Monster
könnte. Er hat seine Frau in Stücke geschnitten und in die Kühltruhe gepackt. Und die einzelnen Teile beschriftet wie ein Metzger - Lende, Kotelett und so weiter. Randall hat seine Eltern erschossen - er war irgendwie nazimäßig drauf und dachte, sie wären Teil einer zionistischen Verschwörung. … wen haben wir da noch … Ach ja, der andere Schwarze. Pretty. So heißt er. Monroe Pretty. Hat seine Kinder umgebracht. Vier Stück. Allesamt noch klein. In der Badewanne hat er sie ertränkt. Eins nach dem anderen. Sam Paz - der Mexikaner - ist bei der Hochzeit seines Bruders ausgerastet. Hat seinen Bruder und seine Mutter erschossen, und ein paar Leute, die zufällig herumstanden. Insgesamt waren es wohl sechs Tote. Der Riese, Chet Bodine, hat wie ein Einsiedler gelebt und ein paar Camper umgebracht.
So viele Irre und nur so wenig Zeit…
Ich sagte: »Alle bis auf Chet haben sich an Familienmitgliedern vergriffen.«
»Eigentlich war Chet gar nicht für die Gruppe vorgesehen«, erklärte Heidi. »Er hat davon gehört und Ciaire gefragt, ob er mitmachen darf. Weil er sich verbal so gut artikulieren kann, dachte sie, dass er die anderen vielleicht stimulieren könnte, und hat eingewilligt. Aber Sie haben Recht. Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht, aber es sieht so aus, als hätte sie ein besonderes Interesse an Mördern von Familien gehabt.«
Milo fragte: »Haben Sie eine Ahnung, warum?«
Sie zog eine Haarnadel aus dem Knoten und steckte sie wieder zurück. »Um ehrlich zu sein, wahrscheinlich hat es gar nicht mal so eine Bedeutung. Hier gibt’s jede Menge Jungs, die Familienmitglieder umgebracht haben. Passiert das nicht meistens, wenn Leute ausrasten, die verrückt sind? Peake zum Beispiel, ich meine, er hat doch auch bei seiner Mutter angefangen, oder? Zuindest hat Ciaire mir das erzählt.«
»Was hat Sie ihnen sonst noch über Peakes Verbrechen erzählt?«
Sie berührte ihre Nasenspitze. »Nur, was er getan hat. Seine Mutter und eine ganze Familie. Was hat das damit zu tun, dass Claire umgebracht wurde?«
»Vielleicht überhaupt nichts«, sagte Milo. »Sie werden also weiter mit Peake arbeiten?«
»Ich glaube schon. Wenn Sie wollen. Viel erreichen tue ich allerdings nicht.«
»Bringen Sie sich nicht in Schwierigkeiten, Heidi. Aber ich bin Ihnen für alles dankbar.«
»Sicher«, sagte sie und biss sich auf die Lippe. »Gibt es irgendein Problem?«
»Wie ich Ihnen schon gesagt habe, wollte ich eigentlich hier aufhören, und im Moment warte ich nur noch darauf, dass Sie rausfinden, wer Ciaire ermordet hat.«
»Ich wollte, ich könnte Ihnen sagen, dass es nicht mehr lange dauert, Heidi. Aber wo Dr. Delaware schon mal hier ist, kann er ja mal sein Glück bei Peake versuchen.«
»Klar«, sagte sie. »Nur zu.«
Die Tür schloss sich hinter mir mit einem Zischen.
Ich stand auf halber Strecke zwischen Tür und Bett und beobachtete Peake. Wenn er sich meiner Gegenwart bewusst war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
Ich schaute ihm zu. Er machte Zungengymnastik. Wiegte sich hin und her, rollte mit dem Kopf und zitterte mit den Augenlidern.
Ich stand eine Weile unbeweglich in dem grauen Raum, bis ich mich allmählich form- und schwerelos fühlte. Meine Nase gewöhnte sich an den Gestank. Peakes Hände im Blick behaltend, rückte ich Stück für Stück an ihn heran. Ich beobachtete ihn einige Minuten, bis ich schließlich ein Bewegungsschema auszumachen glaubte.
Zunge raus, einrollen, hängen lassen, Zunge rein, dann den Kopf im Uhrzeigersinn kreisen lassen, und schließlich in der Gegenrichtung.
Das Ganze dauerte etwa zehn Sekunden, also sechsmal pro Minute, und dazu das stete Vor und Zurück seines Oberkörpers als Kontrapunkt.
Mir fielen weitere Details auf.
Sein Bett war nicht gemacht. Es sah aus, als würde es nie gemacht. Seine Hände ruhten auf zerknitterten Laken, die mit Schweißflecken übersät waren. Die Finger der linken Hand krallten sich in eine Falte des Lakens und waren nur zur Hälfte zu sehen.
Hände, die so viel Unheil angerichtet hatten … Ich rückte näher an das Bett heran, bis ich nur noch wenige Zentimeter entfernt war, und blickte von oben auf ihn hinab.
Keinerlei Veränderung. Ich ging in die Knie, bis ich mit Peake auf Augenhöhe war. Seine Augen waren fest geschlossen. An den Schläfen zeichneten sich kleine Fältchen ab, an denen sich erkennen ließ, dass er die Lider mit aller Gewalt zusammenpresste. Vor ein paar Minuten noch, in Gegenwart von
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