Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
arrangieren, aber ich wäre dafür verantwortlich.«
»Und was heißt das?«
»Ich vermute, er wird dir eine Waffe geben, also sei vorsichtig mit dem verdammten Ding!«
»Danke für den Rat, Daddy!«, entgegnete Jack. »Ich werde mich bemühen, möglichst wenig Leute zu erschießen.«
Jack kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo Craig, Alexis und Randolph immer noch über die Autopsie diskutierten. Die Tendenz ging dahin, sie trotz der knappen Zeit durchzuführen. Randolphs Hauptargument war die Möglichkeit, alle potenziell bedeutsamen Erkenntnisse notfalls bei einer Berufung verwerten zu können, um entweder das Urteil aufzuheben, eine Wiederaufnahme des Prozesses anzustrengen oder die Entscheidung in Mitverschulden umzuwandeln. Randolph rief allen in Erinnerung, dass in Craigs Unterlagen ausführlich dokumentiert war, dass Patience Stanhope sich entgegen ärztlichem Rat nach ihrem unklaren Belastungs-EKG mehrmals geweigert hatte, weitere Untersuchungen ihrer Herzfunktion durchführen zu lassen.
In einer Gesprächspause informierte Jack die anderen darüber, dass Detective Lieutenant Liam Flanagan unterwegs war.
»Wir möchten gerne, dass du die Autopsie durchführst, wenn du immer noch dazu bereit bist«, sagte Alexis zu Jack, als habe sie seine Worte gar nicht gehört.
»Das hatte ich schon mitbekommen«, antwortete er. »Wenn ihr das wollt, dann bin ich natürlich dazu bereit.« Er sah Craig an. Craig zuckte die Achseln.
»Ich werde mich nicht querstellen«, erklärte Craig. »Bei dem ganzen Stress, unter dem ich stehe, traue ich meinem Urteilsvermögen nicht mehr.«
»Na gut«, sagte Jack. Wieder hatte er das Gefühl, dass Craig unerwartete Einsicht zeigte.
Es klingelte erneut an der Tür, und wieder rannte Alexis mit den Worten hinaus, das müssten die Großeltern sein. Doch auch diesmal hatte sie sich getäuscht. Vor der Tür standen fünf Polizisten, zwei davon in der Uniform des Newton Police Departments. Alexis bat sie herein und führte sie ins Wohnzimmer.
»Ich bin Detective Lieutenant Liam Flanagan«, sagte der große, rotgesichtige Ire mit dröhnender Stimme. Er hatte helle, babyblaue Augen und einen Hauch von Sommersprossen auf seiner flachen Preisboxernase. Dann stellte er seine Begleiter vor: Detective Greg Skolar, die Beamten Sean O’Rourke und David Shapiro sowie Derek Williams von der Spurensicherung.
Während Liam sprach, musterte Jack ihn eingehend. Er kam ihm irgendwie bekannt vor, so als sei er ihm schon einmal begegnet, auch wenn das mehr als unwahrscheinlich war. Doch plötzlich fiel es ihm wieder ein. Als er Gelegenheit hatte, sich Liam vorzustellen, fragte er ihn: »Habe ich Sie nicht heute Morgen im rechtsmedizinischen Institut gesehen?«
»Ja, das haben Sie«, entgegnete Liam freudig. Er lachte. »Jetzt erinnere ich mich wieder an Sie. Sie sind in den Sektionssaal gegangen.«
Nachdem sie einen kurzen Überblick über das Geschehen erhalten hatten, gingen der Kriminaltechniker und die beiden uniformierten Beamten nach draußen, um den Garten in Augenschein zu nehmen, solange es noch etwas Tageslicht gab. Die Sonne war bereits untergegangen, aber es war noch nicht ganz dunkel. Die beiden Detectives waren vor allem an den Kindern interessiert, und die drei genossen es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.
Unterdessen fragte Randolph Craig, ob er sich in der Lage fühle, die morgige Aussage zu proben, wie sie es geplant hatten.
»Glauben Sie denn, dass das wirklich nötig ist?«, protestierte Craig. Er hatte verständlicherweise anderes im Kopf.
»Meiner Ansicht nach ist es ungeheuer wichtig«, entgegnete Randolph. »Vielleicht sollten Sie sich Ihren Auftritt bei Ihrer ersten Befragung durch Fasano in Erinnerung rufen. Es wäre verheerend, wenn sich so etwas in Gegenwart der Geschworenen wiederholen würde. Die Gegenseite verfolgt offensichtlich die Strategie, Sie als einen arroganten, herzlosen Doktor der Medizin hinzustellen, dem es wichtiger war, rechtzeitig mit seiner attraktiven jungen Geliebten in der Symphony Hall anzukommen, als das Leben seiner schwer kranken Patientin zu retten. Wir müssen unbedingt verhindern, dass Sie sich auch nur im Geringsten auf eine Art und Weise präsentieren, die solche Anschuldigungen stützen würde. Und der einzige Weg dazu ist, Ihre Aussage zu proben. Sie sind ein guter Arzt, aber ein lausiger Zeuge.«
Durch Randolphs wenig schmeichelhafte Einschätzung zur Räson gebracht, willigte Craig gehorsam in eine Probe ein. Er unterbrach
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