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Monströse Welten 1: Gras

Monströse Welten 1: Gras

Titel: Monströse Welten 1: Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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Zweifel auch mich – so manches lehren, aber sicherlich keine Demut.«

 
10
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    Als Rillibee und Bruder Mainoa an der Ausgrabungsstätte ankamen und durch die Gräben spazierten, die einst Straßen gewesen waren, informierte Mainoa seinen Kollegen über den aktuellen Kenntnisstand bezüglich Arbai. Die Straßen waren von Häusern mit kunstvollen Steinmetzarbeiten gesäumt, Ranken, Früchten und humorvollen Karikaturen der Arbai selbst.
    »Diese Darstellungen zeigen aber nicht die Arbai hier auf Gras«, stellte Rillibee fest. »Hier gibt es nämlich keine solchen Ranken.«
    Mainoa schüttelte den Kopf. »Hier draußen in der Prärie nicht, das ist richtig. Aber im Sumpfwald gibt es solche Ranken mit Blättern und Früchten; sie winden sich um die Bäume und werden von den Vögeln als Nistplätze und Stege benutzt. Fast alles, was auf diesen Reliefs dargestellt ist, existiert irgendwo auf Gras. Es gibt Darstellungen von Hippae, Hunden, Peepers und Füchsen. Außerdem von Kolibris und verschiedenen Bäumen, die so detailliert sind, daß man sie sogar bestimmen kann.«
    »Wo gibt es denn diese Bäume?« fragte Bruder Lourai.
    »Im Sumpfwald, Junge. Und in vereinzelten Wäldchen. Ich werde dir eins zeigen, eine halbe Meile von hier.«
    »Bäume«, sagte Bruder Lourai atemlos.
    »Die Arbai haben sich mit Tausenden von Reliefs selbst ein Denkmal gesetzt«, fuhr Bruder Mainoa fort. »Sie zeigen alltägliche Verrichtungen an den Fassaden und rituelle Handlungen an den Türen. So interpretieren wir es jedenfalls. An den Fassaden scheinen sie nämlich zu lächeln, und an den Türen nicht.«
    »Das soll ein Lächeln sein?« fragte Bruder Lourai zweifelnd, wobei er die Darstellung eines zähnefletschenden Gesichts betrachtete.
    »Nun, in Anbetracht ihrer Reißzähne glauben wir es zumindest. Die Forscher hatten die Archive nach Abbildungen von Tieren durchsucht, und zwar in solchen Situationen, mit denen man Zufriedenheit oder Freude assoziieren konnte. Dann haben sie den jeweiligen Gesichtsausdruck miteinander verglichen. Die Forscher halten es für ein Lächeln. Aber die Schnitzereien an den Türen sind es nicht. Die Darstellungen an den Türen zeigen ernsthafte Wesen, die einer ernsthaften Beschäftigung nachgehen.«
    Bruder Lourai untersuchte einen gut erhaltenen Teil der Tür. Die Gesichter wirkten sehr feierlich. Selbst er war in der Lage, das zu erkennen. Die Schnitzerei zeigte eine Prozession der Arbai, die wie alle diese Darstellungen von stilisierten Ranken eingerahmt war. »Aber es gibt keine Beschriftung. Keine Worte.«
    »Wir haben zwar viele Bücher gefunden, aber keines davon bezog sich auf die Reliefs und Schnitzereien.«
    Bruder Lourai seufzte. Zu gern hätte er die Sprache dieser Arbai studiert und herausgefunden, in welchen Kategorien sie dachten; ob sie wohl die gleiche Mentalität wie die Menschen gehabt hatten? Plötzlich ertönte ein Geräusch am Himmel, im Südwesten, und er schaute nach oben zu den Wolken – wobei er den Geruch dieses Geräuschs einsog, wie Joshua es immer tat, wenn er in den Wäldern etwas gehört hatte, einen Bären oder sonst ein Tier. »Ich höre einen Gleiter.«
    »Er muß von Opal Hill kommen«, sagte Bruder Mainoa. »Ich frage mich nur, was sie überhaupt hier wollen.«
    Diese Frage stellte sich auch Marjorie, die sich an Bord des Gleiters befand. Es war Rigos Wunsch gewesen, den Grünen Brüdern einen Besuch abzustatten, in der Erwartung, sich nützliche Informationen zu beschaffen. Nun hatte Rigo jedoch keine Zeit mehr, um dieses Vorhaben zu verwirklichen. Dieser Tage hatte Rigo für gar nichts mehr Zeit außer für das Reiten.
    Marjorie hatte sich erboten, einen Erkundungsflug zu den Brüdern zu unternehmen, doch der unersetzliche Persun Pollut hatte ihr empfohlen, außerhalb der Abtei nach Informationen zu suchen.
    »Sie haben ein Komitee dort«, hatte er gesagt, »ein Büro mit der Bezeichnung Akzeptable Doktrin. Die Mitglieder dieses Komitees betreiben Gesinnungsschnüffelei unter den Leuten. Außerdem verwalten sie auch die Abtei; lassen Sie sich nur nicht weismachen, sie täten es nicht. Die Wahrheit interessiert sie nicht. Wenn sie etwas zur Doktrin erheben, ignorieren sie alle gegenteiligen Sachverhalte und lügen Ihnen frech ins Gesicht. Passen Sie auf, daß Sie diesen Typen nicht auf den Leim gehen. Sie sollten ihnen überhaupt keine Fragen

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