Monkeewrench 05 - Sieh mir beim Sterben zu
Kenntnis setzen, der vergangene Nacht in Ihrem Bezirk vor einem Etablissement namens Chesterfield’s verübt wurde.»
Am anderen Ende der Leitung blieb es auffällig lange still. «Wer sind Sie noch gleich, sagten Sie?»
«Special Agent Smith vom …»
«Das muss ich erst mit einem Rückruf in Ihrem Büro überprüfen.»
Smith fuhr zusammen. «Ich bin im Augenblick leider nicht in meinem eigenen Büro …»
«Ach so. Nun, Mr Smith, wo genau sind Sie denn? Vielleicht können wir uns ja gleich persönlich unterhalten.»
Smith fuhr nie aus der Haut, das konnte man sich beim FBI nicht erlauben. Aber dieser grobe Klotz verschwendete doch nur kostbare Zeit …
«Er glaubt, Sie sind irgendein Spinner», bemerkte Grace.
«Oder der Mörder», fügte Annie hinzu.
Kurz entschlossen griff Grace nach ihrem eigenen Telefonhörer. «Chief Frost? Hier spricht Grace MacBride von Monkeewrench in Minneapolis. Wir haben Ihnen vor zwei Tagen unsere Software zugeschickt.»
«Oh, hallo. Ja, die ist gestern angekommen. Vielen Dank. Aber jetzt bin ich doch etwas verwirrt. Erst habe ich einen Typen an der Strippe, der behauptet, er wäre vom FBI, und jetzt plötzlich Sie …»
«Er ist wirklich vom FBI, Chief. Im Augenblick ist er bei uns im Büro, und wir haben Sie auf Lautsprecher gestellt. Wir unterstützen das FBI bei den Ermittlungen in einer Reihe von Mordfällen, die mit dem Internet in Verbindung stehen, und gerade haben wir einen Film von einem Mord auf dem Parkplatz des Lokals Chesterfield’s gesehen.»
«Einen Film? Wie, Sie meinen, im Kino?»
«Der Film steht im Internet.»
«Also, es tut mir wirklich leid, aber das ist ein bisschen schwer zu glauben …»
Grace schloss ergeben die Augen. «Die Frau wurde an die Stoßstange eines Ford Tempo gefesselt, dann wurde ihr die Kehle durchgeschnitten.»
«Großer Gott.»
«Hören Sie, Chief, wir schicken Ihnen alle Einzelheiten per Mail, sobald wir beide aufgelegt haben, aber jetzt müssen Sie umgehend Ihre Leute losschicken, damit sie den Tatort sichern, solange die Spuren noch frisch sind. Und Agent Smith möchte die örtliche FBI-Niederlassung hinzuziehen.»
Chief Frost seufzte, dann räusperte er sich. «Ich habe kein Problem damit, wenn das FBI dazukommt. Es gab allerdings keinen Mord. Nur einen Mordversuch. Die Frau hat überlebt, zumindest bisher. Sie liegt hier auf der Intensivstation, ihr Leben hängt am seidenen Faden. Und Sie schicken mir jetzt auf der Stelle diesen Film.»
Kapitel 17
Als Ole Olssen Gino zurückrief, hatte die Regenflut endlich nachgelassen, und zwischen den letzten verbliebenen Fetzen der Unwetterwolken schaute die Sonne hervor. Die beiden begannen das Gespräch mit einer Fortsetzung des Rezeptestreits, der ganz danach klang, als würde er sich noch einige Zeit hinziehen, und Magozzi nutzte die Gelegenheit, um aufzustehen und sich ein bisschen Bewegung zu verschaffen.
Er war schon fast am Eingang der City Hall, als plötzlich Chelsea Thomas mit einem Laptop unter dem Arm hereingestürmt kam. Sie trug das Haar heute offen, und er entdeckte platinblonde Strähnchen darin, die ihm am Abend zuvor, als sie es zum Knoten gesteckt hatte, entgangen waren. Als sie ihn sah, deutete sie ein Lächeln an, doch ihre Augen blickten weiterhin besorgt. «Haben Sie einen Moment Zeit?», fragte sie ohne große Umschweife.
«Natürlich.»
Ihre Miene wurde etwas verlegen. «Zunächst einmal muss ich sagen, das mit gestern Abend tut mir wirklich leid …»
«Mir nicht.»
«Ich vertrage einfach keinen Alkohol. Das ist einer meiner größten Fehler.»
«Manche Männer würden das eher als Pluspunkt betrachten.»
Ihr Lächeln blitzte auf und verschwand dann gleich wieder. Heute Vormittag war sie durch und durch FBI. «Gibt es irgendwo einen Ort, wo wir uns in Ruhe unterhalten können?»
«Wie wär’s mit einem leeren Verhörzimmer?»
«Perfekt.»
Sie durchquerten das Morddezernat, wo Gino immer noch mit Ole Olssen plauderte. Als er Chelsea sah, schossen seine Augenbrauen ruckartig in die Höhe. «Der Kerl da am Telefon ist mein Partner, Gino Rolseth.»
Chelsea winkte ihm zu, und Gino strahlte sie an, wie er das immer tat, wenn er ein hübsches Gesicht sah. «Er sollte besser dabei sein.»
Nun zog Magozzi die Brauen hoch, dann machte er Gino ein Zeichen und wies mit dem Daumen über die Schulter zum Verhörzimmer. Gino hielt einen Finger hoch und nickte. Als sie sich im Nebenraum niederließen, um auf Gino zu warten, sagte Magozzi: «Ich wollte Sie
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