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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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davor bewahren, sich der üblichen Prozedur zu unterziehen. Und damit meine ich, Registrierung im Zentralrevier, U-Haft und so weiter. Sie waren ja mal bei der Truppe und wissen, wovon ich rede.«
    Dollard wurde puterrot. Er stammelte heiser: »Sie haben ja keine Vorstellung, in was für eine Scheiße Sie sich da reinreiten.«
    »Ich kann mir das sehr gut vorstellen, Frank. Wie wär’s, wenn wir auch noch die Medien mit ins Spiel bringen? Ein Haufen Fernsehdeppen mit ganzen Wagenladungen voller Kameras und allem Drum und Dran. Und ich ziehe vom Leder, von wegen, dass die Polizei einen Mordfall zu bearbeiten hat, der einem die Haare zu Berge stehen lässt, und Sie tun alles, um uns bei den Ermittlungen zu behindern. Bei der Gelegenheit sage ich dann auch noch, dass ihr Genies einen Massenmörder für geistig gesund erklärt und entlassen habt, der gleich darauf seine geistige Gesundheit dadurch unter Beweis stellt, dass er sich selbst auf den Müll kippt. Und wenn das alles richtig breitgetreten wird, mein lieber Frank, glauben Sie da, dass der Onkel Senator noch weiter seine schützende Hand über Swig halten wird? Von Ihnen ganz zu schweigen?«
    Dollard klappte die Kinnlade herunter, und er scharrte mit der Fußspitze im Sand herum. »Was zum Teufel soll das Ganze?«
    »Das wollte ich gerade Sie fragen, Frank. Denn was mich stutzig macht, ist die Art und Weise, wie Sie sich plötzlich anstellen. Bei ‘nem Ex-Cop erwartet man eigentlich was anderes. Und da frage ich mich natürlich, ob ich Sie vielleicht mal genauer unter die Lupe nehmen sollte.«
    »Machen Sie doch«, sagte Dollard, doch seine Stimme klang wenig überzeugend. »Tun Sie, was Sie nicht lassen können.«
    »Weshalb sind Sie plötzlich so anders, Frank?«
    »Ich bin nicht mit einem Mal anders«, sagte Dollard. »Das erste Mal, als Sie hier waren, war es Höflichkeit, beim zweiten Mal haben wir halt in den sauren Apfel gebissen, und mittlerweile entwickeln Sie sich zu ‘nem Störfaktor - sehen Sie sich doch mal an, was mit den Kerls da drin los ist. Was zum Teufel wollen Sie von mir?«
    »Dass Sie mich zu Peake bringen. Und danach sehen wir weiter.«
    Dollard scharrte noch ein wenig weiter im Dreck herum. »Mr. Swig ist in einer wichtigen Haushaltssitzung und darf nicht -«
    »Wer ist sein Stellvertreter?«
    »Niemand. Besuche werden ausschließlich von Mr. Swig genehmigt.«
    »Dann lassen Sie’s ihm ausrichten«, sagte Milo. »Ich gebe Ihnen fünf Minuten. Danach verschwinde ich von hier, und von da an läuft das Spiel nach ganz neuen Regeln. Wann hat man Ihnen das letzte Mal Fingerabdrücke abgenommen, Frank?«
    Dollard schaute zum Himmel. Irgendwo auf dem Hof stimmte jemand ein Geheul an.
    Milo sagte: »Okay, Doc, das war’s, wir gehen.«
    Wir waren höchstens zehn Schritte gegangen, als Dollard sagte: »Scheiß drauf. Sie haben zehn Minuten bei Peake. Aber keine Sekunde mehr.«
    »Irrtum, Frank«, sagte Milo, »ich habe so lange, wie ich will.«

28
    Wir betraten das Hauptgebäude. Lindeen Schmitz saß am Schreibtisch und telefonierte. Sie wollte Milo schon anlächeln, doch ein Blick von Dollard hielt sie davon ab.
    Während der Fahrstuhlfahrt zur Station C herrschte eisiges Schweigen. Die Doppeltüren glitten auf und gaben den Blick auf vier Patienten frei, die träge herumstanden. Die Krankenschwestern waren auf ihrem Stationszimmer und plauderten vergnügt, während aus dem Fernsehraum ein hohles Gelächter drang. Dollard stapfte voraus zu Peakes Zimmer, entriegelte das Gucklock, knipste den Lichtschalter an, während er das Gesicht verzog. Er entriegelte beide Schlösser, zog vorsichtig die Tür auf und warf einen kurzen Blick nach drinnen. »Nicht da«, sagte er. Er versuchte, verärgert zu klingen, doch sein Erstaunen war unübersehbar.
    »Wie kommt’s?«, fragte Milo. »Er verlässt doch angeblich nie sein Zimmer.«
    »Tut er auch nie«, sagte Dollard.
    »Vielleicht sieht er fern«, sagte ich.
    Wir gingen zu dem großen Raum und sahen uns um. Zwei Dutzend Männer in Khaki, die auf den Bildschirm starrten. Das Gelächter kam aus dem Fernseher - Tonkonserve einer Sitcom. Im Raum selbst lachte niemand. Peake war nirgends zu sehen.
    Als wir wieder auf dem Flur standen, wurde Dollard erneut puterrot vor Wut. Nicht untypisch für Dogmatiker, denen klar wird, dass sie sich im Irrtum befinden. Er wollte schon zum Stationszimmer rauschen, als ein schlurfendes Geräusch ihn aufhorchen ließ.
    Wusch wusch … wusch wusch … wusch wusch …

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