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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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es, andere warten zu lassen, aber er sei von einem dieser lästigen Menschen aufgehalten worden, die man einfach nicht mehr loswerde. Er wedelte mit dem Arm, als wollte er den Störenfried abschütteln, und sie zwang sich zu einem Lächeln. Vielleicht bin ich eines Tages an der Stelle dieses Störenfrieds, dachte sie unwillkürlich, während ihr Blick der Bewegung seines Arms folgte.
    Er schaltete sein Handy aus, warf einen raschen Blick in die Karte, die er auswendig kannte, und bestellte. Wie immer, fügte er hinzu. Joséphine hatte genügend Zeit gehabt, die Karte zu studieren, und bestellte mit leiser Stimme die Gerichte, für die sie sich entschieden hatte. Er gratulierte ihr zu ihrer Wahl, und sie wurde rot.
    Dann faltete er seine Serviette auf, nahm sein Messer, ein Stück Baguette, ein wenig Butter und fragte: »Was machen Sie denn im Moment?«
    »Ich habe mich gerade habilitiert … mit Auszeichnung …«
    »Fantastisch! Und was genau …?«
    »Die Habilitation ist der höchste akademische Grad, den man in Frankreich erlangen kann …«
    »Ich bin beeindruckt«, sagte er und gab dem Kellner ein Zeichen, die Weinkarte zu bringen. »Sie trinken doch auch ein Glas Wein?«
    Sie wagte nicht, abzulehnen.
    Er diskutierte mit dem Kellner, empörte sich, weil es seinen gewohnten Wein nicht gab, bestellte einen 2005er Puligny-Montrachet, ein außergewöhnlicher Jahrgang, wie er mit einem Blick über seine Brillengläser hinweg betonte, klappte die Karte geräuschvoll wieder zu, seufzte, nahm die Halbbrille ab, streckte eine Hand nach der Butterschale aus und bestrich ein zweites Stück Brot. Dabei fragte er: »Und was haben Sie jetzt vor?«
    »Es ist kompliziert … Ich …«
    Sein Handy klingelte.
    »Ich dachte doch, ich hätte es ausgeschaltet!«, rief er verärgert. »Erlauben Sie?«
    Sie nickte. Seine Miene wurde sorgenvoll, er sagte ein paar Worte, beendete dann das Gespräch und vergewisserte sich, dass das Handy diesmal auch wirklich ausgeschaltet war.
    »Sie sagten gerade …«
    »… dass ich mich mit Auszeichnung habilitiert habe, und deshalb dachte ich, ich würde einen Lehrstuhl an der Universität bekommen … Oder eine Forschungsstelle am CNRS … Das würde ich sehr gern machen … Dafür habe ich mein Leben lang gearbeitet …«
    »Aber es hat nicht geklappt?«
    »Nun ja … nachdem die Kommission ihr Urteil verkündet hat, muss man noch einen schriftlichen Bericht abwarten, in dem die Prüfer alle Bemerkungen festhalten, die sie einem lieber nicht ins Gesicht sagen wollten …«
    »Ideal für Heuchler also!«
    Joséphine zog den Kopf ein.
    »Und von diesem Bericht hängt Ihre Berufung an die Universität ab …«
    Sie trocknete ihre feuchten Hände an der Serviette ab und spürte, wie ihre Ohren rot wurden.
    »Und da habe ich erfahren … oh, nicht von ihnen selbst, nein … von einem Kollegen habe ich erfahren, dass ich nicht träumen solle, dass ich nicht befördert werden würde, weil ich ja weder einen prestigeträchtigen Posten noch eine Gehaltserhöhung brauche, und dass ich mein Leben lang eine einfache Forschungsbeauftragte bleiben würde …«
    »Und warum?«, fragte Gaston Serrurier mit verwundert hochgezogener Augenbraue.
    »Weil … sie haben es mir nicht so unverblümt gesagt, aber es lief aufs Gleiche hinaus … Weil ich mit meinem Roman viel Geld verdient habe … und sie haben beschlossen, dass es andere gibt, die einen Lehrstuhl eher verdient haben als ich … also stehe ich jetzt quasi wieder ganz am Anfang.«
    »Und Sie sind unglaublich wütend, nehme ich an …«
    »Vor allem bin ich verletzt … Ich dachte, ich wäre Teil einer großen Familie, ich dachte, ich hätte mich bewährt, und jetzt werde ich zurückgewiesen, weil ich zu großen Erfolg mit einem Thema hatte, das doch eigentlich …«
    Sie seufzte, um die störenden Tränen zurückzudrängen.
    »… eigentlich hätten sie doch froh sein sollen, dass sich das Publikum für Florines Geschichte begeistert … aber es war genau das Gegenteil.«
    »Das ist perfekt! Einfach perfekt!«, rief Gaston Serrurier. »Richten Sie ihnen doch bitte meinen Dank aus!«
    Joséphine sah ihn verblüfft an und legte diskret die Hände auf ihre Ohren, um ihr Brennen zu kühlen.
    »Es ist das erste Mal, dass ich darüber rede, wissen Sie. Ich wollte nicht einmal daran denken. Ich habe es niemandem gesagt. Es hat so wehgetan, das zu hören … Die jahrelange Arbeit und dann … einfach beiseitegeschoben zu werden!«
    Ihre Stimme hatte zu zittern

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