Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
den Maßstab des dargestellten Ausschnitts vergrößern konnte, bis schließlich auf dem gesamten Bildschirm ein Feld zu sehen war, das einer Fläche von fünfzehn mal fünfzehn Metern entsprach.
»Wenn Sie so nah dran sind, benutzen Sie dies hier«, sagte Bertram und reichte Kevin ein Instrument, das aussah wie eine Taschenlampe mit einem Tastaturfeld. »Hier geben Sie dieselben Informationen ein. Es funktioniert wie ein Leitstrahlsender. Je direkter Sie das gesuchte Tier anpeilen, desto lauter piept das Gerät. Sobald Sie das Tier deutlich im Visier haben, verwandelt sich das Piepen in einen Dauerton und Sie brauchen das Tier nur noch mit einem gezielten Pfeilschuß zu betäuben.«
»Wie funktioniert eigentlich dieses Ortungssystem?« wollte Kevin wissen. Bisher hatte er sich vor allem in die biomolekularen Aspekte des Projektes vertieft und sich nicht mit der Logistik befaßt. Als sie vor fünf Jahren den Startschuß für das Projekt gegeben hatten, hatte er die Insel einmal erkundet, doch das war es auch schon gewesen. Für die alltägliche Kleinarbeit hatte er sich nie interessiert.
»Das System ist satellitengesteuert«, erklärte Bertram. »Wie es im einzelnen funktioniert, weiß ich auch nicht so genau. Auf jeden Fall hat man jedem der Tiere einen kleinen Mikrochip unter die Haut gepflanzt, der von einer ausdauernden Nickel-Kadmium-Batterie mit Energie versorgt wird. Das von dem Mikrochip ausgesendete Signal ist zwar nur äußerst schwach, aber es wird von unserem Netzsystem erfaßt, verstärkt und dann durch Mikrowellen übertragen.«
Kevin wollte Bertram die Geräte zurückgeben, doch der winkte ab. »Behalten Sie sie«, sagte er. »Wir haben genug davon.«
»Aber ich brauche sie doch gar nicht«, protestierte Kevin.
»Nun kommen Sie schon, Kevin«, drängte Bertram ihn und klopfte ihm so heftig auf den Rücken, daß er ein Stück nach vorne taumelte. »Entspannen Sie sich doch mal ein bißchen. Sie sehen das alles viel zu verbissen.« Bertram setzte sich an seinen Schreibtisch, nahm seine Telefonnotizen in die Hand und begann sie abwesend der Wichtigkeit nach zu sortieren. Kevin betrachtete die elektronischen Geräte in seiner Hand und fragte sich, was er mit ihnen anfangen sollte. Es handelte sich offensichtlich um recht kostspielige Instrumente.
»Was wollten Sie eigentlich von mir?« fragte Bertram plötzlich unvermittelt und sah von seinen Telefonnotizen auf. »Sie wollten doch irgend etwas über Ihr Projekt mit mir besprechen. Die Leute beschweren sich immer darüber, daß ich sie angeblich nicht zu Wort kommen lasse. Also, was haben Sie auf dem Herzen?«
»Ich mache mir Sorgen«, stammelte Kevin.
»Worüber?« fragte Bertram.
»Die Dinge könnten doch kaum besser laufen.«
»Ich habe wieder Rauch gesehen«, brachte Kevin hervor.
»Was?« fragte Bertram. »Sie meinen diesen Rauch, von dem Sie mir schon letzte Woche erzählt haben?«
»Genau«, erwiderte Kevin. »Und er ist wieder genau von derselben Stelle aufgestiegen.«
»Ach, das hat doch nichts zu bedeuten«, sagte Bertram und machte eine abwehrende Handbewegung. »Wir haben hier fast jede Nacht heftige Gewitter, und Blitze können Feuer entzünden. Das weiß doch jedes Kind.«
»Bei der Feuchtigkeit, die hier überall herrscht?« wandte Kevin ein. »Ich dachte, daß Blitze allenfalls in der Savanne ein Feuer entfachen können - und auch nur während der Trockenzeit. Aber doch nicht im feuchten äquatorialen Regenwald.«
»Blitze können überall ein Feuer entzünden«, widersprach Bertram. »Bedenken Sie nur, welch enorme Hitze ein Blitz freisetzt. Schließlich ist der Donner nichts anderes als die angesichts dieser extremen Hitze explodierende Luft. Man kann es sich tatsächlich kaum vorstellen.«
»Mal angenommen, Sie haben recht«, erwiderte Kevin, obwohl er keineswegs überzeugt war. »Selbst wenn irgendein Blitz ein Feuer entfacht haben sollte - würde es dann immer noch brennen?«
»Sie benehmen sich wirklich wie ein Hund, der an einem Knochen nagt«, bemerkte Bertram. »Haben Sie sonst irgend jemandem von Ihren verrückten Beobachtungen erzählt?«
»Nur Raymond Lyons«, erwiderte Kevin. »Er hat mich gestern wegen einer anderen Angelegenheit angerufen.«
»Und was hat er Ihnen dazu gesagt?« fragte Bertram. »Er hat mir geraten, meine Phantasie nicht mit mir durchgehen zu lassen.«
»Ein verdammt guter Ratschlag, würde ich sagen«, stellte Bertram klar. »Ich kann ihn nur voll und ganz unterstützen.«
»Ich weiß
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