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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Schutz der Anonymität das seltsame Verhalten von Ardis Peake kommentiert hatte. Weder Crimmins noch Alarcon waren im Telefonbuch von Fairway Ranch aufgeführt, doch ein gewisser Jacob Haas schien dort zu wohnen. Ich rief ihn an, und eine herzlich klingende männliche Stimme erklärte mir, dass Jake und Marvelle derzeit nicht erreichbar waren, man ihnen jedoch gerne eine Nachricht hinterlassen konnte. Ich sagte, ich würde wegen einer Angelegenheit des LAPD nach Fairway Ranch kommen und wäre dankbar, wenn Sheriff Haas etwas Zeit für mich hätte.
    Der Highway gabelte sich, und der Lastwagenverkehr wurde über eine separate Spur umgeleitet, wodurch auf den verbleibenden zwei, drei Spuren noch weniger Betrieb herrschte als zuvor. Überall standen Warnschilder, die auf Geschwindigkeitskontrollen hinwiesen, doch die endlose leere Fahrbahn vor mir war zu verführerisch, also rauschte ich in meinem Seville mit 85 Meilen an Saugus und Castaic vorbei, passierte die westlichen Ausläufer des Angeles Crest Waldschutzgebietes, den Tejon Pass und die Bezirksgrenze von Kern County.
    Es war kurz nach elf, als ich an der Abfahrt Grapevine herunterfuhr, um zu tanken. Ich hatte zwar eine Straßenkarte dabei und wusste, wie ich nach Fairway Ranch kam, doch um ganz sicher zu gehen, ließ ich mir meine Vermutungen noch einmal von dem verschlafen wirkenden Tankwart bestätigen.
    »Das ist doch nur was für alte Leute«, sagte er. Er war etwa neunzehn Jahre alt, sonnengebräunt und pickelgesichtig, hatte einen Kurzhaarschnitt und vier Ohrringe in seinem linken Ohrläppchen.
    »Ich will meine Oma besuchen«, sagte ich.
    Er musterte den Seville. »Ist ziemlich nett da draußen, größtenteils reiche Leute, die die meiste Zeit Golf spielen.« Vermutlich gehörte ihm der aufgemotzte Pickup mit den riesigen Reifen und dem Radiohead-Aufkleber an der Stoßstange, der neben den Mülltonnen geparkt stand und auf Hochglanz poliert war.
    »Früher gab’s hier mal noch ‘ne andere Ortschaft«, sagte ich. Er reagierte nicht.
    »Treadway«, sagte ich. »Mit Farmen, Ranches, Pfirsich- und Walnussplantagen.«
    »Ach ja?« Es hätte ihm gar nicht gleichgültiger sein können. »Cooles Auto.«
    Ich bedankte mich und fuhr über eine schmale Straße in Richtung Nordost weiter auf die Tehachapi Mountains zu. Die Landschaft war einfach atemberaubend - hoch gelegen und zerklüftet, Gipfel unterschiedlicher Höhe, die so perfekt arrangiert waren, wie es kein Maler je hinbekommen würde. Das vorgelagerte Hügelland war graubraun, die höheren Berglagen hatten exakt dasselbe Aschgrau wie die toten Gesichter der Beatty-Brüder. Einige der entfernter gelegenen Bergkämme schimmerten in einem dunstigen Lila. Winterliche Farben selbst um diese Jahreszeit, und das, obwohl die Hitze noch intensiver war als in L.A.
    Die Straße führte nun steil bergauf. Ich befand mich mittlerweile in den Ausläufern einer Berglandschaft, die ich mir nicht so recht als Farmland vorstellen konnte. Zehn Meilen weiter stand ein Schild mit der Aufschrift FAIRWAY RANCH: EINE GEMEINDE VOM REISSBRETT. Es folgte eine Straße, die sich durch senkrechte Granitwände schnitt, dann ein weiteres Schild: STARKES GEFÄLLE - GESCHWINDIGKEIT DROSSELN. Doch es kam zu spät, und ich schoss die Fahrbahn hinunter wie auf einer Achterbahn.
    Die Achterbahnfahrt war nach etwa zwei Meilen zu Ende. Am Fuß des Abhanges erstreckte sich ein Flickenteppich aus verschiedenen Grüntönen, in dessen Mitte ein aquamarinblauer See strahlend hell schimmerte wie ein Diamant. Die Form des Sees war eine Spur zu unregelmäßig - er musste künstlich angelegt sein. Zwei Golfplätze zogen sich, gesäumt von limonenfarbenen Bäumen mit struppigen Kronen, an beiden Seiten des Sees entlang. Wieder Pfefferbäume. Die Häuser mit cremefarbenem Lehmverputz und roten Schindeldächern waren, umgeben von trapezförmigen Grünflächen, in ovalen Gruppen arrangiert. Das gesamte Ensemble hatte eine Breite von etwa fünf Meilen und wurde von einer weißen Linie umgrenzt, die wirkte, als sei sie von einem Kind gezogen worden, das sich nicht getraut hatte, diese Linie zu überschreiten.
    Als ich näher kam, sah ich, dass es sich bei der weißen Linie um ein hüfthohes Gatter handelte. Etwa hundert Meter weiter tauchte vor mir die exakte Kopie des Schildes der »Gemeinde vom Reißbrett« auf, diesmal mit einem kleineren Schild darunter, das besagte, dass das Gelände von der Firma Bunker Protection bewacht wurde.
    Kein Tor, lediglich eine

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