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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sagte er schließlich. »Aber nur, wenn’s noch eine Weste gibt.«
    Whitworth trottete zu einem der Streifenwagen und kam mit einem schwarzen Paket zurück. Ich streifte die Weste über. Sie war anscheinend für jemanden von Milos Statur gemacht. An mir wirkte sie wie ein zu groß geratenes Lätzchen.
    »Sieht schick aus«, sagte Milo. »Also los.«
    »Ach ja, vielleicht fahren Sie zuerst mal bei Sheriff Haas vorbei«, sagte ich zu Whitworth. »Er wohnt in einem der Trailer. Jacob und Marvelle Haas. Er hat Peake damals nach seinem Amoklauf verhaftet. Insofern stellt er eine wichtige Verbindung zur Vergangenheit dar.«
    »Der wohnt hier?«
    »Da drüben in Jersey.« Ich deutete nach Süden. »Charing Gross Road.«
    Whitworth sagte zu Eugene Cliff: »Suchen Sie mir die genaue Adresse raus - falsch, bringen Sie mich persönlich hin.«
    Cliff klopfte sich auf die Brust. »Und was ist mit mir? Ich muss ohne kugelsichere Weste auskommen?«
    Whitworth sah ihn an, als wollte er ihn jeden Augenblick ungespitzt in den Boden rammen. »Bringen Sie mich bis auf fünfzig Meter ran, und hauen Sie dann ab.«
    »Ach ja? Plötzlich arbeite ich also für Sie, oder was?«
    Whitworths Arm schoss vor, und eine Sekunde lang dachte ich, er würde Cliff einen Schlag verpassen. Cliff dachte wohl dasselbe. Er zuckte zurück und hob seine Arme in die Höhe, aber Whitworths Arm rauschte weiter, und er strich sich über die Stoppelhaare auf seinem Kopf. Dann lief er zu seinem Motorrad, nahm eine kugelsichere Weste aus der Seitentasche und streifte sie über.
    Cliff stand immer noch mit offenem Mund da. Seine Lippen zitterten. Mit großer Mühe setzte er wieder sein Standardlächeln auf. »Die Eliteeinheit schlägt zu.«
    »Sie halten das wohl für komisch?«, sagte Milo.
    »Ich halte es für Zeitverschwendung. Und jetzt rufe ich Chicago an.« Er machte einen Schritt vorwärts, wartete, ob sich Widerspruch regte, und ging davon, als das nicht der Fall war. Der dritte Wachmann folgte ihm. Nach zehn Schritten blieb Cliff noch einmal stehen und drehte sich kurz um. »Denken Sie dran: Hier wohnen alte Leute. Wenn’s geht, vermeiden Sie, dass einer von denen ‘nen Herzschlag bekommt. Die zahlen ’ne Menge, um hier zu wohnen.«
    »Und was haben sie davon?«, sagte Milo. »Kaum tauchen ein paar geisteskranke Gewalttäter auf, geht die ganze Gemütlichkeit den Bach runter.«
    Der Samurai war taubenblau, hatte ein offenes Verdeck und machte einen Höllenlärm. Über den Vordersitzen erhob sich ein Überrollbügel. Bonaface ließ den Motor im Leerlauf und stieg aus. »Der Tank ist halb voll. Aber ich würde mit dem Ding ums Verrecken nicht da raus fahren. Macht viel zu viel Krach, und die Scheinwerfer kann man meilenweit sehen.«
    Milo überprüfte die Reifen.
    »Die sind in Ordnung«, sagte Bonaface. Er hatte ein weiches, rosiges Gesicht, blondes Haar, eine leicht affenartige Kopfform und große blaue Augen. »Ich würd nicht mit dem Ding da raus fahren. Viel zu auffällig.«
    Milo richtete sich auf. »Sie kennen die Gegend?«
    »Nein. Ich bin in Piru aufgewachsen, aber in den Bergen sieht’s doch überall gleich aus. Alles voller Felsbrocken und Schlaglöcher. Da reißt man sich in null Komma nix den Unterboden auf.«
    »Gibt’s am Fuß der Berge irgendwelche Höhlen oder so?«
    »Ich bin noch nie dort gewesen, aber warum nicht? Wer sind denn diese Typen, und was wollen die hier?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Milo, während er sich hinters Steuer setzte und den Fahrersitz einstellte. Ich kletterte neben ihn in den Wagen.
    Bonaface warf ihm einen beleidigten Blick zu. »Sie lassen die Scheinwerfer an?« Er hörte, wie sein Name gerufen wurde, und drehte sich um. Cliff stand brüllend am Eingang des Wachhauses.
    »Arschloch«, murmelte Bonaface. Er starrte auf meine Weste und lächelte mich an. »Das Ding ist Ihnen viel zu groß.«

40
    Wir fuhren durch das Zentrum der Siedlung, passierten die leichte Anhöhe von Balmoral und den nördlichen Golfplatz, der hinter einem vier Meter hohen Maschendrahtzaun lag. Wir arbeiteten uns langsam vor, wobei wir versuchten, so wenig Lärm wie möglich zu machen, was bei dem Samurai kein leichtes Unterfangen war.
    Ich hörte das leise Brummen der Golfwägelchen, doch die Fahrzeuge selbst blieben unsichtbar. Nur manchmal schien ein dunkler Schatten über das Grün des Rasens zu huschen. Sie fuhren ohne Scheinwerfer. Genauso wie wir in dem Samurai. Die viktorianischen Straßenlampen sonderten ein trübes

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