Monsterkopf
Hände in ein Gesicht. Ob die Menschen tot waren oder auf eine bestimmte Art und Weise lebten, das wusste ich nicht. Es war auch auf die Schnelle nicht herauszufinden. Jedenfalls griffen meine Finger in eine weiche und nachgiebige Haut, und ich bekam wieder den nötigen Halt.
Manche Körper wirkten wie ein Sims, der meinen Füßen den nötigen Halt gab. Ich hatte mich für die von mir aus gesehen rechte Mundseite entschieden. Daran wollte ich mich vorbeischieben, um die Nase zu erreichen. Von dort würde es dann weiter bis zur Stirn gehen, und was dann passierte, musste ich abwarten.
Das Klettern strengte mich schon an. Ich wollte auch nicht unbedingt fallen und auf der harten Erde landen. Also höher klettern und die Gefahrenstellen so schnell wie möglich hinter mich lassen.
Das dachte ich, und davon ging ich aus, aber ich hatte mich leider verrechnet.
Zuerst merkte ich das Zucken der Lippen, das sich auch auf die anderen Körper übertrug.
Für einen Moment hielt ich inne und drehte den Kopf nach links. So konnte ich den Mund sehen.
Und der öffnete sich.
Langsam nur. Es war genussvoll. Ich hörte kein Geräusch, abgesehen von einem leisen Schnalzen. Das lag nicht am Öffnen des Mundes, den Laut verursachte die Zunge, die sich tatsächlich aus der Öffnung schob und für mich zu einem tödlichen Verhängnis werden konnte...
***
Auch Suko benötigte eine gewisse Zeit, um die Überraschung zu verdauen. Er war schlagartig in diese Welt hineingeraten und hatte sich bewusst keine Vorstellungen von dem gemacht, was ihm widerfahren würde – und nun das!
Ein Kopf!
Nein, ein Monsterkopf. Ein gewaltiges Gebilde, schon ein Hügel und eigentlich mehr ein Gesicht, an dem die Menschenkörper hingen, sich aber auch bewegten.
Nackte Körper – bis auf einen!
Suko hatte gute Augen, und so sah er den Menschen, der nicht zu den anderen passte, weil er Kleidung trug.
Es war John Sinclair!
Warum gerade er an diesem Kopf in die Höhe kletterte, diese Frage konnte sich Suko nicht beantworten. Erst als er einige lange und lautlose Schritte nach vorn gelaufen war, sah er Donovan vor dem Riesenschädel stehen und ihn hochschauen.
Der Mann hielt ein Gewehr in der rechten Hand, dessen Mündung im Augenblick zu Boden wies. Er war viel zu sehr in den Anblick des Geisterjägers vertieft.
Für Suko stand fest, dass sein Freund allein zurechtkommen würde. Es war jetzt wichtig, Donovan auszuschalten, der sich verdammt sicher fühlte und von dem Anblick des Kletterers hin und weg war. Er dachte gar nicht daran, den Kopf zu drehen und zurückzuschauen.
Genau darauf spekulierte Suko. Er wusste, wie leise er laufen konnte, und genau das tat er jetzt. Seine Schritte waren wirklich so gut wie nicht zu hören, als er über den trockenen und graslosen Boden huschte. Er wollte bis zu einer bestimmten Entfernung an Donovan heran und ihn dann anspringen.
Es klappte alles hervorragend, bis Donovan plötzlich zusammenzuckte und herumwirbelte, als hätte ihm die Hölle ein Zeichen gegeben. Suko war noch nicht so weit heran, wie er es sich vorgestellt hatte. Also musste er seinen Plan ändern.
Beim Laufen stieß er sich ab.
Donovan schrie. Er wollte das Gewehr anlegen und auch schießen, aber der Inspektor war schneller. Er hatte sich so lang wie möglich gemacht und befand sich noch in der Luft, als er zuschlug.
Der Treffer erwischte den Gewehrlauf. Er hämmerte ihn nach unten, und zudem hatte Donovan die Waffe nicht fest genug in der Hand gehalten. Sie rutschte ihm aus den Fingern und landete am Boden.
Er sprang ihr nach.
Suko erwischte ihn, als er sich bückte. Earl Donovan flog zurück und gleichzeitig zur Seite. Wie ein Käfer lag er plötzlich auf dem Rücken, doch er versuchte trotz der schlechten Lage, rücklings nach hinten zu robben.
Das hätte Suko nicht besonders tragisch genommen. Es war etwas anderes, was ihn störte. Trotz der hektischen Bewegungen fummelte der Mann unter seiner Jacke herum. Er hielt dort etwas versteckt und riss es jetzt hervor.
Es war eine Pistole, eine Beretta!
Diesmal reichte an Tritt aus!
Der Mann, der sich in der Nachfolge eines Druidenpriesters sah, heulte plötzlich ganz menschlich auf, als er den Schmerz spürte und der Pistole nachschaute, die über den Boden rutschte und damit außerhalb seiner Reichweite geriet. Er traf keinerlei Anstalten, sie zurückzuholen und hielt stattdessen sein rechtes Handgelenk.
Suko fand Zeit genug, die Beretta an sich zu nehmen. Im Moment drohte ihm keine
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