Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6
»Das würde alles nur noch verschlimmern. Womöglich würde man uns dann eine staatliche Untersuchungskommission hier runterschicken. Ich sage es Ihnen noch einmal: Wir sollten die Bonobos betäuben, sie in die Käfige sperren, die ich bereits auf die Insel habe schaffen lassen, und sie zurückbringen in die Tiersektion. Feuerchen werden sie dann jedenfalls nicht mehr entfachen, darauf können Sie Gift nehmen.«
»Nein, zum Kuckuck!« schnauzte Siegfried ihn an. »Die Tiere bleiben auf der Insel! Wenn Sie sie herholen, kriegen wir nur noch mehr Probleme. Zwar können die Viecher drinnen nicht mehr mit Feuer herumexperimentieren, aber wir wissen doch, mit was für gerissenen kleinen Biestern wir es zu tun haben. Wenn ich nur daran denke, wie schwer sich die Tiere einfangen lassen, kann ich mir gut vorstellen, daß sie sich in den Käfigen irgend etwas anderes einfallen lassen, was nicht weniger absonderlich ist. Als nächstes fangen dann die Tierpfleger an zu reden, und es dauert nicht mehr lange, bis wir richtig im Schlamassel sitzen.«
Bertram seufzte und fuhr sich nervös mit der Hand durch sein weißes Haar. Er mußte sich eingestehen, daß Siegfried nicht unrecht hatte. Trotzdem hielt er es für besser, die Tiere von der Insel zu holen, und zwar vor allem, um sie voneinander getrennt unter Verschluß zu halten.
»Morgen früh spreche ich mit Raymond Lyons über die Geschichte«, sagte Siegfried. »Als ich ihn vorhin angerufen habe, war er nicht da. Aber da Kevin Marshall ihn sowieso schon wegen Feuers auf der Insel belämmert hat, können wir ihn ja auch nach seiner Meinung fragen. Immerhin hat er die ganze Operation ins Leben gerufen. Und eins steht fest: Er ist genausowenig auf Ärger aus wie wir.«
»Stimmt«, pflichtete Bertram ihm bei.
»Eins würde mich ja noch interessieren«, sagte Siegfried. »Wenn die Tiere tatsächlich Feuer machen - wo haben sie es Ihrer Meinung nach ursprünglich her? Glauben Sie immer noch an einen Blitzeinschlag?«
»Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte Bertram. »Zumindest wäre das eine Möglichkeit. Andererseits darf man nicht vergessen, daß sie unseren Arbeitern jede Menge Werkzeuge, Seile und anderen Kram gestohlen haben, als sie drüben auf der Insel waren, um den Brückenmechanismus fertigzustellen. Niemand hatte auch nur die Möglichkeit in Erwägung gezogen, daß die Affen so etwas tun könnten. Immerhin waren sämtliche Arbeitsgeräte in Werkzeugkästen verstaut. Kurz und gut: sie könnten unter Umständen auch an Streichhölzer gekommen sein. Allerdings habe ich absolut keine Ahnung, wie sie rausgekriegt haben könnten, wie man damit Feuer macht.«
»Sie haben mich gerade auf eine Idee gebracht«, sagte Siegfried. »Warum erzählen wir Kevin und den Frauen nicht einfach, daß letzte Woche ein paar Arbeiter mit dem Auftrag auf der Insel waren, einen Weg durch den Dschungel zu schlagen? Wir sagen ihnen einfach, wir hätten gerade herausgefunden, daß sie das Feuer entfacht haben.«
»Hervorragend!« rief Bertram. »Eine wirklich gute Idee! Und sie macht sogar Sinn. Wir haben wirklich überlegt, über den Rio Diviso eine Brücke zu bauen.«
»Warum sind wir bloß nicht früher darauf gekommen?« fragte Siegfried. »Es gibt doch kaum etwas Näherliegendes.« Vor ihnen tauchten im Licht der Scheinwerfer die ersten Gebäude der Tiersektion auf. »Wo soll ich parken?« fragte Siegfried.
»Fahren Sie direkt vor den Eingang«, erwiderte Bertram. »Sie können im Auto warten. Ich brauche nur ein paar Minuten.«
Siegfried nahm seinen Fuß vom Gaspedal und trat auf die Bremse.
»Das gibt’s doch gar nicht!« rief Bertram plötzlich.
»Was ist denn?«
»In meinem Büro brennt Licht«, erwiderte Bertram.
»Das sieht vielversprechend aus«, rief Candace und zog eine dicke Mappe aus der obersten Schublade des Aktenschranks. Sie war dunkelblau und wurde von einem Gummi zusammengehalten. Rechts oben auf dem Aktendeckel stand: ISLA FRANCESCA.
Melanie schloß die Schreibtischschublade, die sie gerade durchwühlt hatte, und ging zu Candace hinüber. Kevin kam aus dem Vorzimmer herbeigeeilt.
Candace entfernte das Gummi und öffnete die Mappe. Dann breitete sie den Inhalt auf einem Tisch aus. Es kamen diverse Schaltpläne elektronischer Geräte zum Vorschein, außerdem Computerausdrucke und zahlreiche Karten, und schließlich auch ein dicker, großer Umschlag, auf dem in fetten Buchstaben STEVENSON BRIDGE geschrieben stand. »Jetzt wird es heiß«, sagte Candace. Sie
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