Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
only you beneath the moon or under the sun gesungen, hat ein paar Tanzschritte angedeutet und sich schließlich auf ein Sofa fallen lassen.
Er hat weitergeredet. Er war kaum zu bremsen … Er wirkte glücklich.
Vielleicht weil die Dreharbeiten bald zu Ende sind und er Dyan Cannon wiedersehen wird? Ich mag sie nicht. Sie hat zu viele Haare, zu viele Zähne, zu viel Make-up im Gesicht. Während der Woche, die sie in Paris verbracht hat, habe ich sie genau beobachtet, und ich kann sie definitiv nicht leiden. Außerdem tut sie immer so, als wäre er ihr Eigentum … Für wen hält die sich? Glaubt sie etwa, sie sei die Einzige, die ihn liebt? Ich finde das ziemlich arrogant und anmaßend von ihr.
Er hat mir erklärt, dass er nie etwas getan hat, um anderen zu gefallen. Er hat nie das Bedürfnis verspürt, sich zu rechtfertigen, sein Verhalten zu begründen. Sein Vorbild ist Ingrid Bergman.«
An den Rand hatte er das Gesicht von Ingrid Bergman mit kurzen Haaren gezeichnet. Es hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihr. Und daneben hatte er geschrieben:
»Nicht besonders! Muss besser werden. Und wenn ich auf die Kunstakademie ginge statt auf die École Polytechnique? Würde er mich interessanter finden, wenn ich ein Künstler würde?
›Sie ist eine faszinierende, eigensinnige, sanfte Frau, die immer den Mut hatte, ihren eigenen Weg zu gehen, und die sich gegen eine gehemmte, dumme und vor Angst schlotternde Gesellschaft durchsetzen musste! Ich habe sie immer unterstützt, gegen alles und jeden. Ich verabscheue Heuchelei …‹
Ich weiß nicht, was zwischen ihnen vorgefallen ist, aber er hat sie vehement verteidigt.
Ich habe noch einmal meinen Mut in beide Hände genommen und ihn nach seiner Mutter gefragt. Ich dachte mir, dass ich das tun könne, schließlich hatte er sie ja als Erster erwähnt …
Trotzdem wusste ich nicht so recht, wie ich meine Frage formulieren sollte.
›Wie war Ihre Mutter denn so?‹, fragte ich etwas unbeholfen.
›Sie war eine hinreißende Mutter … und ich war ein hinreißendes Baby!‹
Er lachte schallend auf. Mimte ein ›hinreißendes Baby‹, indem er eine hinreißende Grimasse schnitt.
›Sie zog mir Mädchenkleider an, mit schönen weißen Kragen, legte mir schöne lange Locken, die sie mit dem Eisen glättete, dass es mir die Ohren verbrannte! Ich glaube, ich war ihr Puppe … Sie hat mir beigebracht, mich ordentlich zu benehmen, korrekt zu reden, die Mütze zu heben, wenn ich auf der Straße jemandem begegnete, mir vor dem Essen die Hände zu waschen, Klavier zu spielen, Guten Tag zu sagen, Guten Abend, vielen Dank, wie geht es Ihnen …‹
Dann verstummte er plötzlich, und als er weitersprach, klang seine Stimme völlig verändert.
›Wir haben alle unsere Narben, my boy , manche liegen außen, sodass man sie sehen kann, andere liegen innen und sind unsichtbar, und das ist bei mir der Fall …‹
Die Geschichte von ihm und seiner Mutter ist unglaublich! Ich hatte Tränen in den Augen, als er sie mir erzählte. Ich dachte bei mir, dass ich wirklich nichts erlebt hatte, dass ich geradezu winzig war, verglichen mit ihm. Er hat sie mir Stück für Stück erzählt, ist dazwischen immer wieder aufgestanden, hat sich Champagner nachgeschenkt, hat die Platte noch einmal von vorn abspielen lassen, hat sich wieder hingesetzt, er konnte nicht einen Moment stillsitzen.
So, und jetzt muss ich mich konzentrieren, um nichts zu vergessen, denn solch eine Geschichte habe ich noch nie gehört.
Er war neun Jahre alt, als es passierte, damals lebte er mit seinem Vater und seiner Mutter in Bristol.
Seine Mutter, Elsie, hatte vor ihm ein Kind verloren. Einen Jungen, der im Alter von einem Jahr gestorben war. Sie glaubte, sie sei schuld an seinem Tod. Sie habe nicht genug auf ihn aufgepasst. Und als dann der kleine Archibald Alexander zur Welt kam, hatte sie so große Angst, ihn zu verlieren, dass sie ihn hütete wie ihren Augapfel. Sie hatte ständig Angst, dass ihm etwas zustoßen könnte. Sie vergötterte ihn, und er vergötterte sie. Sein Vater sagte, sie übertreibe, sie solle ihn loslassen, und sie stritten sich seinetwegen. Ununterbrochen. Außerdem hatten sie nicht viel Geld, und Elsie beklagte sich. Sein Vater arbeitete in einer Wäscherei, und sie blieb zu Hause bei dem kleinen Archie. Elias verdrückte sich in den Pub, um ihr Gejammer nicht länger zu hören.
Seine Mutter ging mit ihm ins Kino, wo sie sich schöne Filme anschauten.
Sein Vater trieb sich mit anderen Frauen
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