Monster
erst seit kurzem dabei war - ein Detective I -, und so weit ich wusste, war dies sein erster Fall.
Als Letzter kam Willis Hooks vom Revier Central. Ich war ihm schon einmal begegnet, als er noch in Southwest arbeitete. Damals hatte er eine Reihe von Morden an Behinderten untersucht, was mir einen Einblick in die feige moderne Welt verschafft hatte.
Hooks war ein Schwarzer Anfang vierzig, einsachtundsiebzig groß, kahlköpfig, mit Wangen wie eine Bulldogge und einem Walross-Schnurrbart. Sein marineblauer Blazer wirkte zu groß und vor allem zu lang an ihm, und seine Schuhe waren staubig.
»Milo«, sagte er und setzte sich. »Dr. Delaware. Wir treffen uns immer wieder im gleichen Zimmer, das muss Schicksal sein.«
Aguilar saß lediglich da, beobachtete das Geschehen und hörte zu. Wahrscheinlich, so nahm ich an, um Hooks’ Stimmung einzuschätzen und zu wissen, auf wessen Seite er sich zu schlagen hatte.
»Schicksal oder einfach nur Pech«, sagte Milo.
Hooks lachte heiser und breitete seine wulstigen Finger auf der Tischplatte aus.
Milo sagte: »Willis, das hier ist Robert Aguilar.«
»Vom Revier Newton«, sagte Aguilar.
»Ich bin entzückt«, sagte Hooks. »Sie haben den Zug am Hals?«
»Ja«, sagte Aguilar. »Ellroy Lincoln Beatty, männlich, schwarz, zweiundfünfzig.«
»Meiner ist Leroy Washington Beatty, männlich, schwarz, zweiundfünfzig. Könnte es sein, dass die zwei irgendwie miteinander verwandt sind?«
Noch bevor Aguilar etwas erwidern konnte, zwinkerte Hooks ihm zu und sagte: »Meinen hat’s gegen drei Uhr morgens erwischt.«
»Meinen auch«, sagte Aguilar.
»Na so was.« Hooks wandte sich an Milo. »Sieht so aus, als gäb’s jemanden, der was gegen die Beattys hat. Vielleicht sollten wir rausfinden, ob die zwei noch mehr Geschwister haben. Könnte ja sein, dass die Leichen von ermordeten Beattys über die ganze Stadt verstreut sind. So was wie ein Beatty-Holocaust. Zum Teufel, man sollte diese Leute warnen.«
Aguilar verzog das Gesicht. Er zückte einen goldenen Kugelschreiber und begann sich Notizen zu machen.
Hooks sagte: »Schon irgendwelche Ideen, Detective?«
Aguilar hob den Kopf. Seine Lippen wirkten verkniffen. »Ich halte nur die Fakten fest.«
Hooks schürzte die Lippen, sodass sich sein Schnurrbart kräuselte. »Sehr gut. Also, Detective Sturgis, jetzt erzählen Sie mir mal, was Sie mit dem Zwillingsensemble zu tun haben.«
»Klar«, sagte Milo, »aber Sie werden’s nicht glauben.«
Als wir um halb eins das Leichenschauhaus verließen, herrschte auf der Mission Road reger Betrieb. Fußgänger drängten aneinander vorbei, und die Luft war erfüllt vom Geruch gebratener Hähnchen.
»Heißes Fett«, sagte Milo. »Hmm. Mittagessen?«
»Nicht in der Stimmung«, sagte ich.
»Ein Mann mit Charakter.«
Er hatte seinen zivilen Einsatzwagen in der Halteverbotszone der Wendefläche vor dem Gebäude geparkt, wo noch weitere Polizeifahrzeuge standen. Ich hatte meinen Wagen auf einem Parkplatz in der Nähe abgestellt. Ein blauweißer Van aus der Flotte des Leichenbeschauers kurvte um uns herum und rauschte zur Straße.
Milo sagte: »»Tschu tschu bäng bäng.< Ein Zug und ein Revolver.« Er stützte sich mit einem Fuß auf die Stoßstange seines Wagens. »»Augen hin, Deckel zu.< Beide Male hat Peake am Abend zuvor geplaudert. Warum macht der Drecksack sich nicht als Wahrsager selbstständig? Da könnte er richtig Geld scheffeln.«
»Ich bin sicher, dass die Agenten Schlange bei ihm stehen, um ihn ins Ritz zum Essen auszuführen, wenn sich das erst mal rumspricht.«
Er schnaubte. »Und was zum Teufel hat das alles zu bedeuten, Alex?«
»Zwei Obdachlose, eine Psychologin, ein Kellner«, sagte ich. »Breit gestreutes Spektrum, was Alter, Geschlecht und Hautfarbe angeht. Falls überhaupt irgendeine Verbindung besteht, ist sie mir jedenfalls nicht klar. Möglich, dass Wendell Pelley was damit zu tun hat, aber Richard Dada kann er nicht auf dem Gewissen haben. Falls also Dada zu unserer Sammlung gehört, heißt das, dass wir es mit mehr als einem Mörder zu tun haben. Das Gleiche gilt für den Fall, dass die Beatty-Brüder zeitgleich umgebracht wurden.«
»Schön, schön, wunderbar. Also treibt sich da draußen eine Armee von Irren rum. Wir können vermuten, dass Peake auf seine verquere Art auch den Mord an Dada vorausgesagt hat, aber bis Ciaire aufgetaucht ist, gab es niemanden, der ihm zugehört hat. Die Frage ist, woher weiß Peake das alles?«
»Er muss irgendeine
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