Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
beschäftigt.«
»Zu beschäftigt?« fragte Candace. »Mitten im Nichts, am anderen Ende der Welt?«
»Na ja, es ist eher so, daß ich mit meinen Gedanken woanders war«, räumte Kevin ein. »Hier ist in der letzten Zeit eine Menge passiert.«
»Passiert?« fragte Candace und bemühte sich, nicht erneut loszulachen. »Was denn zum Beispiel?« Sie mochte Kevin. Er wirkte immer so schüchtern.
Kevin errötete und gestikulierte wild mit den Händen. »Alles mögliche«, sagte er schließlich.
»Ihr Wissenschaftler könnt einen wirklich um den Verstand bringen«, seufzte Candace. »Aber Scherz beiseite - ich kann Ihnen glücklicherweise mitteilen, daß es Mr. Winchester recht gut geht, und wie ich den Chirurgen verstanden habe, hat er das vor allem Ihnen zu verdanken.«
»Das dürfte wohl ein bißchen übertrieben sein«, erwiderte Kevin.
»Und auch noch so bescheiden«, bemerkte Candace. »Clever, nett aussehend und bescheiden - eine umwerfende Kombination.«
Kevin stammelte, doch er brachte kein Wort hervor.
»Was würden Sie davon halten, mich zum Mittagessen zu begleiten?« schlug Candace vor. »Ich wollte gerade rübergehen und mir einen Hamburger holen. Ich bin das Essen aus der Krankenhauskantine ziemlich leid, und da gerade die Sonne rausgekommen ist, kann es sicher nicht schaden, ein bißchen frische Luft zu schnappen. Also, was sagen Sie?« Kevin war völlig durcheinander. Die Einladung kam ziemlich überraschend, und normalerweise wäre das für ihn schon Grund genug gewesen, sie auszuschlagen. Aber nach dem, was Bertram ihm vorhin vorgehalten hatte, schwankte er jetzt.
»Haben Sie Ihre Zunge verschluckt?« fragte Candace. Sie senkte den Kopf, zog die Augenbrauen ein wenig hoch und warf ihm einen koketten Blick zu.
Kevin deutete unbeholfen hinauf zu seinem Labor und stammelte, daß Esmeralda ihn erwarte.
»Können Sie sie nicht einfach anrufen?« fragte Candace. Sie spürte intuitiv, daß Kevin sie im Grunde ganz gerne begleiten würde, und ließ deshalb nicht locker.
»Ich denke schon«, erwiderte Kevin. »Ich könnte sie von meinem Labor aus anrufen.«
»Na prima«, sagte Candace. »Soll ich Sie begleiten, oder soll ich lieber hier auf Sie warten?«
Kevin hatte noch nie in seinem Leben eine so offensive Frau kennengelernt, allerdings hatte er auch weder viele Gelegenheiten dazu gehabt, noch hatte er überhaupt viel Erfahrung mit Frauen. Wenn man von ein paar vereinzelten Affären auf der High-School absah, war seine letzte und im Grunde auch einzige Beziehung die zu Jacqueline Morton gewesen, einer Doktorandin, die er während seines Studiums kennengelernt hatte. Sie hatten täglich viele Stunden zusammen gearbeitet, und es hatte Monate gedauert, bis sich zwischen den beiden eine Beziehung entwickelt hatte. Sie war genauso schüchtern gewesen wie er.
Candace stieg die fünf Treppenstufen hoch und blieb neben Kevin stehen. Mit ihren Nike-Schuhen maß sie ungefähr eins sechzig.
»Wenn Sie sich nicht entscheiden können und Sie nichts dagegen haben, kann ich ja auch mitkommen.«
»Okay«, willigte Kevin ein.
Seine Nervosität war schnell verflogen. Was ihn bei geselligen Anlässen an den Frauen am meisten störte, war, daß es ihn immer viel Mühe kostete, ein Thema zu finden, über das er mit ihnen reden konnte. Bei Candace kam er gar nicht dazu, auch nur darüber nachzudenken. Sie sorgte dafür, daß der Gesprächsstoff nie ausging. Während sie die zwei Treppenabsätze hinaufstiegen, plauderte sie mit ihm über das Wetter, die Stadt, das Krankenhaus und über die Operation, bei der sie assistiert hatte.
»Das ist mein Labor«, sagte Kevin, nachdem er die Tür geöffnet hatte.
»Phantastisch!« rief Candace. Diesmal meinte sie es ernst. Kevin lächelte. Er sah ihr an, daß sie wirklich beeindruckt war.
»Erledigen Sie doch einfach Ihren Anruf«, schlug Candace vor. »Ich sehe mich in der Zeit ein bißchen um - wenn ich darf.«
»Gern«, entgegnete Kevin. »Wenn Sie mögen.« Eigentlich hatte er ein schlechtes Gewissen, Esmeralda so kurz vor dem Mittagessen abzusagen, doch sie nahm es äußerst gelassen und wollte lediglich von Kevin wissen, wann er zu Abend essen wolle.
»Zur gleichen Zeit wie immer«, erwiderte er, und nachdem er einen Augenblick gezögert hatte, überraschte er sich selbst, indem er hinzufügte: »Vielleicht bringe ich noch jemanden mit. Wäre das ein Problem?«
»Nein, überhaupt nicht«, erwiderte Esmeralda. »Wie viele Personen werden denn kommen?«
»Nur
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