Monster Kontrolle
dachte über den Yeti nach. Es ergab wenig Sinn, dass ein mystisches Monster aus dem Himalaja in einem Supermarktkühlraum saß. Sie hoffte, der Typ, den die Stadt da schickte, würde wissen, wie er damit umzugehen hatte. Sie bezweifelte, dass ein Stab mit einer Seilschlinge der Aufgabe gewachsen wäre.
Ein weißer Van fuhr auf den Parkplatz. Mit einfachen, schwarzen Buchstaben stand an seiner Seite »Monsters Kryptobiologischer Rettungsservice«. Faul rollte das Fahrzeug mitten auf den Parkplatz, obwohl noch eine ganze Menge Plätze frei waren, die näher lagen. Ein Mann in Cargohose und T-Shirt stieg aus. Das trübe Parkplatzlicht ließ ihn als einen verschwommenen Fleck erscheinen, während er, die Erkennungsmelodie von Star Trek pfeifend, zur Rückseite seines Vans ging und etwas herausholte. Er sah nach nichts Besonderem aus, und als er näher kam sogar nach noch weniger. Er war groß, schlacksig, mit einem schmalen Gesicht. Seine Haare und die Haut waren blau. Die Haare waren verfilzt und wirr und hätten auch als Seetang durchgehen können. Er trug einen Baseballschläger über der Schulter.
Sie äußerte sich nicht zu seiner Bläue. Wie die unerklärliche Erscheinung des Yetis schien auch sie ihr nicht sonderbar. Es war wie am Strand einem Elefanten zu begegnen oder einem Aborigine im Einkaufszentrum. Sie hätte nicht damit gerechnet, stufte es aber genauso wenig als bizarr oder unerwartet ein. Dass sie kaum reagierte, kam ihr merkwürdiger vor als alles andere. Doch Judy hatte die Gleichmut zur Kunstform erklärt, also schrieb sie es einfach der Tatsache zu, dass es ihr egal war.
»Sind Sie der Typ?«, fragte sie. »Der Typ, den die Stadt geschickt hat?«
»Ich bin der Typ. Und Sie sind die, die angerufen hat?«
Sie nickte.
»Dann sehen wir doch mal...«
Judy drückte ihre Zigarette aus. »Ich glaube nicht, dass ein Baseballschläger gegen das Ding da drin viel ausrichten wird.«
»Lady, ich erinnere mich nicht, gefragt zu haben, was Sie glauben. Wie wäre es, wenn ich Ihnen die zarte Kunst überlasse, Dosen zu dekorativen Pyramiden zu stapeln, und Sie überlassen es mir, wie man mit Yetis fertig wird?« Er schnaubte. »Vorausgesetzt, es ist überhaupt ein Yeti.«
Er machte eine Handbewegung zur Tür hin und lächelte dünn. »Nach Ihnen.«
Judy schnippte ihre Kippe in den Mülleimer und führte ihn zum Kühlraum.
Der Yeti war immer noch da. Er war jetzt mit dem größten Teil der Lagerbestände fertig und saß einfach nur zufrieden auf seinem großen, haarigen Hintern und verdaute die Mahlzeit.
»Jau. Yeti«, sagte der Typ.
»Hab ich doch gesagt.«
»Schön für Sie.«
»Wie zur Hölle konnte ein Yeti in unseren Kühlraum kommen?«, fragte sie.
»Die Tibeter machen ein hübsches Sümmchen damit, die Jungen als Haustiere zu verkaufen. Dann werden sie groß, und schon fährt sie irgendein Arschloch an einen unbekannten Ort in der Stadt und lädt sie dort ab.«
Judy runzelte die Stirn. »Das stinkt doch zum Himmel.«
»Was soll man machen? Menschen sind scheiße.«
Das war eine Philosophie, die Judy mit ihm teilte, also widersprach sie nicht. Allerdings weckte es ein bisschen Mitgefühl für den Yeti, der sehr nach einem großen, flauschigen Teddybär aussah, abgesehen von den Krallen und Zähnen.
»Sie werden ihm doch nicht wehtun, oder?«
»Ich werde dafür bezahlt, sie lebend abzuliefern.« Er klemmte sich den Schläger unter den Arm und zog ein kleines Buch aus seiner hinteren Hosentasche. Dann blätterte er durch die Seiten, nickte vor sich hin und zog mit einem Filzstift ein paar seltsame Linien am Schläger entlang.
»Was tun Sie da?«, fragte sie.
Er sah zwar verärgert auf, erklärte es aber nicht näher. Der blauhäutige Typ ging in den Kühlraum. Er schlich nicht, sondern ging einfach hin und zog dem Yeti den Schläger über den Hinterkopf. Es war kein harter Schlag, aber es schien zu genügen. Die Augenlider des Yetis flatterten, und er fiel bewusstlos zur Seite.
Der Typ küsste seinen Schläger, nahm den Stift heraus und zeichnete etwas auf den Kühlraumboden. Er zog einen Kreis um das bewusstlose Wesen und fing dann, nachdem er noch einmal sein Hosentaschen-Handbuch konsultiert hatte, an, ein paar sonderbare Buchstaben am Rand entlang zu schreiben.
»Und was machen Sie jetzt?«, fragte sie.
»Das würden Sie nicht verstehen.«
»Lassen Sie's drauf ankommen.«
»Wenn Sie keinen Abschluss in Angewandter Runenwissenschaft mit Nebenfach Kryptobiologie am Greater New Jersey
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