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Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Monkeewrench 06 - Todesnaehe

Titel: Monkeewrench 06 - Todesnaehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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sie sich in diesen Klamotten jetzt schwer und eingeengt. Aber sie würde sich schon wieder daran gewöhnen.
    Im Büro-Loft duftete es nach Kaffee und Zimt – jemand hatte einen großen Teller mit Karamellbrötchen bereitgestellt. Charlie lag schlafend auf dem Sessel neben Grace’ Schreibtisch, und Annie, Roadrunner und Harley starrten wie gebannt auf ihre Bildschirme und merkten erst nach ein paar Minuten, dass Grace in der Tür stand. «Gab’s irgendwas, während ich duschen war?»
    Sie sahen alle zu ihr hin, und die Besorgnis stand ihnen wie mit Neonfarbe ins Gesicht geschrieben. Grace spürte, wie sich ihr Magen angstvoll zusammenkrampfte. «Was ist passiert?»
    «Magozzi hat eben angerufen, Schätzchen», sagte Annie sanft. «Don Kardon wurde letzte Nacht ermordet. Es tut mir so leid.»
    Grace sah sie lange und unverwandt an. Sie hatte den Mann erst vor drei Monaten kennengelernt, sie waren keineswegs eng befreundet gewesen, hatten einander aber doch großen Respekt entgegengebracht. Don Kardon war ein Einzelgänger mit einer dunklen Vergangenheit. So etwas kannte Grace selbst nur zu gut, und dieses gegenseitige Verständnis hatten beide sofort gespürt. Und nun war er tot.
    Mit einer leise gemurmelten Entschuldigung zog sie sich zurück, und ihre Freunde wussten, dass sie ihr nicht folgen durften. Grace trauerte grundsätzlich allein.

    Seit er denken konnte, hatte Roadrunner die Welt immer völlig anders gesehen als andere Leute. Mit fünf hatte er an einer Straßenböschung ein kaputtes Radio gefunden, sich dessen Innenleben angeschaut und sofort gewusst, wie man es reparieren konnte. Die Drähte und Schaltplatten waren für ihn nicht nur kaputte Einzelteile – in seinem Kopf bildeten sie eine in sich geschlossene, dreidimensionale Welt, die sich ihm durch Bilder verständlich machte. Und die sehr viel besser war als die Welt, in der Roadrunner damals lebte. So hatte er schon im Kindergartenalter eine Möglichkeit gefunden, seiner eigenen Wirklichkeit zu entfliehen.
    Als er zehn war, half er heimlich und für einen Hungerlohn in einer Werkstatt für Elektrogeräte aus, reparierte alles, vom schicken Toaster bis hin zum Computer, und lernte so die komplizierten Funktionsweisen sämtlicher Geräte, die eine Schaltplatte oder einen Chip enthielten. Sein Talent verdankte sich einer zufälligen Anordnung der Gene, doch indem er seine Fähigkeiten gezielt ausbaute, hatte er sich zu einem wahren Programmiergenie entwickelt, das noch nie an seine Grenzen gestoßen war. Bis jetzt.
    Fassungslos starrte er auf John Smiths Festplatte, ein hochkomplexes Durcheinander aus verschiedensten Programmiertechniken, die ihn vor diverse Rätsel stellten. Und schier verzweifeln ließen. Zum ersten Mal in seinem Leben sah er eine Maschine vor sich und wusste nicht instinktiv, wie sie zu reparieren war. «Was für ein Chaos», murmelte er vor sich hin.
    Am anderen Ende des Büros blickte Annie von den Papieren auf, die sie gerade durchsah. «Was ist, Herzchen?»
    Roadrunner hob beide Hände in einer Geste vorläufiger Kapitulation. «Smiths Rechner. Die Programmierung ist total verdreht, ich kapier’s einfach nicht.»
    Annies perfekt gezupfte Brauen wanderten in die Höhe. «Das sieht dir aber gar nicht ähnlich, so in die Sackgasse zu geraten. Was ist denn los?»
    «Keine Ahnung. Vielleicht sehe ich ja langsam Gespenster, aber für mich sieht das so aus, als hätte er in die Monkeewrench-Programmiersprache eingegriffen. Ich finde aber keine Kommandozeilen dafür.»
    Jetzt horchte auch Harley auf, erhob sich von seinem Schreibtisch und kam zu Roadrunner herübergestapft. Annie, die sich grundsätzlich keinen Spaß entgehen ließ, stand ebenfalls auf und stöckelte auf rubinroten Stilettos – hoffnungslos aus der Mode, aber die einzigen noch ungetragenen Schuhe, die sie hier bei Harley im Schrank hatte – quer durch den Raum.
    «Wie, eingegriffen?» Harley starrte mit zusammengekniffenen Augen auf den Bildschirm.
    Roadrunner hämmerte noch ein paar Befehle in seine Tastatur und deutete dann mit ausgestrecktem Finger auf den Monitor. «Seht ihr, das ist das Seltsame. Ich kann auf seiner Festplatte nur noch eine partielle Signatur unserer Programmierung erkennen, und die ist so korrupt, dass ich einfach nicht rauskriege, was er damit vorhatte.»
    Harley grunzte nur. «O Mann, ich hasse Amateure.»

KAPITEL 28
    A m Donnerstagmorgen erwachte Magozzi von seinem Radiowecker, von dem Krakeelen der rücksichtslosen Rüpel, die ihre

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