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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Gruppengespräche - wenn ich ehrlich sein soll, im Detail weiß ich es auch nicht.«
    »Ich habe gehört, sie hat eine Gruppe geleitet mit dem Namen Fertigkeiten des Alltagslebens.«
    »Ja«, sagte Swig. »Sie hat vor ein paar Monaten um die Erlaubnis gebeten, eine solche Gruppe aufzuziehen.«
    »Warum, wenn die Männer sowieso nie hier rauskommen?«
    »Starkweather ist auch ein Lebensumfeld, mit dem man sich auseinanderzusetzen hat.«
    »Wie viele Männer waren in der Gruppe?«
    »Ich habe keine Ahnung. Die klinischen Entscheidungen lagen bei ihr.«
    »Ich möchte mich mit denen unterhalten.«
    »Warum?«
    »Für den Fall, dass sie irgendwas wissen.«
    »Tun sie aber nicht«, sagte Swig. »Wie sollten sie auch? Nein, ich fürchte, das kann ich Ihnen nicht erlauben. Dadurch würde der reguläre Ablauf zu sehr gestört. Ich bin mir nicht mal sicher, ob irgendeinem von ihren Patienten überhaupt klar ist, was mit ihr passiert ist.«
    »Werden Sie’s ihnen erzählen?«
    »Das ist eine ärztliche Entscheidung.«
    »Und wer trifft die?«
    »Der zuständige Arzt - vermutlich einer unserer leitenden Psychiater. Nun, wenn das alles war -«
    »Eines noch«, sagte Milo. »Dr. Argent hatte eine gute Stellung im County Hospital. Irgendeine Ahnung, warum sie gewechselt hat?«
    Swig gestattete sich ein kleines Lächeln. »Was Sie damit sagen wollen, ist, wieso hat sie die Aussicht auf Ruhm und Ehre in der medizinischen Forschung sausen lassen, um in einem Schlangennest wie diesem zu landen. Nun, während des Vorstellungsgespräches meinte sie, dass sie einfach mal einen anderen Rhythmus brauchte. Ich bin da nicht tiefer in sie gedrungen, denn ich war foh, jemanden mit ihrer Qualifikation in unseren Reihen zu haben.«
    »Hat sie während des Vorstellungsgespräches irgendetwas gesagt, das mir vielleicht weiterhelfen könnte?«
    Swig presste seine Lippen fest zusammen. Er nahm einen Bleistift und trommelte damit auf die Schreibtischplatte. »Sie war sehr still - nicht scheu, sondern eher verschlossen. Aber auf eine angenehme Art - sie war eine sehr angenehme Person. Es ist schrecklich, was mit ihr passiert ist.«
    Er erhob sich und wir ebenso. Milo bedankte sich bei ihm.
    »Ich wünschte, ich könnte mehr für Sie tun, Detective.«
    »Wo Sie es erwähnen«, sagte Milo, »wir würden uns gerne ein wenig hier umsehen. Nur um ein Gefühl für die Umgebung zu bekommen. Ich verspreche Ihnen, dass wir den Klinikbetrieb nicht stören werden, aber vielleicht wäre es ja möglich, uns mit einigen Kollegen oder Mitarbeitern von Dr. Argent zu unterhalten?«
    Die weißen Augenbrauen zogen sich erneut in die Höhe. »Sicher, warum nicht.« Swig öffnete die Tür zum Vorzimmer seines Büros. Seine Sekretärin arrangierte gerade die Rosen.
    »Letty«, sagte er, »bitte lassen Sie Phil Hatterson herkommen. Detective Sturgis und Dr. Delaware machen eine kleine Besichtigungstour.«

5
    Phil Hatterson war kleingewachsen und mittleren Alters. Birnenförmige Figur, puttenhafte Pausbacken und schütteres braunes Haar. Er trug einen mausgrauen, buschigen Schnurrbart, der es jedoch nicht schaffte, seine plumpen, dunklen Lippen zu verdecken.
    »Sehr erfreut«, sagte er mit dem fest zupackenden Händedruck eines Clubvorsitzenden.
    Seine Augen waren nussbraun und hatten einen aufmerksam forschenden Schimmer. Dennoch lag etwas Weiches in ihnen - wie bei einem zahmen Reh.
    Sein Hemd und seine Hose waren khakifarben.
    Wir folgten ihm in einigem Abstand.
    »Im Erdgeschoss sind nur Büros«, sagte er. Sein Gang war eigenartig - kurze, beinahe tänzelnde Schritte, mit denen er einem sein langsames Tempo aufzwang. »Allerdings nicht die der Does, sondern nur Verwaltungsbüros. Die Does rotieren durch die Büros auf den Stationen.«
    Er setzte ein Lächeln auf, das förmlich um Anerkennung bettelte, und ich zog die Mundwinkel hoch, während Milo völlig ungerührt blieb.
    Kurz vor dem Ende des Flures befanden sich auf der rechten Seite zwei extrabreite Aufzüge. Der eine ließ sich nur mit einem Schlüssel bedienen und trug ein Schild NUR FÜR PERSONAL, wohingegen der andere einen Rufknopf hatte, den Hatterson nun drückte. Milo ließ Hatterson nicht aus den Augen. Ich wusste, was er dachte: Die Insassen haben die Anstalt übernommen.
    Der Fahrstuhl zeigte keine Reaktion, was Hatterson jedoch nicht ini Geringsten beeindruckte. Er trippelte von einem Fuß auf den anderen wie ein kleines Kind, das den Nachtisch nicht erwarten kann. Über den Türen war keinerlei

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