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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Welt nicht mehr.
    Sie betrat einen Starbucks und bestellte einen Venti Caffè Mocha mit Vollmilch und Schlagsahne. 450 Kalorien, 13 Gramm ungesundes Fett, achter Platz der Junkfood-Rangliste 2009 des hochseriösen Center for Science in the Public Interest . Wenn ich mich schon umbringe, dann aber richtig!, dachte sie, als der Kaffee mit der tödlichen Milch näher kam.
    »Krieg ich auch einen Strohhalm, oder kostet das extra?«, schrie sie das Mädchen an der Kasse an.
    Was ist denn nur los mit mir? Ich bringe alles durcheinander, schalt sie sich, und es tat ihr leid, das arme Mädchen verletzt zu haben, das sicher kaum genug verdiente, um seine Miete zu bezahlen. Sie ist zwanzig Jahre alt und wirkt so müde, dass es für den Rest ihres Lebens reicht.
    »Tut mir leid«, sagte sie leise, als die Serviererin ihr einen Strohhalm reichte. »Sie können nichts dafür. Ich bin wütend …«
    »Macht nichts«, antwortete das Mädchen, »ich bin auch wütend …«
    »… und Sie kriegen es ab.«
    »Sie sind nicht die Erste und nicht die Letzte«, hatte das Mädchen resigniert erwidert. »Wenn Sie glauben, das Leben sei witzig, verraten Sie mir Ihr Rezept!«
    Tja, dachte Shirley, während sie zu einem Tisch ging und sich hinsetzte, früher fand ich das Leben tatsächlich ziemlich witzig … Aber seit einiger Zeit sehe ich nur noch schwarz, das Leben brennt wie Salz in einer offenen Wunde. Es scheuert mich blank, entfernt alte Ablagerungen, zieht mir die Haut ab.
    Warum heult man bei jeder Gelegenheit los? Wegen einer Sache, die gerade passiert ist, oder wegen einer alten Verletzung, die sich wieder öffnet und zu nässen beginnt?
    Ihr ganzer Körper nässte. Seit sie den Brief ihrer Tante Eleonore bekommen hatte.
    Das war vor zwei Tagen gewesen.
    Morgens …
    Sie hatte sich mit Oliver gestritten. Er hatte ihr das Frühstück ans Bett gebracht und sich dafür entschuldigt, dass der Toast ein wenig zu dunkel geraten war. Sie hatte das Tablett von sich geschoben.
    »Hör auf, dich zu entschuldigen, hör auf, immer nett zu sein …«
    »Ich bin nicht nett, ich bin aufmerksam …«
    »Dann hör auf, aufmerksam zu sein. Ich ertrage das nicht mehr …«
    »Shirley …«
    »Hör auf!«, hatte sie mit Tränen in den Augen geschrien.
    »Warum schreist du denn? Was habe ich getan?«
    Er streckte die Arme nach ihr aus, sie stieß ihn zurück, er schüttelte den Kopf und sah sie traurig an.
    »Und guck mich nicht an wie ein geprügelter Hund!«
    »Ich verstehe dich nicht …«
    »Du verstehst nie etwas! Du bist … Du bist …«
    Sie stotterte, rang die Hände, um Wörter einzufangen, bekam sie nicht zu fassen, und der Zorn stieg in ihr hoch.
    »Bist du müde? Hast du ein Problem?«
    »Nein. Es geht mir sehr gut, ich ertrage dich nur einfach nicht mehr!«
    »Aber gestern …«
    »Geh! Geh weg!«
    Er stand auf, nahm seine Jacke und öffnete die Tür.
    Mit einem Satz war sie bei ihm und klammerte sich an seine Schultern.
    »Nein, geh nicht! Lass mich nicht allein! Oh! Lass mich nicht allein! Alle lassen mich im Stich, ich bin ganz allein!«
    Er packte sie bei den Schultern, drückte sie gegen die Wand und fragte mit harter Stimme: »Weißt du überhaupt, auf wen du wütend bist?«
    Sie wandte den Kopf ab.
    »Du weißt es nicht. Du richtest deine Wut gegen mich, aber ich kann nichts dafür … Also mach dich auf die Suche nach dem wahren Schuldigen und hör auf, mich zu beschimpfen …«
    Sie sah ihm nach, wie er davonging. Er drehte sich nicht um. Er ging durch die Tür ohne einen letzten Blick, ohne eine letzte Geste, die ihr einen Hinweis darauf gegeben hätte, wie endgültig sein Abschied war. Ich werde ihn verlieren, dachte sie, ich werde ihn verlieren … Schluchzend ließ sie sich aufs Bett fallen, sie verstand überhaupt nichts mehr.
    Und an jenem Morgen hatte sie den Brief ihrer Tante Eleonore bekommen.
    Gestern habe ich alte Unterlagen sortiert, schrieb sie, das hatte ich mir schon seit Monaten vorgenommen, und das hier habe ich dabei gefunden. Ich weiß nicht, was du damit machen wirst, aber es gehört dir.
    Zwei Schwarz-Weiß-Fotos und ein blauer Umschlag.
    Das erste Foto zeigte ihren Vater in Bermuda-Shorts bei einem Ausflug mit Freunden am Ufer eines Sees. Er hatte seinen Wanderrucksack ins Gras gelegt, saß mit dem Rücken dagegen gelehnt und biss herzhaft in ein Sandwich. Das abgebissene Stück beulte seine linke Wange aus, und er lachte fröhlich. Breite Nase, breiter Mund, breites Lachen. Langes Haar, das ihm in die Augen

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