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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sich, er könnte ihnen sagen, daß sie nichts zu befürchten hatten. Schließlich würde nicht mehr passieren, als daß sie im Laufe des kommenden Monats befruchtet werden würden. Während ihrer Trächtigkeit würden sie nicht nach draußen dürfen und spezielle, hochwertige Nahrung erhalten. Nach der Geburt ihrer Jungen würde man sie dann in einem riesigen Bonobo-Gehege aussetzen, damit sie dort ihren Nachwuchs aufzögen. Und sobald die Jungen ein Alter von drei Jahren erreicht hätten, würde der Kreislauf wieder von vorne beginnen.
    »Sie sehen wirklich verdammt menschlich aus«, bemerkte Bertram und riß Kevin damit aus seinen Gedanken. »Manchmal frage ich mich tatsächlich, was sie wohl gerade denken mögen.«
    »Und ich mache mir manchmal Sorgen, was ihre Nachkommenschaft wohl zu denken imstande sein mag«, fügte Kevin hinzu.
    Bertram sah Kevin an. Er hatte seine Augenbrauen noch höher gezogen als sonst. »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Hören Sie, Bertram«, setzte Kevin an. »Ich bin hergekommen, um mit Ihnen über das Projekt zu reden.«
    »Das trifft sich gut«, entgegnete Bertram. »Ich wollte Sie nämlich auch heute anrufen und Sie herbitten, damit Sie sich unsere Fortschritte ansehen. Aber nun sind Sie schon da. Also, kommen Sie!«
    Bertram öffnete die nächste Tür, die auf den Gang führte, und gab Kevin zu verstehen, daß er ihm folgen solle. Kevin hatte Mühe, mit den großen Schritten des Tierarztes mitzuhalten.
    »Fortschritte?« fragte er. Auch wenn er Bertram bewunderte, beunruhigte ihn der Hang dieses Mannes, sich immer irgendwie ein bißchen verrückt zu verhalten. Selbst unter den günstigsten Umständen wäre es Kevin schwergefallen, seine Sorgen mit Bertram zu besprechen; und da er ihm im Moment nicht gerade entgegenkam, schien es äußerst schwierig. Eigentlich machte Bertram es ihm geradezu unmöglich.
    »Und was für Fortschritte!« rief der Tierarzt begeistert.
    »Wir haben es endlich geschafft, die technischen Probleme bei der Vernetzung der Insel zu lösen. Wir sind jetzt online, wie Sie gleich sehen werden. Wir können jedes einzelne Tier per Knopfdruck lokalisieren. Das ist uns gerade noch rechtzeitig gelungen, würde ich sagen. Immerhin ist die Insel einunddreißig Quadratkilometer groß. Da war es fast unmöglich geworden, die inzwischen knapp einhundert Tiere mit den handbetriebenen Positionsbestimmern zu orten. Wir konnten ja schließlich nicht voraussehen, daß die Tiere sich in zwei völlig voneinander getrennte Gruppen aufspalten würden. Wir waren immer von einer großen, glücklichen Familie ausgegangen.«
    »Bertram«, begann Kevin noch einmal und wagte einen weiteren Vorstoß. »Ich wollte mit Ihnen reden, weil ich Angst habe…«
    »Kein Wunder«, warf Bertram ein, als Kevin ins Stocken geriet. »Ich würde es auch mit der Angst zu tun kriegen, wenn ich so viel arbeiten würde wie Sie, ohne mich jemals auch nur irgendwie zu erholen oder zu entspannen. Wenn ich mit meiner Frau aus dem Kino komme, sehe ich in Ihrem Labor manchmal noch um Mitternacht Licht. Wir haben sogar schon mehrfach darüber gesprochen. Außerdem haben wir Sie mehrmals zu uns nach Hause zum Essen eingeladen, damit Sie mal ein bißchen Ablenkung haben. Wieso sind Sie eigentlich nie gekommen?« Kevin stöhnte innerlich auf. Die Unterhaltung lief in eine völlig verkehrte Richtung.
    »Okay«, fuhr Bertram fort. »Sie müssen nicht antworten. Ich will ihnen schließlich nicht noch mehr Angst einjagen. Jedenfalls würden wir uns freuen, wenn Sie uns mal besuchen kämen. Falls Sie also doch mal Lust bekommen - rufen Sie uns einfach an. Was ich allerdings überhaupt nicht verstehe - wieso sieht man Sie nie im Fitneßclub oder im Freizeitcenter oder im Schwimmbad? Es ist doch auch so schon schlimm genug, in diesem verfluchten afrikanischen Treibhaus festzusitzen. Da muß man sich doch nicht noch freiwillig in seinem Labor oder zu Hause einkerkern und sich das Leben zusätzlich schwermachen.«
    »Sie haben ja recht«, stimmte Kevin zu. »Aber…«
    »Natürlich habe ich recht«, fiel Bertram ihm ins Wort. »Aber da ist noch etwas, und ich möchte Sie warnen. Die Leute fangen an zu reden.«
    »Wie meinen Sie das?« wollte Kevin wissen. »Worüber reden sie?«
    »Die Leute erzählen, daß Sie sich abseits halten, weil Sie sich ihnen überlegen fühlen«, erklärte Bertram. »Nach dem Motto: der tolle Akademiker mit all seinen phantastischen Harvard- und MIT-Titeln will nichts mit uns zu tun haben.

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