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Montana 04 - Vipernbrut

Montana 04 - Vipernbrut

Titel: Montana 04 - Vipernbrut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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dafür hatte er Unterhaltszahlungen für die Kinder zu leisten … O ja, das funktionierte. Aber nur auf dem Papier. Sie überlegte, ob sie die Zahlungen an ihn einstellen sollte, doch sie wollte sich nicht mit dem Zurückbehaltungsrecht befassen müssen.
    Stattdessen hatte sie - auch wenn es ihr zutiefst zuwider gewesen war - einen Rechtsanwalt eingeschaltet, da sie vorhatte, diesen Mistkerl von Ex-Ehemann gleich nach der Jahreswende vor Gericht zu bringen.
    Hör auf damit! Es ist Weihnachten! Wieder fing sie ihren Blick im Rückspiegel auf, und wieder sah sie den Zorn, der stets direkt unter der Oberfläche brodelte. Das war etwas, woran sie arbeiten musste. Als Christin glaubte sie inbrünstig an Vergebung. Nur nicht, wenn es um Ray ging.
    Irgendwann werde ich ihm verzeihen können, dachte sie, vielleicht wenn sie einen anderen Mann gefunden hätte, der ihre durchhängende Veranda richtete, die alten Rohre unter dem Waschbecken ersetzte und sie nachts in den Armen hielt. Oh, was würde sie nicht darum geben, beim zweiten Mal einen echten Traumprinzen zu finden! Mit zweiundvierzig war sie nicht bereit, ihren Glauben an die Liebe aufzugeben.
    Noch nicht.
    Die Wohnhäuser wichen Feldern, auf denen eine dichte Schneedecke lag. Auch die Zaunpfähle trugen Hauben aus Schnee, genau wie die Büsche und Sträucher.
    Als sie von der Hauptstraße abbog, bemerkte sie auf dem Seitenstreifen einen Wagen. Die Motorhaube war hochgeklappt, ein Mann sah sich den Motor an. Sie fuhr langsamer, erfasste ihn mit dem Licht ihrer Scheinwerfer. Er winkte und bedeutete ihr anzuhalten. »Sei vorsichtig«, sagte sie zu sich selbst, doch dann erkannte sie ihn als Stammgast aus dem Restaurant und aktives Mitglied der Kirchengemeinde.
    Sie bremste und kurbelte das Fenster hinunter, während er durch den Schnee auf dem Seitenstreifen zur Fahrerseite stapfte.
    »He«, sagte sie. »Gibt es ein Problem?«
    »Das verdammte Ding ist einfach stehengeblieben«, erwiderte er, »und ich habe mein Handy zu Hause vergessen, so dass ich meine Frau nicht anrufen kann.«
    »Das kann ich doch für Sie übernehmen.«
    »Das wäre großartig.« Er warf ihr ein liebenswertes Lächeln zu. »Oder sollte besser ich anrufen?«
    »Ich denke schon.« Sie wandte sich um, griff in ihre Handtasche, tastete nach dem Handy und sagte: »Der Akku ist fast leer, aber es dürfte noch reichen … « Als sie sich wieder umdrehte und sich vergewisserte, dass das Handy eingeschaltet war, spürte sie etwas Kaltes in ihrem Nacken.
    »Was … « Eine Sekunde später schoss ein heftiger Schmerz durch ihren Körper. Was war das? Ein Elektroschocker? Sie schrie auf und zuckte unkontrolliert. Lieber Gott, bitte hilf mir!, dachte sie bebend und stöhnte. Das Handy glitt ihr aus den starren Fingern. Hilflos, entsetzt sah sie zu, wie er durchs offene Fenster griff, die verschlossene Wagentür öffnete und sie hinaus in die Kälte zerrte. Sie versuchte, sich ihm zu widersetzen, zu kämpfen, zu schlagen, zu treten und zu beißen, doch es gelang ihr nicht, ihren zuckenden Körper unter Kontrolle zu bringen.
    Nein! Das kann nicht sein!
    Sie vertraute diesem Mann, kannte ihn aus der Kirche, und trotzdem warf er sie eiskalt auf den Rücksitz seiner Limousine und schlug die Tür hinter ihr zu. Die Welt um sie herum drehte sich, als er sich hinters Lenkrad setzte und in derselben Richtung weiterfuhr, in der sie unterwegs gewesen war.
    Warum?, wollte sie schreien, doch sie brachte kein Wort heraus. Benommen hörte sie, wie er das Radio anstellte.
    Eine Instrumentalversion von »Stille Nacht« erfüllte das Wageninnere.
    Seltsamerweise hatte er die Heizung nicht an, und während sie schweigend Kilometer um Kilometer zurücklegten, fragte sich Brenda, wohin um alles auf der Welt er sie brachte und - was er wohl mit ihr vorhaben mochte.
    Er ist ein Christ. Das Ganze ist nur ein übler Scherz, versuchte sie, sich einzureden, doch tief im Herzen wusste sie, dass heute Nacht nichts Gutes auf sie zukommen würde.
    Mildreds Stimme hallte in ihrem Kopf wider, übertönte die Weihnachtsmusik, quälte sie mit ihrer düsteren Prophezeiung: Der Teufel steckt dahinter. Satan ist allgegenwärtig, müsst ihr wissen. Er steht direkt hinter euch und wartet nur darauf, sich auf euch zu stürzen …

Kapitel drei

    Ich kann nicht«, sagte Pescoli in ihr Handy, während sie den Jeep die lange, schneebedeckte Auffahrt zu ihrem Blockhaus hinauflenkte. Die Räder ihres Wagens hinterließen frische Spuren im Schnee.

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