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Monster

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Titel: Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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gerade, saubere Straße, die in die Anlage führte. Geschwindigkeitsbegrenzung von 15 Meilen pro Stunde und ein warnender Hinweis auf langsam fahrende Golfwägelchen. Ich hielt mich an die Geschwindigkeitsbegrenzung und kroch an sorgfältig gepflegten Langgraswiesen vorbei. Auch hier standen überall Pfefferbäume mit struppigen Kronen, die sich sanft im Wind wiegten und um deren Stämme herum farbenfrohe Blumenbeete angelegt waren.
    Dreihundert Meter weiter wurde man durch etwa ein Dutzend Schilder an einem gedrungenen dunklen Baumstamm, der früher wahrscheinlich einmal ein Walnussbaum gewesen war, über die Anlage der Siedlung aufgeklärt.
    Der Golfkurs Balmoral lag im Norden, White Oak im Süden, Reflection Lake genau geradeaus. Das Pinnacle Fitness- und Erholungscenter lag in nördlicher Richtung, wohingegen das Walnut Fitnesscenter im Süden zu finden war. Im Zentrum des Ganzen waren die Piccadilly-Arkaden.
    Weitere Pfeile wiesen den Weg zu den einzelnen »Stadtteilen«, so vermutete ich zumindest: Chatham, Cotswold, Sussex, Essex, Yorkshire und Jersey.
    Die Berge mochten etwa zwei oder drei Meilen entfernt sein, doch sie wirkten wesentlich näher. Sie leuchteten förmlich in strahlenden Farben, jedes Detail war klar und deutlich zu erkennen - ein Zeichen dafür, wie sauber die Luft hier war.
    Jenseits des Baumes mit den Hinweisschildern stand ein quadratisches Gebäude mit abgerundeten Kanten und einer Rauputzfassade, die krampfhaft auf Lehm getrimmt war. Die Dachziegel waren ebenfalls rot und im spanischen Stil.
    Ich ließ den Seville im Leerlauf und schaute mich um. Hektarweise Rasen und Pfefferbäume, ein paar Gruppen von Pfirsichbäumen mit eingerollten Blättern. Eine Hand voll dickerer Stämme, deren Rinde die gleiche Farbe und Struktur hatte wie der Stamm mit den Hinweisschildern. Weder Blüten noch Früchte. Tote Äste und gestutzte Kronen.
    Ich stellte mir den Gestank von Dünger vor, das Rattern und Mahlen von Maschinen, Obstpflücker, die zwischen den ins gleißende Sonnenlicht getauchten Baumreihen herumwuselten, und ich dachte an Henry Ardullos Vorsatz, niemals klein beizugeben und sich auskaufen zu lassen.
    In einiger Entfernung sah ich Gruppen von Häusern - Zuckerwürfel mit roten Ziegeldächern.
    Sussex, Essex … Englische Namen, südwestliche Architektur. In Kalifornien wurde einem manchmal schon der völlige Verzicht auf Logik als Freiheit verkauft.
    Ich hörte, wie ein Motor angelassen wurde. Ein taubenblauer Ford Sedan war die ganze Zeit vor dem quadratischen Bau geparkt gewesen. Nun setzte er sich ganz langsam in Bewegung und rollte vorwärts, bis er neben meinem Wagen zum Stehen kam. An der Fahrertür war ein dezentes Wappen angebracht. »BP Inc. Sicherheitsdienste.« Kein Blaulicht auf dem Dach, keinerlei Hinweis auf eventuell vorhandene Feuerwaffen.
    Am Steuer saß ein bärtiger junger Mann in einer taubenblauen Uniform. Er trug eine Spiegelsonnenbrille.
    »Morgen, Sir.« Ein Lächeln wie mit dem Lineal gezogen.
    »Morgen, Officer. Ich wollte Jacob Haas in der Charing Cross Road besuchen.«
    »Charing Cross«, sagte er gedehnt, während er mich eingehend musterte. »Das ist ganz hinten in Jersey.«
    Ich widerstand der Versuchung zu fragen: »Eher Richtung Newark oder Atlantic City?«
    Stattdessen sagte ich nur: »Danke.«
    Er räusperte sich. »Sie sind wohl noch nicht oft hier gewesen?«
    »Heute zum ersten Mal.«
    »Verwandt mit Mr. Haas?«
    »Nur bekannt. Er war früher mal der Sheriff. Als das hier noch Treadway hieß.«
    Er zögerte einen Moment, bevor er sagte: »Klar.« Der gleiche stumpfe Gesichtsausdruck, den auch der Tankwart an den Tag gelegt hatte. Treadway sagte auch ihm nicht das Geringste. Er wusste nichts über die Geschichte der Gegend. Wie viele Leute hatten wohl überhaupt eine Ahnung davon? Ich schaute an ihm vorbei auf die Pfirsich- und Walnussbäume, die nun nichts weiter waren als Denkmäler aus Holz. Das Einzige, das aus den Zeiten der Farmen und Ranches noch geblieben war. Jedenfalls gab es unter Garantie keinen Hinweis auf das Blutbad auf der Ardullo Ranch. Wenn Jacob Haas nicht zu Hause war oder sich weigerte, mit mir zu sprechen, hatte ich meine Zeit vergeudet. Aber selbst wenn er bereit war zu reden, welche neuen Erkenntnisse konnte ich mir davon erhoffen?
    Das Autotelefon des Wachmannes klingelte, und er nahm es ab, während er mir gleichzeitig kopfnickend sagte: »Jersey liegt ganz am anderen Ende - geradeaus bis zum See und dann rechts. Am Ende der

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