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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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so leise wie möglich zu betreten, doch diesmal platzte er einfach hinein. Er war der Ansicht, je mehr Aufruhr er verursachte, desto besser. Während er entschlossenen Schrittes den Gang entlang auf die Absperrung zwischen Gerichtsbereich und Zuschauerbereich zumarschierte, drehten sich die meisten Zuschauer nach ihm um, unter ihnen auch Alexis, die in der ersten Reihe saß. Jack nickte ihr zu. Der Gerichtsdiener saß an seinem Platz. Er las etwas, das auf seinem Tisch nicht zu erkennen war, und sah nicht auf. Die Geschworenen saßen genauso unbeteiligt auf der Geschworenenbank wie eh und je und hatten den Blick auf Randolph gerichtet, der am Rednerpult stand und anscheinend gerade mit seinem Schlussplädoyer begonnen hatte. Der Richter saß am Richtertisch und hatte den Blick auf einige Unterlagen gesenkt. Sowohl die Protokollführerin als auch der Gerichtsbeamte waren an ihrem jeweiligen Platz beschäftigt. Am Tisch der Verteidigung sah Jack Craigs Hinterkopf und den von Randolphs Assistenten. Am Tisch des Klägers konnte er Tony, Jordan und Tonys Assistentin erkennen. Alles war so, wie es sein sollte; wie eine altmodische Dampflok nahmen die Räder der Justiz langsam, aber unerbittlich Fahrt auf und rollten auf einen Abschluss zu.
    Jack hatte vor, den Zug zu kapern. Er wollte ihn keinesfalls zum Entgleisen bringen, aber er würde ihn anhalten und auf ein anderes Gleis umleiten. Er erreichte die Absperrung und blieb stehen. Die Blicke der Geschworenen schwenkten mit ihrer üblichen Ausdruckslosigkeit zu ihm herüber. Randolph sprach immer noch mit seiner kultivierten, sanften Stimme. Seine Worte waren golden wie die Strahlen der Spätfrühlingssonne, die an den Rändern der Rollos vorbei durch die hohen Fenster hereinfielen und die von feinem Staub erfüllte Luft durchschnitten.
    »Entschuldigen Sie!«, sagte Jack. »Entschuldigen Sie!«, wiederholte er lauter, als Randolph weitersprach. Der Anwalt schaute in die andere Richtung, drehte sich jedoch zu Jack um, als dieser das zweite Mal rief. In seinen eisblauen Augen spiegelte sich eine Mischung aus Verwirrung und Gekränktheit. Der Gerichtsdiener hatte Jacks erste Äußerung ebenfalls nicht bemerkt, doch die zweite entging ihm nicht. Er sprang auf. Die Sicherheit im Gerichtssaal fiel in seine Zuständigkeit.
    »Ich muss unverzüglich mit Ihnen reden«, sagte Jack laut genug, dass alle im ansonsten völlig stillen Gerichtssaal ihn hören konnten. »Ich weiß, es ist ein ziemlich unpassender Moment, aber es ist von größter Wichtigkeit, wenn Sie ein Fehlurteil verhindern möchten.«
    »Mr Bingham, was zum Teufel ist da los?«, wollte Richter Davidson wissen. Er hatte den Kopf nach vorne gebeugt und sah über den Rand seiner Halbbrille hinweg. Er bedeutete dem Gerichtsdiener mit einem Wink, an seinem Platz zu bleiben.
    Randolph war immer noch verwirrt, aber dank seiner jahrelangen Prozesserfahrung fand er sofort wieder zu seiner typischen kultivierten Beherrschtheit zurück. Er schaute kurz zum Richter hinüber, ehe er seine Aufmerksamkeit erneut auf Jack richtete.
    »Ich würde das hier nicht tun, wenn es nicht wirklich wichtig wäre«, fügte Jack mit leiserer Stimme hinzu. Er sah, dass sich sowohl Craig und Randolphs Assistent als auch Jordan mit seinen beiden Rechtsvertretern umgedreht hatten. Jack interessierten nur zwei von ihnen: Craig und Jordan. Von den beiden war Jordan überraschter und wirkte beunruhigter über Jacks plötzliches Auftauchen.
    Randolph wandte sich an den Richter. »Euer Ehren, dürfte ich das Gericht um ein wenig Geduld bitten?«
    »Zwei Minuten!«, versetzte Richter Davidson gereizt. Er würde Randolph erlauben, mit Jack zu reden, aber nur, um ihn wieder loszuwerden. Es war mehr als offensichtlich, dass der Richter über Jacks Eindringen in seinen Gerichtssaal verärgert war.
    Randolph kam an die Absperrung und musterte Jack mit herrischem Blick. »Das verstößt gegen alle Regeln«, sagte er leise.
    »Das passiert mir immer wieder«, flüsterte Jack, dessen sarkastisches Ich die Oberhand gewann. »Sie müssen mich in den Zeugenstand rufen!«
    »Ich kann Sie nicht in den Zeugenstand rufen. Ich habe Ihnen schon einmal erklärt, warum das nicht geht, außerdem halte ich gerade mein Schlussplädoyer, in Gottes Namen.«
    »Ich habe die Autopsie durchgeführt, und ich habe durch eidesstattliche Erklärungen einer Rechtsmedizinerin und eines Toxikologen des Staates Massachusetts untermauerte Beweise dafür, dass Dr. Bowman seine ärztliche

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