Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
Vom Netzwerk:
Bild eines Wäldchens in der Nähe der Ruinenstadt drängte sich ihm ins Bewußtsein. Im Mittelpunkt war eine Leerstelle. Amorphe Schemen, amethyst- und pinkfarben koloriert, strichen heulend um die Leere.
    »Ihr habt mich vermißt?«
    Ein Schnurren.
    »Ich werde in ein paar Tagen zurück sein. Vorher versuche ich, Bruder Lourai zum Mitkommen zu bewegen, falls man es ihm erlaubt. Mit einem jungen Mann, der noch alle Sinne beisammen hat, ist mehr anzufangen als mit einer alten Matschbirne. ›Ja, Bruder. Nein, Bruder.‹ Erst reden sie mir nach dem Mund, und dann denunzieren sie mich bei der erstbesten Gelegenheit bei der Doktrin. Und zeigt euch Bruder Lourai erst dann, wenn ich es euch sage. Er würde sich zu Tode erschrecken. Er ist noch nicht einmal ausgewachsen. Armer Kerl. Er ist mit den Nerven am Ende. Dieses Jahr wäre seine Dienstzeit beendet gewesen, aber er hat es nicht mehr ausgehalten.«
    Das Bild der sich öffnenden Tür, die Umarmung. Bruder Mainoa nickte und drückte mit einem krummen Finger die Pfeife aus. »So ist es.« Er schüttelte den Tabaksbeutel, in dem er das Gras aufbewahrte, das er nach all den Jahren noch immer als Tabak bezeichnete. Er seufzte.
    »Mir geht dieses purpurne Gras mit dem guten Aroma aus. Ich habe aber gehört, daß es da noch eine andere Sorte gibt…«
    Diesmal ertönte kein Schnurren. Er hörte nichts außer einem gleichmäßigen Atmen. Langsam manifestierte sich ein Bild in Bruder Mainoas Bewußtsein. Es waren die Gebäude von Opal Hill. Bruder Mainoa kannte sie gut. Er hatte geholfen, die Gärten dort anzulegen.
    »Opal Hill«, sagte er.
    Nun erfolgte eine Ausschnittsvergrößerung, und Details wurden erkennbar. Da waren eine Frau, ein Mann und zwei jüngere Leute. Der Kleidung nach zu urteilen stammten sie nicht von Gras. Und Pferde! Gott im Himmel, wozu brauchten sie hier nur Pferde?
    »Das sind Pferde«, sagte er atemlos. »Von Terra. Mein Gott, als ich zuletzt ein Pferd gesehen hatte, war ich fünf oder sechs Jahre alt.« Er spürte einen Druck im Kopf und verstummte.
    »Erzähl mir alles über die Leute auf Opal Hill«, verlangten die Bilder in seinem Bewußtsein.
    Bruder Mainoa schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Ich weiß nicht das geringste.«
    Das Bild eines Pferdes, das seltsam klein wirkte im Vergleich zu seinem Reiter, der Anflug eines Verhörs.
    »Pferde sind terranische Tiere. Die Menschen reiten auf ihnen. Sie gehören zu dem Dutzend domestizierter Arten, die in der Obhut des Menschen genauso glücklich sind wie in freier Wildbahn…«
    Zweifel.
    »Doch, es stimmt.« Wobei er sich fragte, ob das wirklich stimmte.
    Bruder Mainoa fing ein starkes Gefühl der Unzufriedenheit auf. Der Befrager war mit den bisherigen Auskünften nicht zufrieden.
    »Ich werde versuchen, es herauszufinden«, versprach Bruder Mainoa. »Es gibt sicher jemanden, den ich fragen kann…«
    Plötzlich brach die Verbindung ab. Bruder Mainoa wußte, daß eine Inspektion des Grases sinnlos gewesen wäre. Seine bisherigen Bemühungen hatten immer nur ein Ergebnis erbracht: nämlich keines. Was auch immer da zu ihm sprach (wobei Mainoa einen bestimmten Verdacht hinsichtlich der Identität seines Gesprächspartners hegte), es scheute die Öffentlichkeit.
    Bruder Lourai kam den Pfad entlang. »Main-oh-ah.« Bruder Mainoa stand auf und orientierte sich an der Stimme. Gemächlich und desinteressiert schlenderte er auf dem Pfad in Richtung Abtei. Keuchend hetzte Bruder Lourai hinter ihm her.
    »Der Ältere Bruder Laeroa will dich sprechen.«
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«
    »Nichts. Jedenfalls nichts Besonderes. Der Ältere Bruder Laeroa hatte mich abgefangen, als ich gerade ins Büro des Älteren Bruders Fuasoi gehen wollte. Es geht um die Leute von Opal Hill. Sie wünschen eine Führung durch die Ruinen von Arbai. Der Ältere Bruder Laeroa sagt, weil du sowieso als Fremdenführer fungierst, kannst du mich mitnehmen und gleich dabehalten.«
    Interessant. Insbesondere deshalb, weil Mainoas Befrager sich soeben nach Opal Hill erkundigt hatte.
    »Hm. Hast du dem Älteren Arschloch denn gesagt, daß du nicht wüßtest, ob die Ausgrabungen das Richtige für dich seien?«
    Bruder Lourai nickte, wobei er ein Grinsen kaum unterdrücken konnte. »Ich hielt es für das beste, zumal ich schon in seinem Büro war. Er hat Laeroa kurz angeschaut und mich dann zu deinem Assistenten bestimmt. Es würde mich Demut lehren, meinte er.«
    »Nun«, sagte Bruder Mainoa seufzend. »Es wird dich – und ohne

Weitere Kostenlose Bücher