Montgomery & Stapleton 04 - Der Experte
der Wirtin, fragen; doch bevor sie dazu kam, steuerte Maria bereits auf sie zu.
Nachdem die Wirtin Laurie überschwenglich umarmt hatte, stellte Laurie ihre beiden Begleiter vor. Maria begrüßte Jack und Warren mit der gleichen Herzlichkeit.
»Es ist wirklich zu schade, daß Lou heute abend nicht kann«, bedauerte Maria. »Er arbeitet zuviel, und nun auch noch auswärts. Die Bullen haben ihn nicht verdient.«
Jack und Warren staunten nicht schlecht, als sich wie durch ein Wunder plötzlich ein freier Tisch vor ihnen auftat. Ein paar Minuten später hatten sie es sich gemütlich gemacht.
»Gefällt es euch?« wandte Laurie sich an Jack und Warren. Die beiden nickten.
Laurie rieb sich freudig die Hände. »Wollen wir Wein bestellen? Ich könnte jetzt ein Gläschen vertragen.«
Der Abend wurde ein voller Erfolg. Das Essen war köstlich, und sie hatten sich jede Menge interessanter Dinge zu erzählen. Unter anderem schwelgten sie in Erinnerungen an ihren Trip nach Afrika, den sie zwei Jahre zuvor gemeinsam unternommen hatten. Eine ihrer aufregenden Geschichten erzählten sie sogar Maria, die ihnen für ein Weilchen Gesellschaft leistete.
Als sie soweit waren, Nachtisch und Kaffee zu bestellen, fragte Laurie Warren, ob es ihm etwas ausmache, wenn sie kurz mit Jack über einen Autopsiefall spräche.
»Überhaupt nicht«, meinte Warren großzügig.
»Jack hat nämlich einen Fall von Botulismus diagnostiziert.«
»Wobei der Fall nicht in meinen Zuständigkeitsbereich gehört«, stellte Jack klar. »Sonst wäre nämlich einiges anders gelaufen. Aber wie dem auch sei – Warren ist ziemlich gut mit dem Fall vertraut.«
Laurie schlug sich die Hand vor die Stirn. »Natürlich!« rief sie. »Wie konnte ich das vergessen?«
»Wir sprechen über Connie Davydov«, erklärte Jack seinem Freund.
Warren nickte. »Das habe ich mir schon gedacht. Flash war ziemlich enttäuscht, daß seine Schwester deiner Meinung nach nicht mit Absicht vergiftet wurde.«
»Dann kennst du die ungewöhnliche Diagnose also schon?« wandte sich Laurie an Warren.
Warren nickte.
Laurie lachte verlegen. »Vermutlich habe ich als letzte davon erfahren.«
»Ich habe Warren heute morgen sofort angerufen und mir von ihm die Nummer von Flashs Arbeitsstelle durchgeben lassen«, erklärte Jack.
»Ist ja okay«, winkte Laurie ab. »Und? Was ist inzwischen in dem Fall unternommen worden?«
»Nicht besonders viel«, gestand Jack. »Ich fürchte, die Nachbereitung des Falls ist am bürokratischen Papierkrieg gescheitert. Als ich Dr. Sanders angerufen und ihn informiert habe, daß das Labor in den Proben Botulinustoxin entdeckt hat, war die Leiche bereits eingeäschert. Das heißt, es wird keine richtige Autopsie mehr geben. Für die Nebenstelle Brooklyn ist das eine peinliche Angelegenheit, für die es keine gute Entschuldigung gibt; es sei denn, der Fall wird einfach unter den Teppich gekehrt. Wie es jetzt weitergeht, muß Dr. Bingham entscheiden.«
»Dann wurde das Gesundheitsamt also noch gar nicht benachrichtigt?« fragte Laurie.
»Ich fürchte, nein«, erwiderte Jack.
»Das ist ja furchtbar«, ereiferte Laurie sich.
»Warum?« wollte Warren wissen. »Connie ist doch tot.«
»Aber bisher weiß niemand, woher das Botulinustoxin stammt«, erklärte Laurie. »Der eigentliche Grund, weshalb Gerichtsmediziner Tote obduzieren, ist der, daß wir Leben retten wollen. Botulismus ist dafür ein gutes Beispiel. Es könnte da draußen doch irgendwo eine Gefahrenquelle geben, die weitere Menschen infiziert und Opfer fordert.«
Das leuchtete Warren ein.
»Es gibt noch etwas Neues, das ich euch in diesem Zusammenhang erzählen muß«, meldete sich Jack zu Wort. »In der gleichen Umgebung, in der Connie gelebt hat, sind Unmengen von Kanalratten verendet.«
»Das gibt’s doch gar nicht«, wunderte Laurie sich. »Sind die Ratten etwa auch an Botulismus gestorben?«
»Ganz genau«, erwiderte Jack. »Die Diagnose wurde vor ein paar Stunden bestätigt.«
»Das heißt, daß das Toxin, das Connie getötet hat, irgendwie ins Abwassersystem gelangt sein muß«, stellte Laurie fest.
»Oder die Ratten haben Connie auf irgendeine Weise infiziert«, gab Jack zu bedenken. »Connie hat in einer alten, baufälligen Hütte inmitten einer Siedlung anderer alter Holzhäuser gewohnt. Ihr müßtet euch diese Siedlung wirklich mal ansehen. Ob ich mit meiner Befürchtung richtig liege, weiß ich zwar nicht; aber nach dem Äußeren der Häuser und der chaotischen Bauweise zu
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