Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)
für ein Buch reicht nicht ewig … Ich habe mir Ihre Konten nicht angesehen, bevor ich hergekommen bin, aber mir scheint, dass nicht mehr viel übrig ist … Die Wohnung, die Sie gekauft haben, war sehr teuer …«
Und plötzlich geriet alles ins Wanken. Der Tisch, der perfekte Rahmen, die weißen Tischdecken, die Anemonensträuße, die aufmerksamen Kellner, alles verschwand in einem weißen Blitz, und ihr wurde schwindlig. Allein auf einem Trümmerfeld. Sie spürte, wie ihre Haarwurzeln schwitzten, schwitzten … Von Panik erfüllt, sah sie Serrurier an.
»Nein, machen Sie sich keine Sorgen … Sie sitzen noch nicht völlig auf dem Trockenen, aber Ihr Guthaben bei uns ist ein wenig geschrumpft. Überprüfen Sie denn nie Ihre Konten?«
»Davon verstehe ich nicht viel …«
»Na gut … Lassen Sie uns beide einen Vertrag schließen: Sie schreiben ein Buch für mich, und im Gegenzug bezahle ich Ihre Rechnungen. Einverstanden?«
»Aber ich …«
»Sie verschleudern doch sicherlich kein Vermögen. Sie werden mich nicht teuer zu stehen kommen …«
»…«
»Sie wirken auf mich nicht wie eine Frau mit luxuriösen Vorlieben. Viel zu wenig sogar! Man muss sich aufspielen, wenn man respektiert werden will … Und Sie spielen sich überhaupt nicht auf. Sie gehören zweifellos zu den Menschen, die noch Angst davor haben, einen Schatten in den Schatten zu stellen …«
Der Kellner hüstelte leise, um die beiden Hauptgerichte auf den Tisch stellen zu können, die er auf dem Arm balancierte. Serrurier lehnte sich zurück und verlangte ein Mineralwasser.
»Sie werden doch nicht Ihr ganzes Leben lang auf sich herumtrampeln lassen! Haben Sie das nicht allmählich satt? Worauf warten Sie noch, um endlich Ihren Platz einzufordern?«
»Es liegt an Iris … Seit sie …«
»Tot ist. Ist es das?«
Joséphine wand sich auf ihrem Stuhl.
»Seit sie tot ist, verbringen Sie Ihre Zeit damit, sich zu geißeln, und verbieten sich zu leben?«
»…«
»Tja … Das ist ziemlich dämlich, wenn Sie mich fragen!«
Joséphine lächelte.
»Warum lächeln Sie? Sie sollten mich lieber beschimpfen, weil ich Sie als dämlich bezeichnet habe …«
»Nein, es ist nur, weil … Ich habe mich selbst lange so gesehen: als eine dämliche Trantüte … Aber ich habe mich gebessert, müssen Sie wissen, ich mache Fortschritte.«
»Das hoffe ich. Man braucht ein wenig Selbstachtung, um voranzukommen, und ich möchte, dass Sie mir ein Buch schreiben. Ein gutes Buch voller Leben … so wie Ihr erstes … aber Sie müssen dazu nicht unbedingt im zwölften Jahrhundert bleiben. Wechseln Sie lieber die Epoche, sonst sind Sie für alle Zeiten zum historischen Roman verdammt, und dann werden Sie sich zu Tode langweilen! Und das ist noch höflich ausgedrückt … Nein! Schreiben Sie mir einen Roman über die heutige Zeit, mit Frauen, Kindern, Ehemännern, die ihre Frauen betrügen und die selbst betrogen werden, mit Frauen, die weinen und lachen, einer schönen Liebesgeschichte, Verrat, dem prallen Leben eben! Die Zeiten sind schwer, und die Menschen wollen unterhalten werden … Sie können Geschichten erzählen. Der Roman über Florine war sehr gut, und für einen ersten Versuch: Respekt!«
»Ich habe das nicht absichtlich gemacht …«
Er bedachte sie mit einem vernichtenden Blick.
»Das ist genau das, was Sie von jetzt an nicht mehr sagen dürfen. Natürlich haben Sie das absichtlich gemacht! Das Buch ist doch nicht einfach so vom Himmel gefallen …«
Er schnippte dabei mit den Fingern.
»Sie haben hart gearbeitet, Sie haben eine Geschichte konstruiert, Dialoge geschrieben, Wendungen erfunden, das kam doch nicht von allein! Hören Sie auf, sich ständig zu entschuldigen! Damit gehen Sie einem auf die Nerven, wissen Sie … Am liebsten möchte man Sie packen und ordentlich durchschütteln.«
Er beruhigte sich wieder, bestellte zwei Kaffee, Sie trinken doch einen Kaffee, nicht wahr? Also, zwei Kaffee, einen davon schön stark! Dann zog er eine lange Zigarre aus der Tasche, schnupperte daran, rollte sie zwischen den Fingern, ehe er sie anzündete, und fuhr dann fort: »Ja, ich weiß, in Restaurants wird nicht mehr geraucht. Ich tu’s trotzdem. Die können mir mit ihren Gesetzen den Buckel runterrutschen. Wissen Sie, Joséphine, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, ist das Schreiben keine Therapie … es heilt nichts. Nicht das Geringste. Aber man revanchiert sich für sein Schicksal, und wenn ich mich nicht sehr täusche, haben Sie sich für
Weitere Kostenlose Bücher