte und dadurch einfach nicht die Zeit fand, zu Hause die Betty Crocker zu geben. Darum war Alissa selbst in diese Rolle geschlüpft. Auf dem Kuchen würden vierzig Kerzen stecken, dazwischen irgendein rührseliger Spruch aus braunem Zuckerguss und ringsherum buntverpackte Geschenke mit Kräuselband.
    Marians Gesicht war zu einer verwitterten Maske erstarrt, die garantiert kein Mann mehr haben wollte, ihre Knie schmerzten, die Hüfte war im Eimer, und die meiste Zeit spürte sie ihre Finger nicht mehr, weil sie schon seit Jahren schwere Tabletts schleppte. Und trotz alledem hielt sie sich für die glücklichste Frau der Welt.
    Auf der Windschutzscheibe ihres alten Ford Tempo glitzerten Tautropfen, sie wiesen ihr den Weg und verwandelten die Fichten, die neben dieser asphaltierten Schneise durch den Wald in die Höhe ragten, in Juninachts-Weihnachtsbäume. «Was bist du doch für ein Glückspilz», flüsterte Marian vor sich hin, während sie den Schlüssel zückte, um die Fahrertür aufzuschließen, das Herz offen für die Segnungen ihres Lebens. Selbst als sie das Stativ mit der Kamera schon vor sich sah, die Hand auf der Schulter und die kalte Klinge des Messers an der Kehle spürte, wollte sie noch nicht recht daran glauben, dass ihr etwas Schlimmes zustoßen könnte.

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