Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
mit Janice über den Fall aus dem Manhattan General geredet. Deswegen wollte sie ihn übernehmen.«
Jack beugte sich zu Lou. »Hat sie was über mich gesagt?«, fragte er leise.
»Was hast du heute bloß?«, wunderte sich Lou. »Ist alles in Ordnung mit euch?«
»Ach, auf der Straße gibt’s immer mal einen kleinen Zusammenstoß«, meinte Jack unbestimmt. Dass Laurie »überschäumend« war, machte alles noch viel schlimmer. Ihre schlechte Laune rauszulassen, wäre das Mindeste, das sie tun könnte.
»Wie wär’s, wenn Sie mir den Cromwell-Fall geben?«, rief Jack zu Riva.
»Bitte sehr«, meinte Riva mit ihrer sanften Stimme und dem britischen Akzent. »Calvin hat eine Nachricht hinterlassen. Er will, dass der Fall so schnell wie möglich erledigt wird.« Sie nahm den Ordner vom Stapel der durchzuführenden Obduktionen und legte ihn auf die Ecke des Schreibtisches. Jack schnappte ihn sich. Er enthielt ein Arbeitsblatt, eine teilweise ausgefüllte Sterbeurkunde, eine Auflistung medizinisch-rechtlicher Fallberichte, zwei Blätter für die Obduktionshinweise, eine Notiz über die telefonisch mitgeteilte Todesnachricht durch Fontworth, ein Blatt für den Obduktionsbericht, einen Kontrollabschnitt des Labors für einen HIV-Test und einen Hinweis, dass die Leiche nach ihrer Einlieferung ins Institut geröntgt und fotografiert worden war. Jack zog Fontworths Bericht heraus und las ihn, während Lou ihm über die Schulter blickte und mitlas.
»Warst du am Tatort?«, fragte Jack.
»Nein, ich war noch in Harlem, als die Meldung kam. Zuerst haben sich die Jungs vom Revier an den Fall gemacht, aber als sie das Opfer erkannt haben, haben sie meinen Kollegen angerufen, Detective Lieutenant Harvey Lawson. Inzwischen habe ich mit jedem einzelnen geredet. Alle sagen, es war das reine Chaos. Überall Blut in der Küche.«
»Was war ihre Vermutung?«
»Weil sie halb nackt war und die mutmaßliche Tatwaffe gleich unterhalb ihres Schambereichs im Schenkel steckte, dachten sie, es war ein tödlicher sexueller Angriff.«
»Schambereich! Wie vornehm.«
»So haben sie das nicht beschrieben. Ich übersetze nur.«
»Danke für deine Zurückhaltung. Haben sie was von dem Blut vorn auf dem Kühlschrank gesagt?«
»Sie haben gesagt, es sei überall Blut gewesen.«
»Haben sie erwähnt, dass Blut im Kühlschrank war, besonders auf dem Stück Käse, wie hier in Fontworths Bericht steht?« Jack pochte mit dem Zeigefinger auf das Blatt. Er war beeindruckt. Der Bericht war gründlich und entsprach überhaupt nicht dem, was Jack von Fontworth erwartet hätte.
»Wie schon gesagt, sie haben berichtet, dass überall Blut war.«
»Aber im Kühlschrank bei geschlossener Tür – das ist ein bisschen komisch.«
»Vielleicht war die Tür offen, als sie angegriffen wurde?«
»Dann hat sie also noch sorgfältig den Käse weggeräumt? Das ist, wenn man gerade ermordet wird, doch mehr als seltsam. Eins würde ich noch gern wissen: Haben sie Fußabdrücke im Blut neben denen des Opfers erwähnt?«
»Nein, haben sie nicht.«
»In Fontworths Bericht steht ausdrücklich, dass es nur welche vom Opfer gab. Das ist auch ziemlich komisch.«
Lou breitete die Arme aus und zuckte mit den Schultern. »Also, was vermutest du?«
»Ich vermute, dass in diesem Fall die Obduktion zu wichtigen Erkenntnissen führen wird. Dann lass uns den Ball mal ins Rollen bringen.«
Jack ging hinüber zu Vinnie und schlug auf die Rückseite von dessen Zeitung. Vinnie zuckte zusammen.
»Auf geht’s, Vinnie, alter Junge«, frohlockte Jack. »Die Arbeit ruft.«
Vinnie brummte leise vor sich hin, stand aber trotzdem auf und reckte sich.
An der Tür zur Telefonzentrale zögerte Jack und drehte sich noch einmal zu Riva um. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich den gemeinsamen Selbstmord auch übernehmen.«
»Ich schreibe Ihren Namen drauf«, versprach sie.
Kapitel 3
M achen wir es doch so«, schlug Laurie vor. »Ich rufe Sie an, sobald ich fertig bin, und sage Ihnen, was ich gefunden habe. Ich weiß, dass Sie dadurch Ihren Sohn nicht zurückbekommen, aber vielleicht wird es ein Trost für Sie sein, zu wissen, was passiert ist, besonders wenn wir dadurch verhindern können, dass diese Tragödie jemand anderem noch einmal widerfährt. Wenn wir, was unwahrscheinlich ist, nach der Obduktion immer noch keine Antworten haben, rufe ich Sie an, nachdem ich mir die endgültigen mikroskopischen Ergebnisse angeschaut habe.«
Laurie wusste, dass das, was sie
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