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Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen

Titel: Montgomery & Stapleton 08 - Die Hand des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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wollte.
    Veena hatte zwar nicht ernsthaft darüber nachgedacht, was nach der Injektion des Lähmungsmittels geschehen würde, aber was sie jetzt zu sehen bekam, versetzte ihr einen tödlichen Schrecken. Sie war irgendwie von einem friedlichen Dahinscheiden ausgegangen, wie im Film, und auch Cal hatte so etwas angedeutet. Aber es war das genaue Gegenteil. Mrs Hernandez’ Körper reagierte innerhalb weniger Sekunden auf die mächtige Dosis Succinylcholin. Ihre Muskeln verkrampften sich rasend schnell. Es fing mit grotesken Zuckungen der Gesichtsmuskulatur an. Das unerwartete Grauen wurde durch ihre intensiven, angsterfüllten Blicke noch zusätzlich verstärkt. Als sie Hilfe suchend, aber vergeblich die Hand nach Veena ausstreckte, begann auch diese unkontrolliert zu zittern. Und dann breitete sich ein seltsames Violett auf ihrem Gesicht aus, wie der Schatten, der während einer Mondfinsternis über die Mondoberfläche zieht. Mrs Hernandez war bei vollem Bewusstsein, konnte aber nicht mehr atmen. Sie erstickte innerhalb weniger Sekunden und nahm eine intensive bläulich-violette Färbung an, ein typisches Zeichen für eine Zyanose, eine Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff.
    Zu Tode erschrocken hatte Veena keinen anderen Wunsch, als zu fliehen, doch ihr Gewissen zwang sie, wie angewurzelt stehen zu bleiben und den Todeskampf ihrer Patientin mit anzusehen. Zum Glück für alle beide war es schnell vorbei, und Mrs Hernandez’ Augen blickten ausdruckslos ins Leere.
    »Was habe ich getan?«, flüsterte Veena. »Warum musste sie auch aufwachen?«
    Endlich löste sie sich aus ihrer psychisch bedingten Erstarrung, drehte sich um und rannte aus dem Zimmer. Ohne einen Gedanken an die Folgen zu verschwenden, jagte sie Hals über Kopf den Flur entlang und nahm nur vage wahr, dass der Stationstresen immer noch unbesetzt war. Tagsüber war hier immer mindestens eine Verwaltungskraft anzutreffen, aber nicht an den Abenden und auch nicht nachts.
    Veena stand im Fahrstuhl und registrierte wie in Trance, dass sie alleine war. Ununterbrochen sah sie Mrs Hernandez’ grässlich zuckendes Gesicht vor sich. Im Foyer der Klinik befanden sich Menschen, sogar ein paar Patienten schlenderten mit ihren Angehörigen umher, aber niemand beachtete Veena. Sie wusste, was sie zu tun hatte, nämlich so schnell wie möglich das Krankenhaus zu verlassen.
    Die Türsteher sahen sie näher kommen und öffneten von außen die Tür. Sie wünschten ihr noch einen schönen Abend, aber Veena reagierte nicht. Ursprünglich hatte sie vorgehabt, durch den Personal- und Lieferanteneingang zu gehen, aber das spielte jetzt alles keine Rolle mehr. Es war ihr vollkommen egal, ob sie gesehen wurde oder nicht.
    Draußen auf der Straße winkte Veena eine der gelbgrünen Motorrikschas herbei, die im Prinzip nichts anderes waren als Motorroller auf drei Rädern mit einer überdachten Rückbank. Veena gab dem Fahrer die Adresse des im noblen Chanakyapuri-Viertel von Neu-Delhi gelegenen Bungalows und stieg ein. Mit plötzlichem Ruck raste der Fahrer los, als ginge es um ein Wettrennen. Ununterbrochen drückte er auf die Hupe, auch wenn es dafür überhaupt keinen Grund gab. Da der Verkehr mittlerweile stark nachgelassen hatte, kamen sie zügig voran, besonders als sie schließlich ins Wohngebiet von Chanakyapuri gelangten. Veena hielt den Blick während der Fahrt starr geradeaus gerichtet und versuchte, an gar nichts zu denken, doch Maria Hernandez’ gewaltsam verzerrte Gesichtszüge gingen ihr nicht aus dem Kopf.
    Bei der Villa angelangt, ließ sich der Fahrer beim besten Willen nicht dazu überreden, in die Einfahrt einzubiegen und sie bis vor die Tür zu fahren. Er glaubte ihr nicht, dass sie hier wohnte, und wollte keinen Ärger mit der Polizei bekommen. Veena lebte jetzt noch nicht einmal einen Monat lang hier und hatte bereits zweimal eine ähnliche Szene mit anderen Rikschafahrern erlebt. Daher versuchte sie auch gar nicht erst zu diskutieren. Sie bezahlte und hastete durch das Tor auf das mit Mauern und Zäunen geschützte Grundstück. Im Haus angekommen, ging sie nicht in das Zimmer, das sie gemeinsam mit Samira bewohnte, sondern direkt in die Bibliothek. Vielleicht war Cal ja noch da. Als sie ihn dort nicht entdeckte, ging sie in das unpersönlich eingerichtete Wohnzimmer, wo Nurses International zusätzlich einen großen Flachbildfernseher installiert hatte. Cal und Durell verfolgten gerade die Aufzeichnung eines American-Football-Spiels vom Vortag. Jeder

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