Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte
eine Garage.«
»Er könnte sie betrunken gemacht oder ihr Drogen eingeflößt haben, sie in der Garage ins Auto gesetzt und den Motor angestellt haben«, erläuterte Jack. »Noch besser funktioniert es, wenn man die Auspuffgase direkt ins Wageninnere leitet. Dann könnte er sie bewußtlos zurück ins Bad getragen und den Notarzt gerufen haben.«
»Das kann nicht sein«, wandte Flash ein. »Er hätte sie niemals tragen können. Meine Schwester hat mehr als dreihundert Pfund gewogen.«
»Ich wollte euch ja nur ein Beispiel nennen«, erklärte Jack. »Kommt, Leute! Laßt uns aufbrechen!«
»Wohin soll ich fahren?« fragte Warren.
»Zum Kings County Hospital«, antwortete Jack. »Das ist in Brooklyn, südöstlich vom Prospect Park.«
»Soll ich den FDR Drive nehmen?« fragte Warren.
Jack war einverstanden. »Dann fahren wir über die Brooklyn Bridge und nehmen die Flatbush Avenue.«
Warren startete den Motor und fuhr los.
»Flash!« rief Jack seinem Basketballkumpel vom Rücksitz aus zu, als sie am East River entlangfuhren. »Könnte deine Schwester unter Umständen auch Selbstmord begangen haben?«
»Auf keinen Fall!« erwiderte Flash wie aus der Pistole geschossen. »Dafür war sie nicht der Typ.«
»Hat sie gelegentlich unter Depressionen gelitten?«
»Nicht im eigentlichen Sinne«, meinte Flash. »Aber ein bißchen vielleicht schon. Kann sein, daß sie deshalb so viel gegessen hat. Irgendwann merkte sie, daß sie einen Irren geheiratet hat.«
»Wieso einen Irren?« hakte Jack nach.
»Der Kerl hat nichts gemacht«, schnaubte Flash. »Er ist von der Arbeit nach Hause gekommen und hat sich vor dem Fernseher vollaufen lassen. Zumindest bis vor ein paar Monaten. Da hat er angefangen, seine gesamte Zeit im Keller zu verbringen.«
»Und was hat er im Keller getrieben?« fragte Jack.
»Herumgebastelt, schätze ich«, schnaubte Flash. »Connie hat es mir nicht verraten. Ich glaube, sie wußte es selber nicht.«
»Hat deine Schwester auch viel getrunken?«
»Nein«, protestierte Connies Bruder. »Jedenfalls keinen Alkohol. Bei Milchshakes sieht die Sache vielleicht anders aus.«
»Hat sie irgendwelche Drogen genommen?« setzte Jack die Untersuchung fort.
»Nein«, erwiderte Flash. »Noch nie.«
»Wo in Brooklyn hat sie gelebt?« wollte Jack nun wissen. »Oceanview Lane Nummer fünfzehn«, antwortete Flash.
»Wo ist das?«
»In Brighton Beach. Das ist eine ganz nette Gegend mit lauter kleinen Holzhäuschen. Im Sommer konnte sie zu Fuß zum Strand gehen und schwimmen. Wirklich nicht schlecht, da zu wohnen.«
»Hmm«, grummelte Jack und überlegte, wie es dort wohl aussehen mochte. Holzhütten innerhalb der New Yorker Stadtgrenzen konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen.
In der Nähe des Kings County Hospital einen Parkplatz zu ergattern, war ein Alptraum, doch Warren interessierte das wenig. Er hatte einen alten abmontierten Abfalleimer im Kofferraum, aus dem der Boden entfernt war. So mußte er sich nur einen Platz vor einem für die Feuerwehr reservierten Hydranten suchen, den Wagen abstellen und die bodenlose Mülltonne über den Hydranten stülpen. Jack war perplex, auf was für Ideen man kommen mußte, um sich das Leben in der Stadt zu erleichtern.
Vor dem Eingang des anderen Gerichtsmedizinischen Instituts blieben Flash und Warren stehen.
»Vielleicht sollten wir lieber draußen warten«, schlug Warren vor und sah Flash an, der sofort nickte.
»Von mir aus«, gestand Jack ihnen zu. »Ich versuche mich zu beeilen.«
Er betrat das Gebäude und hielt der Rezeptionistin, die ihn noch nie gesehen hatte, zielstrebig seine Dienstmarke unter die Nase. Offenbar beeindruckt, betätigte sie sofort den Türöffner.
Da er keine Zeit verlieren wollte, marschierte er auf direktem Weg in das Büro der Leichenhalle, das sich neben dem Sektionssaal befand. Die Tür stand offen. Ein Sektionsgehilfe saß über seine Arbeit gebeugt am Schreibtisch.
»Hallo, ich bin Dr. Jack Stapleton aus dem Gerichtsmedizinischen Institut Manhattan«, stellte Jack sich überschwenglich vor und präsentierte noch einmal seine Dienstmarke.
»Doug Smithers«, nannte der Mann seinerseits seinen Namen. »Was kann ich für Sie tun?« Er war sichtlich überrascht. Besuch von anderen Nebenstellen stand nicht gerade auf der Tagesordnung.
»So einiges«, leitete Jack ein. »Zunächst seien Sie so freundlich und rufen Dr. Sanders an, daß er bitte herunterkommt.«
»Okay«, entgegnete Doug ein wenig verunsichert. Eigentlich
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