Montagsmenschen - Moser, M: Montagsmenschen
ersetze alle Medikamente!» Am Ende der Stunde hatte Nevada zugeschaut, wie Poppy tief in die Endentspannung sank, ohne zu zappeln und zu zucken, und sie hatte gedacht, dass Poppy vielleicht jetzt die Möglichkeit hatte, das Werkzeug Yoga richtig zu nutzen.
«Weißt du, mein Blog …», sagte Poppy jetzt, und Nevada nickte.
«Also der Blog … der Blog soll ein Buch werden.»
«Poppy, das ist ja großartig!»
Poppy lächelte schüchtern. «Ja, nicht wahr? Und hmm, eben, beim Verlag fanden sie vor allem die Verbindung mit dem Yoga interessant … und da wollte ich dich fragen, ob du mit mir zusammenarbeiten willst?»
Nevada lächelte. Vor einer Woche war sie angefragt worden, eine Übungs-DVD zu konzipieren und auch gleich selber zu drehen. MS-Patienten würden doch bestimmt lieber eine Betroffene die spezifischen Übungen vorzeigen sehen als ein gesundes Modell. Falsche Identifikation, hatte Nevada sofort gedacht. War sie betroffen? Oder war sie bloß krank? War sie nur krank, oder auch krank, unter vielem anderen? Sie wollte schon den Kopf schütteln, als sie in Poppys offenes, erwartungsvolles Gesicht blickte. So hatte sie sie noch nie gesehen.
Yoga dem Menschen anpassen, dachte sie und nickte. «Lass uns nach der Stunde darüber reden!»
Poppy drehte sich um, doch ihr Platz in der vordersten Reihe war unterdessen besetzt. Nevada sah ihr dabei zu, wie sie sich mit nackten Füßen auf eine Matte stellte, die schon dagelegen hatte, mitten unter fremden Menschen.
Die alle Nevadas Schüler waren. Nevada atmete tief ein. Sie hatte schon lange keine so große Gruppe mehr unterrichtet. Sie stand auf, schwankte ein wenig, musste sich festhalten. Sie spürte die Blicke, verwirrt, erwartungsvoll, beunruhigt, voller Hoffnung. Sie ließ die Stuhllehne los und legte ihre Handflächen zusammen.
«Atha yoganusasanam …» Und hier beginnt nun die Lehre des Yoga.
Ich danke
Dr. Kausthub Desikachar – insight and inspiration.
Meinen Yogalehrerinnen Alice Joanou, Katchie Ananda,
Barbara Immick und Sara Wildi.
Piero Rossi.
Markus Fritschin, Heidi Gautschi, Peter Grünig, Marcel Ruf
und Markus Scherer von der JVA Lenzburg.
Reinhard Lutz und P. W.
Dr. Martina Pabst vom Kantonsspital Aarau.
Laura Guglielmetti cand. med. für die Diagnose von
Nevada Marthaler.
Und wie immer: Anne Wieser.
Das Yoga Sutra von Patanjali habe ich in folgenden Übersetzungen gelesen und in eigene Worte gefasst:
R. Sriram, Das Yoga Sutra: Von der Erkenntnis zur Befreiung . Bielefeld 2009
TKV Desikachar, Über Freiheit und Meditation . Petersberg 2006
Der Yogaleitfaden des Patanjali: Sanskrit/Deutsch , herausgegeben und übersetzt von Reinhard Palm. Stuttgart 2010
Über die Autorin
Milena Moser
Milena Moser, 1963 in Zürich geboren, arbeitete nach einer Buchhändlerlehre für das Schweizer Radio DRS und für Zeitungen, bevor sie durch ihre Romane und Erzählungen über die tragikomischen Wechselfälle des Lebens berühmt wurde. Sie veröffentlichte 1990 ihre erste Kurzgeschichtensammlung Gebrochene Herzen oder Mein erster bis elfter Mord in einem eigens von ihren Freunden für sie gegründeten Verlag – 1991 landete sie mit Die Putzfraueninsel ihren ersten Bestseller. Die Verfilmung des Romans durch Peter Timm wurde preisgekrönt. Milena Moser schreibt regelmäßig Kolumnen für die Schweizer Familie und betreibt zusammen mit Sibylle Berg und Anne Wieser eine Schreibschule.
Daten, Fakten, Jahreszahlen
1963 in Zürich geboren
1982–1984 Buchhändlerlehre
ab1988 Arbeit als selbständige Journalistin, u.a. für das Schweizer Radio DRS
1998–2006 San Fransisco
seit 2006 lebt Moser in Möriken-Wildegg, Aargau
seit 2006 wöchentliche Kolumne in der Zeitschrift Schweizer Familie
seit 2009 betreibt sie mit der Autorin Sibylle Berg und der Agentin Anne Wieser eine Schreibschule
Bibliographie
Im Nagel & Kimche Verlag sind erschienen:
2010 Möchtegern. Roman
2011 Highnoon im Mittelland. Die besten Kolumnen
2012 Montagsmenschen. Roman (ET: 06.02.2012)
Werke (Auswahl)
1990 Gebrochene Herzen. Erzählungen
1991 Die Putzfraueninsel. Roman
1992 Das Schlampenbuch.Erzählungen
1994 Blondinenträume. Roman
1996 Mein Vater und andere Betrüger. Roman
1996 Das Faxenbuch. Briefwechsel mit Angela Praesent
1998 Das Leben der Matrosen. Zeitungsroman in Fortsetzungen
1999 Artischockenherz. Roman
2001 Bananenfüße. Roman
2003 Sofa, Yoga, Mord. Roman
2005 Schlampenyoga: oder Wo geht’s hier
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