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Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte

Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte

Titel: Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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zurückschießen, als ihm klar wurde, wie grotesk es war, mit einem solchen Quadratschädel zu diskutieren. Außerdem würde ein Streit ihn in keiner Weise voranbringen. Schließlich wollte er nichts weiter als einen Blick auf die Leiche von Connie Davydov werfen. Kopfschüttelnd ging er zurück in das Büro der Leichenhalle und schnappte sich seine Tasche. Der Gehilfe sah ihn neugierig an, blieb aber stumm.
    Immer noch schäumend vor Wut verließ Jack die Brooklyner Nebenstelle des Gerichtsmedizinischen Instituts und steuerte auf Warrens Auto zu. Warren und Flash hatten sich gegen die Kotflügel des Cadillacs gelehnt und musterten ihn erwartungsvoll. Doch Jack verlor kein Wort und nahm schweigend auf dem Rücksitz Platz.
    Warren und Flash sahen einander ratlos an, zuckten mit den Schultern und stiegen ebenfalls ein. Als sie saßen, drehten sie sich zu Jack um; er hatte Mund und Lippen zusammengepreßt.
    »Du siehst aus, als ob du stinksauer wärst«, stellte Warren fest.
    »Das bin ich auch«, entgegnete Jack und starrte ins Leere. Er mußte nachdenken.
    »Was ist passiert?« wollte Flash wissen.
    »Die Leiche ist zu einem Bestattungsinstitut überführt worden.«
    »Wie kann das sein?« fragte Warren. »Sie wußten doch, daß du kommen würdest.«
    »Das hat etwas mit Konkurrenzdenken unter Ärzten zu tun«, erläuterte Jack. »Ich kann es dir nur schwer erklären, und vermutlich würdest du es sowieso nicht glauben wollen.«
    »Du mußt es wissen«, sagte Warren. »Und was machen wir jetzt?«
    »Keine Ahnung«, stöhnte Jack. »Ich überlege ja schon.«
    »Ich weiß, was ich tue«, stellte Flash klar. »Ich fahre nach Brighton Beach.«
    »Halt die Klappe, Alter!« wies Warren seinen Kumpel zurecht. »Durch dieses kleine Mißverständnis lassen wir uns doch nicht aus der Fassung bringen.«
    »Ein kleines Mißverständnis nennst du das?« brauste Flash auf. »Wenn meine Schwester eine Weiße wäre, wäre das nicht passiert.«
    »Das stimmt nicht, Flash«, widersprach Jack. »Auch wenn es jede Menge Rassismus gibt – in diesem Fall liegt das Problem woanders.«
    »Kannst du das Bestattungsinstitut nicht einfach anweisen, die Leiche zurückzuschicken?« fragte Warren.
    »Ich wünschte, es wäre so einfach«, entgegnete Jack. »Das Problem ist, daß dieser Fall in die Zuständigkeit der Nebenstelle Brooklyn fällt, ich aber in der Gerichtsmedizin Manhattan arbeite. Das wiederum bedeutet, daß jede Menge politische Machenschaften eine Rolle spielen. Zunächst müßte ich die Genehmigung des obersten Chefs einholen. Falls ich die überhaupt bekäme, würde der Leiter der Nebenstelle Brooklyn sich mit Sicherheit auf den Schlips getreten fühlen, denn er würde die ganze Geschichte als Affront gegen seine Abteilung verstehen. Das Ergebnis wäre ein Krieg der Bürokratien. Das Ganze würde sich eine Ewigkeit hinziehen, und bis der ganze Papierkrieg und die unzähligen Telefonate geführt und alle Kämpfe durchgefochten wären, hätte das Bestattungsinstitut die Leiche vermutlich längst einbalsamiert – oder schlimmer noch – bereits eingeäschert.«
    »Mist!« fluchte Warren.
    »Das war’s dann wohl«, faßte Flash zusammen. »Ich fahre nach Brighton Beach.«
    »Nein!« widersprach Jack. »Wir fahren jetzt gemeinsam zu dem Bestattungsinstitut. Das wird zwar wahrscheinlich Ärger geben, aber ich sehe keine andere Möglichkeit, Flash von seinem wahnwitzigen Vorhaben abzubringen. Vielleicht haben wir ja Glück. Das Institut liegt an der Caton Avenue, nicht weit vom Greenwood Cemetery. Habt ihr einen Stadtplan?«
    Warren nickte und bat Flash, den Plan aus dem Handschuhfach zu holen. Während die beiden die Caton Avenue suchten, versuchte Jack sich auszumalen, was sie in dem Bestattungsinstitut erwartete. Vermutlich würde der Geschäftsführer sich nicht gerade kooperativ zeigen.
    »Wir sollten wie eine Art Überfallkommando in das Bestattungsinstitut hineinplatzen«, verkündete Jack schließlich seinen Plan.
    Warren sah auf. »Wie meinst du das?«
    »Wir müssen versuchen, die Sache durchzuziehen, bevor der Geschäftsführer oder die Mitarbeiter überhaupt dazu kommen, über unser Anliegen nachzudenken.«
    »Aber du bist doch Gerichtsmediziner«, wandte Warren ein. »Und noch dazu Angestellter der Stadt New York.«
    »Das stimmt«, entgegnete Jack. »Aber was ich vorhabe, ist ein wenig ungewöhnlich, um es gelinde auszudrücken. Das System funktioniert nämlich so, daß eine Leiche an die Angehörigen freigegeben wird,

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