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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Beziehung zu Dr. Argent unterhalten hat?«
    »Leider nicht.«
    »Hat sie mit irgendwelchen Ihrer Angestellten kontinuierlich zusammengearbeitet?«
    »Das müsste ich überprüfen.«
    »Bitte tun Sie das.«
    »Aber sicher. Es wird allerdings ein paar Tage dauern.«
    Milo ließ sich von mir die Personalakte geben, klappte sie auf und blätterte darin herum. »Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie uns dies hier überlassen haben. Als ich sie gesehen habe, bot sie einen ganz anderen Anblick.«
    Als ob er diese Bemerkung nicht an sich herankommen lassen wollte, wandte sich Swig an mich. »Sie sind Psychologe, Dr. Delaware? Auf dem Gebiet der Forensik?«
    »Klinische Psychologie. Mit gelegentlichen Gutachtertätigkeiten.«
    »Haben Sie schon jemals mit gefährlichen Psychotikern gearbeitet?«
    »Während des Praktikums habe ich sämtliche Abteilungen in Atascadero durchlaufen, aber das war’s auch schon.«
    »Atascadero war damals wohl ziemlich schweres Kaliber?«
    »Allerdings«, sagte ich.
    »Wohl wahr«, sagte er. »Bevor es uns gab, war das vermutlich die härteste Anstalt in dieser Richtung. Heutzutage haben sie in erster Linie mit MSDOs zu tun - Sexualverbrecher.« In seiner Stimme schwang ein abfälliger Ton mit.
    »Davon haben Sie hier doch auch welche, oder?«, sagte Milo.
    »Ein paar«, sagte Swig. »Wiederholungstäter in Sicherungsverwahrung, denen der Prozess gemacht wurde, als es gerade hieß, solche Leute gehören in eine Anstalt. Heutzutage wandern sie in den normalen Vollzug. Wir haben hier schon seit Jahren keinen mehr aufgenommen.«
    Bei dieser Formulierung musste man eher an eine Universität als an eine Irrenanstalt denken. Ich sagte: »Sind die Sexualstraftäter zusammen mit den gewöhnlichen Insassen untergebracht oder auch im obersten Stockwerk mit den 1368ern?«
    Swig betastete einen seiner Leberflecken. »Zusammen mit den regulären Insassen. Die 1368er sind ein ganz anderes Kapitel. Die sind nur übergangsweise hier und nicht auf Dauer. Sie sind im vierten Stock isoliert untergebracht.«
    »Schlechter Einfluss auf die 1026er?«, sagte Milo.
    Swig lachte. »Ich glaube nicht, dass die 1026er so leicht beeinflussbar sind. Nein, der Grund dafür liegt bei der Fluktuationsrate und dem Ausbruchsrisiko. Die 1368er kommen mit den Bussen vom Sheriff rein und raus - was diese Kerle wollen, ist keine Behandlung, die wollen nur raus.« Er lehnte sich zurück und betastete einige der Muttermale in seinem Gesicht. Ganz vorsichtig glitten seine Finger darüber, wie bei einem Blinden, der Brailleschrift las. »Wir reden hier über kriminelle Simulanten, die denken, sie brauchen nur ein bisschen rumzusabbern, und schon kommen sie um San Quentin rum. Wir sieben sie aus und schicken sie wieder zurück.«
    Seine Stimme hatte unvermutete Höhen erklommen und seine Haut einen rosigen Glanz angenommen.
    »Klingt nicht gerade wie ‘n Zuckerschlecken.«
    »Es lenkt von unserer eigentlichen Arbeit ab.«
    »Und die besteht darin, die 1026er unter Kontrolle zu halten«, sagte Milo.
    »Sie besteht darin, geisteskranke Mörder zu behandeln und dafür zu sorgen, dass sie unsichtbar bleiben. Jedenfalls vor den Augen der Öffentlichkeit. Jeder dieser Männer hier hat das begangen, was man gemeinhin ein >sinnloses Verbrechen< nennt. Draußen hört man immer solchen Unsinn wie >jeder, der einen Mord begeht, muss verrückt sein<. Das ist natürlich Blödsinn, und Sie, Doktor, wissen das auch. Die meisten Mörder sind geistig völlig gesund. Unsere Männer sind die Ausnahme. Sie versetzen die Öffentlichkeit in Angst und Schrecken - durch die offensichtliche Willkür ihrer Verbrechen. Sie haben Motive für ihr Handeln, aber diese Motive sind für die Allgemeinheit nicht einsichtig. Für Sie hingegen schon, Dr. Delaware, da bin ich ziemlich sicher.«
    »Stimmen im Kopf«, sagte ich.
    »Haargenau. Das ist wie bei der Wurstherstellung. Je weniger die Allgemeinheit weiß, was wir hier tun, desto besser sind wir dran, und die Allgemeinheit ebenso. Deswegen hoffe ich, dass wir durch den Mord an Ciaire nicht unnötig ins Rampenlicht gerückt werden.«
    »Das muss auch nicht passieren«, sagte Milo. »Je schneller ich den Fall löse, desto eher verschwinde ich wieder aus Ihrem Leben.«
    Swig nickte und befummelte einen weiteren Leberfleck. »Gibt es sonst noch was?«
    »Was genau hat Dr. Argent hier gemacht?«
    »Das, was jeder Psychologe hier machen würde. Pläne zur Verhaltensmodifikation bei bestimmten Patienten, Einzeltherapie und

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