Monster
Abdeckungen für die Gucklöcher.
Auf halber Höhe des Flures standen zwei Schwarze mit verfilzten Dreadlocks an die Wand gelehnt. Aus der Entfernung wirkte es, als würden sie sich unterhalten, doch als wir näher kamen, sahen wir, dass ihre Gesichter völlig reglos waren, ihre Blicke leer und tot.
Sie sahen einander an. Der Mann auf der rechten Seite hatte die Hand im Hosenschlitz, und ich sah, wie sich unter dem khakifarbenen Stoff etwas rasch bewegte. Hatterson bemerkte es ebenfalls und schaute indigniert. Ein paar Meter weiter stand ein älterer Herr an die Wand gelehnt. Er war etwa siebzig Jahre alt, hatte weiße Haare wie Emil Starkweather und trug eine rahmenlose Brille. Über seinem beigen Hemd trug er eine weiße Strickjacke. Er las den Christian Science Monitor.
Jemand stieß einen Schrei aus. Jemand anderer lachte.
Die Luft war frostig. Wesentlich kälter als in Swigs Büro. Wir kamen an einem übergewichtigen grauhaarigen Mann vorbei, der auf einer Bank saß. Seine Arme waren so dick wie meine Oberschenkel, das Gesicht aufgedunsen und unförmig wie eine überreife Melone. Er sprang auf, und plötzlich war sein Gesicht direkt vor meinem, während er mir seinen heißen, säuerlichen Atem entgegenkeuchte.
»Wenn Sie sich verlaufen haben, da ist der Ausgang.« Er deutete auf eine der braunen Türen.
Bevor ich überhaupt reagieren konnte, tauchte eine junge Frau auf und packte ihn am Ellbogen.
Er sagte: »Wenn Sie sich verlaufen haben -«
Die Frau sagte: »Ist schon gut, Ralph. Niemand hat sich hier verlaufen.«
»Wenn Sie sich verlaufen haben -«
Die Frau trug ein grün gestreiftes Namensschild mit der Aufschrift: »H. Ott, PT-I«.
Die Pflegerin aus Claires Therapiegruppe. Sie trug ein Chambrai-Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln, das in eng anliegende Jeans gesteckt war, die ihre stramme Figur betonten.
Sonderlich groß war sie nicht, vielleicht einsfünfundsechzig und dazu noch schmal gebaut. Sie sah aus, als sei sie höchstens fünfundzwanzig - eigentlich zu jung, um als Autoritätsperson zu gelten. Ihr Haar war zu einem straffen Knoten zusammengefasst. Sie hatte ein längliches Gesicht mit ebenmäßigen kantigen Zügen und einem etwas zu energischen Kiefer und besaß blaue, weit auseinander stehende Augen und die rosige Gesichtsfarbe eines Farmmädchens. Ralph war fünfzehn Zentimeter größer und brachte mindestens siebzig Kilo mehr als sie auf die Waage. Reumütig dreinblickend ließ er sich von ihr festhalten.
»Ist ja alles gut«, sagte sie, »und jetzt ruhst du dich ein bisschen aus.« Sie drehte ihn herum. Ihre Bewegungen sanft und geschmeidig. Schmale Taille, kleiner Busen, langer, schlanker Hals. Ich konnte sie mir gut vorstellen, wie sie Volleyball am Strand spielte. Was stellten sich die Männer in Khaki wohl bei ihrem Anblick vor?
Ralph versuchte es erneut: »Wenn Sie sich verlaufen haben, da ist der Au -« Beim letzten Wort versagte ihm die Stimme.
Heidi Ott sagte: »Niemand hat sich hier verlaufen.« Diesmal lauter. Bestimmter.
Eine Träne kullerte aus Ralphs Auge. Heidi gab ihm einen sanften Stoß, und er schlurfte davon. Ein paar der anderen Männer hatten das Ganze beobachtet, doch der Großteil schien völlig desinteressiert.
»Entschuldigung«, sagte sie zu uns. »Er glaubt, er sei Fremdenführer.« Die blauen Augen schweiften zu Hatterson. »Na, Bill, immer schön fleißig?«
Hatterson warf sich in Pose. »Ich mache den Fremdenführer für die Herren, Miss Ott. Das ist Detective Sturgis vom LAPD, und das ist Doktor … entschuldigen Sie, aber ich habe Ihren Namen vergessen, Sir.«
»Delaware.«
Heidi Ott sagte: »Nett, Sie kennen zu lernen.«
Hatterson erklärte: »Die Sache mit Ralph ist die, dass er früher immer die Freeways entlanggefahren ist, um Leute einzusammeln, die eine Panne hatten. Denen hat er dann seine Hilfe angeboten, und dann hat er - «
»Phil«, sagte Heidi. »Sie wissen doch, dass wir hier Rücksicht nehmen auf die Privatsphäre anderer.«
Hatterson stieß ein kurzes, gepresstes Lachen aus und verzog ärgerlich den Mund. »Entschuldigung«, sagte er, doch es klang nicht sehr überzeugend.
Heidi Ott wandte sich an Milo. »Sie sind hier wegen Dr. Argent?« Sie wirkte angespannt - ihre Lippen waren zusammengepresst und blutleer, und auf ihrem Gesicht machten sich trotz ihrer jugendlich frischen Haut Fältchen breit.
»Ja, Ma’am«, sagte Milo. »Sie haben mit ihr zusammengearbeitet, ist doch richtig, oder?«
»Ich habe mit einer Gruppe
Weitere Kostenlose Bücher