Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
schließlich hervor. »In Wirklichkeit haben wir es deshalb so eilig, weil wir gestern abend beide bedroht worden sind. Wir sollen den Franconi-Fall ruhenlassen.«
»Man hat Sie bedroht?« fragte Bingham verdutzt. »Haben Sie deshalb ein Veilchen?«
»Ja«, erwiderte Laurie. Sie hatte versucht, ihr blaues Auge mit Make-up zu kaschieren, doch es war ihr nicht ganz gelungen.
»Wissen Sie, wer dahintersteckt?« fragte Bingham.
»Eine der New Yorker Mafia-Organisationen«, erklärte Laurie.
»Lou Soldano wird Sie später genau ins Bild setzen. Außerdem will er mit Ihnen darüber reden, daß sich unter unseren Mitarbeitern möglicherweise ein Mafia-Spitzel befindet. Wir sind uns inzwischen ziemlich sicher, wie Franconis Leiche hier herausgeschmuggelt werden konnte.«
»Ich bin ganz Ohr«, sagte Bingham. Er legte die Post aus der Hand und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Laurie faßte ihre Vermutungen kurz zusammen und wies darauf hin, daß irgend jemand dem Bestattungsinstitut Spoletto die Zugangsnummer der nicht identifizierten Leiche gegeben haben mußte.
»Hält Detective Soldano es für klug, daß Sie beide die Stadt verlassen?« fragte Bingham.
»Ja«, erwiderte Laurie.
»Okay«, sagte Bingham. »Dann nichts wie weg mit Ihnen! Soll ich Soldano anrufen, oder meldet er sich bei mir?«
»Wie ich ihn verstanden habe, will er Sie anrufen«, erwiderte Laurie.
»Gut«, sagte Bingham. Dann wandte er sich an Jack: »Was gibt es Neues über diese seltsame Leber?«
»Hängt noch alles in der Luft«, erwiderte Jack. »Ich muß auf weitere Testergebnisse warten.«
Bingham nickte. »Dieser Fall ist ein einziges Ärgernis. Wenn es während Ihrer Abwesenheit irgendwelche bahnbrechenden Neuigkeiten geben sollte, will ich sofort informiert werden. Sorgen Sie dafür! Ich mag keine Überraschungen!« Dann wandte er sich seinem Schreibtisch zu und nahm sich erneut die Post vor. »Schönen Urlaub! Schicken Sie mir eine Postkarte!«
Laurie und Jack verließen das Büro und grinsten sich an. »Alles in Butter«, stellte Jack fest. »Bingham war unser potentielles Hindernis Nummer eins.«
»Hätten wir ihm vielleicht erzählen sollen, daß wir vor allem wegen dieser mysteriösen Leber nach Afrika fliegen wollen?« fragte Laurie.
»Nein«, erwiderte Jack. »Dann hätte er seine Meinung womöglich wieder geändert und uns den Urlaub nicht genehmigt. Ihm wäre es am liebsten, wenn die ganze Geschichte im Sande verlaufen würde.«
In ihren jeweiligen Büros angekommen, wählte Laurie die Nummer der äquatorialguinesischen Botschaft, während Jack bei verschiedenen Airlines anrief. Wie Laurie schnell erfuhr, hatte Esteban recht gehabt; es war tatsächlich ganz einfach, die Visa zu bekommen. Sie konnte sie für alle noch am selben Morgen abholen. Jack reservierte Flüge bei der Air France und vereinbarte, daß er die Tickets am Nachmittag abholen würde. Kurz darauf erschien Laurie freudestrahlend in seinem Büro. »Allmählich glaube ich wirklich, daß aus unserem Trip etwas wird«, sagte sie. »Hast du Flüge gebucht?«
»Ja«, erwiderte Jack. »Heute abend um zehn vor acht geht’s los.«
»Ich kann es gar nicht fassen!« rief Laurie. »Ich komme mir vor wie ein Teenie, der sich auf seine erste Reise ohne die Eltern freut.«
Nachdem sie sich bei der Impfstelle des Manhattan General Hospital einen Termin hatten geben lassen, riefen sie Warren an. Er versprach, sich sofort mit Natalie in Verbindung zu setzen und zum Krankenhaus zu kommen. Die Schwester verpaßte allen eine Reihe von Spritzen und verschrieb ihnen Malariatabletten. Sie riet ihnen dringend, frühestens in einer Woche in die Tropen zu fliegen. Als Jack ihr erklärte, daß sie noch am selben Tag abzureisen gedächten, erwiderte sie, daß sie um nichts in der Welt mit ihnen tauschen wolle.
Im Vorraum der Impfstelle fragte Warren Jack, was die Frau damit gemeint habe.
»Es dauert eine Woche, bis die Impfungen wirken und wir geschützt sind«, erklärte Jack. »Mit Ausnahme der Gamma-Globulin-Impfung.«
»Heißt das, wir gehen ein Risiko ein?« fragte Warren.
»Das Leben ist voller Risiken«, entgegnete Jack und lachte. »Aber Spaß beiseite - ein gewisses Risiko besteht schon, das kann man nicht bestreiten. Unsere Immunsysteme werden allerdings mit jedem Tag besser gegen die diversen Erreger gerüstet sein. Das Hauptproblem sind die Malariamücken, und um die von uns fernzuhalten, nehme ich haufenweise Insektenblocker mit.«
»Du hast also keine
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