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Monströse Welten 2: Hobbs Land

Monströse Welten 2: Hobbs Land

Titel: Monströse Welten 2: Hobbs Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheri S. Tepper
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umdrehte, erblickte er noch eine knubbelige und verzerrte Gestalt mit einem Auge und einem Mund.
    »Hast uns ausgetrickst, was?« sagte Phaed Girat, dessen eines Auge im Sternenlicht glühte.
    »Nicht ich, Vater«, sagte Sam weinend. »Gott war es. Er hat auf euch gewartet, nicht ich. Wir waren nur der Köder in der Falle Gottes; Samstag und ich wurden nach Voorstod geschickt, um euch alle hierher zu locken.«
    Der Mund verschwand. Das Auge wurde von einer hölzernen Substanz überwuchert. Sam setzte sich auf den Erdboden und klammerte sich weinend an die knorrige Skulptur, die noch für einige Zeit weiteratmete.
    »Mein Vater ist auch gestorben«, flüsterte Theseus. »Ich habe mich auf die Suche nach ihm gemacht, und dann ist er wegen mir gestorben. An manche Dinge… an manche Dinge rührt man besser nicht. Man kann nicht in zwei Richtungen gleichzeitig sehen…« Die Stimme erstarb.
    »Komm nach Hause, Sam«, ertönte eine andere Stimme an seinem Ohr. »Komm nach Hause.«
    Er schaute auf, und da stand sie. Sie beugte sich zu ihm herunter und streckte beide Hände aus. »Wie hast du mich gefunden, China Wilm?«
    »China kann zur Zeit nicht kommen, aber sie dachte, du würdest dich vielleicht einsam fühlen«, sagte der Tchenka. »Ich soll dir ausrichten, daß sie oben auf dem Hochplateau ein Mädchen geboren hat. Und sie sagte sich, daß du vielleicht Gesellschaft bräuchtest – um diese Legenden zu vergessen.«
    Er ergriff die Hand des Tchenka; er weinte noch immer um einen Mann, den er nie kennengelernt hatte, den kennenzulernen ihm nie vergönnt gewesen war. Allein die Sehnsucht war ihm geblieben.
    »Ich habe nach dem Wunderbaren gesucht«, quengelte er wie ein müdes Kind. »Ja, das habe ich.«
    »Und, Sam, hast du es denn gefunden?« fragte der Tchenka. »Maire wußte, worum es sich handelt. Erinnerst du dich?«
    Er erinnerte sich. Maire hatte es schon lange vor ihm gefunden, als er noch ein Kind war. Sie wußte, daß man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen konnte. Man hatte die Wahl, nicht wieder in die alten Verhaltensmuster aus Zorn und Haß zurückzufallen. Vergessen war möglich. Die Götter von Hobbs Land halfen einem dabei. Die dunklen Höhlen würden für immer leer bleiben, wenn er sich dafür entschied.
    »Es gibt hier keine Legenden«, sagte Sam.
    »Richtig«, sagte der Tchenka. »Geh nach Hause, Sam.«
    * * *
    Als die Königlichen Marineinfanteristen auf Ninfadel eintrafen, stellten sie fest, daß die Porsa die Höhe überrannt und sowohl die Voorstoder Familien und ihre Herden als auch die ahabarianischen Wachen und die Repräsentanten des Büros für Umwelt- und Naturschutz verschlungen hatten, bevor sie den Beschluß faßten (was man bei den Porsa eben unter Beschlußfassung versteht), durch den Transmitter zu gehen, den die Propheten offengelassen hatten. Es hatten sich indes nicht alle Porsa an der Aktion beteiligt, sondern nur diejenigen, die heimlich in höheren Regionen gelebt hatten. Es dauerte eine Weile, bis die Xenologen diesen Punkt geklärt hatten.
    Alle höhenadaptierten Porsa waren über Enforcement nach Authority gegangen. Nachdem sie alle organischen Reste, welche von den Soldaten übriggelassen worden waren, vertilgt hatten, hatten die Porsa den Mond erforscht und eine bequeme Route zu einem Transmitter mit der Aufschrift Giftmüll gefunden. Es war allgemein bekannt, daß die Porsa lesen konnten. Und das Wort ›Giftmüll‹ hatte offensichtlich eine enorme Anziehungskraft auf sie ausgeübt. Alle hatten sie diesen Weg genommen.
    Es gab Überlebende auf Authority – Leute, die sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und ruhig verhalten hatten, so daß die Soldaten nicht auf sie aufmerksam wurden. Schließlich waren die Soldaten gestoppt worden. Eine Frau hatte sie aufgehalten. Sie hatte sich im Umkleideraum der Ratskammer eingeschlossen, wo man sie hinter einem farbigen Brett der Wandtäfelung fand. Unaufhörlich sprach sie eine Wortfolge in ein rotes Gitter: ›Der Schlüssel für das letzte Schloß.‹ Sie redete auch dann noch weiter, als die Sanitäter sie in ihre Obhut nahmen.
    Ihr Name war Lurilile. Sie war die Tochter des Chef-Beraters der Königin von Ahabar, und sie hatte die Armee deaktiviert. Sie hatte es allein getan, denn die beiden alten Männer, die sie durch den Transmitter geschickt hatte, waren auf der anderen Seite bewußtlos herausgekommen und zunächst nicht wieder aufgewacht. Daß die Soldaten, die den Auftrag hatten, die Bevölkerung von Ahabar, Phansure

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