Montgomery & Stapleton 05 - Das Labor des Teufels
er etwas darauf geschrieben hatte. »Das hier ist meine Privatnummer. Ich würde mich freuen, wenn Sie mich irgendwann vor zwölf Uhr anrufen.«
Überrascht und erleichtert über diesen plötzlichen Sinneswandel erhob sich Laurie ebenfalls. Sie nahm das Blatt und überprüfte, ob die Nummer lesbar war. Die 914 am Anfang zeigte die Gegend an, in der die McGillans wohnten. »Ich rufe so schnell wie möglich an.«
Dr. McGillan half seiner Frau in den Mantel, bevor er sich den eigenen anzog. Seine Hand war kalt, als er sie Laurie zum Abschied reichte.
»Passen Sie gut auf unseren Jungen auf«, meinte Dr. McGillan. »Er ist unser einziges Kind.« Mit diesen Worten drehte er sich um, öffnete die Tür zum Eingangsbereich und schob seine Frau hinaus zu den vielen Reportern.
Als die McGillans heraustraten, legte sich einen Moment Schweigen über die Reporter, die fieberhaft auf Nachrichten warteten. Da sie mit einer Pressekonferenz rechneten, folgten sie dem Ehepaar mit ihren Blicken. Als die beiden die Eingangshalle bereits halb durchquert hatten, durchbrach jemand die Stille und rief: »Gehören Sie zur Cromwell-Familie?« Dr. McGillan schüttelte nur den Kopf, ohne langsamer zu gehen. »Haben Sie mit der Leiche des Gefangenen zu tun?«, wollte jemand anderes wissen. Wieder schüttelte Dr. McGillan den Kopf. Das war das Zeichen für die Reporter, sich auf Laurie zu stürzen, da man sie als Gerichtsmedizinerin erkannte. Zahlreiche Reporter stürmten sogar bis in den ID-Raum vor und überschütteten Laurie mit Fragen.
Laurie jedoch achtete nicht auf die Reporter, sondern stellte sich auf Zehenspitzen, um den McGillans hinterher zu schauen, wie sie das Institut verließen. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie umringt war. »Tut mir Leid«, sagte sie und schob ein paar Mikrofone zur Seite. »Ich weiß nichts über diese Fälle. Sie müssen auf den Institutsleiter warten.« Zum Glück war aus dem Eingangsbereich einer der Sicherheitskräfte in den ID-Raum gekommen und schob die Reporter wieder hinaus.
Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, wurde es wieder fast ruhig. Einen Moment lang blieb Laurie einfach mit hängenden Armen stehen. In einer Hand hielt sie die Akte des toten Sean McGillan, in der anderen den Zettel mit der Telefonnummer seiner Eltern. Mit dem trauernden Ehepaar umzugehen, war anstrengend gewesen, besonders da sie seelisch selbst angeknackst war. Doch es gab auch eine positive Seite. Für sie war es sinnvoll, sich mit einem emotional schwierigen Problem zu beschäftigen, weil sie damit Abstand zu ihren eigenen Problemen bekam. Sich zu beschäftigen, war ein guter Schutz, um nicht wieder daran denken zu müssen, dass sie ihre Lage mit Jack als unannehmbar erkannt hatte.
Einigermaßen gestärkt ging Laurie in den ID-Raum, während sie Dr. McGillans Telefonnummer einsteckte. »Wo sind denn die anderen abgeblieben?«, fragte sie Riva, die immer noch damit beschäftigt war, die Fälle zuzuteilen.
»Du und Jack seid bis jetzt die Einzigen hier, außer Bingham, Washington und Fontworth.«
»Ich meinte, wo sind Detective Soldano und Vinnie?«
»Jack hat beide mit runter in die Grube genommen. Der Detective hat Jack gebeten, den Cromwell-Fall zu übernehmen.«
»Das ist komisch«, bemerkte Laurie. Normalerweise scheute sich Jack vor den medienwirksamen Fällen, und der Cromwell-Fall gehörte ganz eindeutig in diese Kategorie.
»Er schien echt daran interessiert zu sein«, erinnerte sich Riva, als würde sie Lauries Gedanken lesen. »Er hat auch nach dem gemeinsamen Selbstmord gefragt. Hätte ich nicht gedacht. Ich hatte das Gefühl, dass es noch einen anderen Grund dafür gab, habe aber keine Ahnung, was für einen.«
»Weißt du zufällig, ob schon jemand von den anderen Sektionsgehilfen da ist? Ich würde auch schon gern mit McGillan anfangen.«
»Vor ein paar Minuten habe ich Marvin gesehen. Er hat Kaffee geholt und ist nach unten gegangen.«
»Perfekt«, meinte Laurie, die gern mit Marvin zusammenarbeitete. Erst vor kurzem hatte er von der Abend- auf die Tagschicht gewechselt. »Ich bin in der Grube, wenn du mich brauchst.«
»Ich werde dir noch mindestens einen Fall dazugeben müssen. Überdosis. Tut mir Leid. Ich weiß, dass du gesagt hast, du hättest schlecht geschlafen, aber heute steht viel an.«
»Das ist schon in Ordnung«, versicherte ihr Laurie. Sie trat an den Schreibtisch, um sich die Mappe zu holen. »Arbeit ist gut. Das lenkt mich von meinen Problemen ab.«
»Von deinen Problemen? Von
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