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Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition)

Titel: Montags sind die Eichhörnchen traurig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Pancol
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Lippen, kein Wort mehr.
    »… ich habe einen Mann kennengelernt mit sanftem Lächeln, breitem Rücken und Cordsamthosen, einen Mann, der Fahrrad fährt und gefütterte Handschuhe trägt, und ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt. Das ist sehr gut möglich. Denn seit ich ihn getroffen habe, fühlt es sich an wie flüchtiges Gas. Er ist in meinem Kopf, er ist in meinen Adern, er ist in meinem Herzen, in der Milz und in der Lunge, er dehnt sich in mir aus, und es fühlt sich gut an, so gut, und ich werde nie, niemals eine dicke Dame in Antibes werden, weil ich diesen Mann behalten will …«
    Sie schloss die Augen, schlang die Arme um ihren Oberkörper und sagte leise: »So, genug der Geständnisse, jetzt wird gespielt.«
    Sie spielten »Vermasselt und geschafft«, streckten dabei Arme und Beine, rollten auf die Seite und verschränkten ihre Köpfe und Schultern.
    »Ich habe meine Beziehungen vermasselt, ich habe mein Studium vermasselt, ich vermassele regelmäßig mein Pot-au-feu, ich habe das letzte Konzert von Morcheeba verpasst«, zählte Shirley an ihren Fingern ab, »… aber ich habe eine gute Beziehung zu meinen Eltern hingekriegt, die meisten meiner Orgasmen, meinen Führerschein, die Erziehung meines Sohnes, meine Freundschaft mit dir …«
    Joséphine schloss an: »Ich habe mein Liebesleben ganz furchtbar vermasselt, ich habe fast alle meine Orgasmen vermasselt, alle meine Diäten, meine Beziehung zu meiner Mutter, aber ich habe meine beiden wunderschönen Töchter geschafft, meine Habilitation, ich habe es geschafft, ein Buch zu schreiben, deine Freundin zu sein …«
    »Ich habe immer das Grüne Leuchten verpasst«, sagte Shirley seufzend.
    »Ich habe bis jetzt noch jede Mayonnaise vermasselt«, gestand Joséphine.
    »Bei mir überlebt nicht mal eine Geranie …«
    »Ich habe es noch nie geschafft, eine Libelle zu fangen …«
    Dann gingen sie zu dem Spiel »Was ich am meisten an einem Mann hasse« über.
    »Ich hasse Lügner«, sagte Shirley. »Sie sind feige, schlaffe Feuerquallen.«
    »Und sie kriegen hier ganz schön ihr Fett weg!«, fügte Joséphine lachend hinzu.
    »Auf sie treffen die Verse Chaucers zu:
    Und die Orange fiel in den Teller des Verräters
    Der das Vertrauen des Herrn verhöhnt hatte
    Die bedächtige, starke Liebe des erleuchteten Mannes
    Der ihn Jahr um Jahr, Stück für Stück,
    Gelehrt hatte, ein Mann zu sein. Ein wahrer Mann,
    Der sich niemals verleugnet, der die abscheuliche Lüge nicht kennt,
    Die die Seele ebenso beschmutzt wie die Träume.
    Nimm, Sohn, sagte der Herr und deutete auf die Orange,
    Iss mit geröteter Stirn die Frucht deines Verrats,
    Koste sie, Spalt für Spalt,
    Iss, bis du am Mist deiner Schande verreckst
    Denn gar niederträchtig ist das Kind, das seine Eltern belügt .«
    »Da läuft es einem ja eiskalt den Rücken runter«, sagte Joséphine erschauernd.
    »Das sind die Worte, die mein Vater sprach, als er erfuhr, dass ich einen Sohn zur Welt gebracht hatte, ohne ihm etwas davon zu sagen … Ich habe sie nie mehr vergessen. Sie wurden mit glühendem Eisen in mein Gedächtnis gebrannt …«
    Joséphine zitterte. Sie wusste nicht, ob es an Chaucer lag oder an der defekten Heizung, aber es fühlte sich an, als legte sich ein eisiges Leichentuch um sie.
    »Danach habe ich nie wieder gelogen. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Zeit man dadurch gewinnt! Ohne diese Umwege kommt man viel schneller ans Ziel. Man wird endlich ein wahrer Mann, eine wahre Frau.«
    »Ist die Heizung immer noch kaputt?«, fragte Joséphine.
    »Du solltest wissen, meine Liebe, dass die Heizung in England immer kaputt ist … Sie funktioniert nur jeden dritten Tag. Genau wie das Wasser und die U-Bahn … und das ist auch sehr gut so. Je weniger man heizt, desto weniger verschmutzt man die Umwelt. Bald wird es kein Erdöl mehr geben, dann haben wir gar keine Heizungen mehr, also schadet es nicht, sich jetzt schon abzuhärten!«
    »Da schläft man in deinem Land wohl lieber zu zweit!«
    »Apropos, wie steht es mit dir und Philippe?«
    »Überhaupt nicht. Und daran ist mein Gewissen schuld. Es verbietet mir herumzuschäkern und zwingt mich in einen Keuschheitsgürtel, zu dem ich den Schlüssel verloren habe …«
    »Dabei warst du ja schon vorher nicht der Typ, der in weit offene Betten gesprungen wäre …«
    »Und Alexandre? Weißt du, wie es ihm geht?
    »Annie, sein Kindermädchen, erzählt mir hin und wieder von ihm. Es geht ihm, wie es einem Jungen eben so geht, dessen Mutter

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