Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
Folge durch Zeugenaussagen gestützt. Können Sie mir versichern, dass das eindeutig der Fall sein wird?«
»Wort für Wort«, entgegnete Tony voller Überzeugung.
»Dann ist es an den Geschworenen, darüber zu befinden. Einspruch abgelehnt. Sie können fortfahren, Mr Fasano, aber ich warne Sie noch einmal: Keine aufwiegelnden Formulierungen mehr.«
»Danke, Euer Ehren.«
Sichtlich verärgert kehrte Randolph an seinen Platz zurück. »Wir werden es wohl über uns ergehen lassen müssen«, sagte er. »Der Richter gewährt Fasano ungewöhnliche Freiheiten. Das Gute daran ist, dass es uns Material für die Berufung liefert, falls am Ende eine Entscheidung zu Gunsten des Klägers herauskommen sollte.«
Craig nickte, doch dass Randolph zum ersten Mal die Möglichkeit einer Niederlage ausgesprochen hatte, trug zu seiner wachsenden Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit bei.
»Also gut, wo zum Teufel bin ich stehen geblieben?«, sagte Tony, nachdem er wieder ans Rednerpult getreten war. Er blätterte kurz durch seine Karteikarten, zog die Ärmel seines seidenen Jacketts zurecht, so dass die Manschetten seines Hemds gerade weit genug hervorschauten und auch seine klobige goldene Uhr noch zu sehen war. Dann hob er den Blick. »In der dritten Klasse habe ich gelernt, dass ich furchtbar schlecht darin bin, vor Gruppen zu sprechen. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert, und deswegen hoffe ich, dass Sie nicht allzu streng mit mir sein werden.«
Ein paar der Geschworenen lächelten und nickten verständnisvoll.
»Wir werden durch Zeugenaussagen belegen, dass sich Dr. Bowmans berufliches Leben vor knapp zwei Jahren dramatisch änderte. Davor hatte er eine ganz normale Praxis, in der man für erbrachte Leistungen bezahlte. Dann wechselte er. Er wurde Partner in einer erfolgreichen Concierge-Praxis, die er in der Zwischenzeit praktisch übernommen hat.«
»Einspruch!«, sagte Randolph. »In dieser Verhandlung geht es nicht um die Art von Dr. Bowmans Praxis.«
Richter Davidson seufzte frustriert. »Mr Fasano, ist die Art von Dr. Bowmans Praxis relevant für das Thema, das wir an meinem Tisch besprochen haben?«
»Unbedingt, Euer Ehren.«
»Einspruch abgelehnt. Fahren Sie fort.«
»Nun«, sagte Tony, wobei er wieder die Geschworenen anschaute, »ich sehe hier ein paar ziemlich verständnislose Gesichter vor mir, wenn ich den Begriff Concierge-Medizin verwende. Und wissen Sie, woran das liegt? Weil es viele Menschen gibt, die nicht wissen, was das ist, mich eingeschlossen, bis ich diesen Fall hier übernommen habe. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von ärztlicher Betreuung auf Vorschuss-Basis, was bedeutet, dass die Patienten, die in eine solche Praxis aufgenommen werden wollen, jedes Jahr im Voraus einen Haufen Kohle rausrücken müssen. Und wir reden hier über richtig viel Geld, bei manchen Praxen über zwanzigtausend Dollar pro Person und Jahr! Nun, Dr. Bowman und sein Partner Dr. Ethan Cohen, der sich größtenteils schon in den Ruhestand zurückgezogen hat, verlangen nicht so viel, aber sie verlangen doch schon einiges. Wie Sie sich leicht vorstellen können, existieren solche Praxen zwangsläufig nur in wohlhabenden, anspruchsvollen Gegenden wie einigen unserer großen Städte oder in Nobelorten wie Palm Beach und Naples in Florida oder Aspen, Colorado.«
»Einspruch!«, sagte Randolph. »Euer Ehren, hier wird nicht über Concierge-Medizin verhandelt.«
»Da bin ich anderer Ansicht, Euer Ehren«, sagte Tony und sah zum Richter auf. »In gewisser Weise wird hier durchaus auch über Concierge-Medizin verhandelt.«
»Dann machen Sie die Verbindung zum vorliegenden Fall deutlich«, entgegnete Richter Davidson gereizt. »Einspruch abgelehnt.«
Tony wandte sich wieder den Geschworenen zu. »Nun, was bekommen die Leute in einer Concierge-Praxis als Gegenleistung für den ganzen Schotter, den sie im Voraus abdrücken, abgesehen davon, dass sie aus der Praxis fliegen und man sie eiskalt ihrem Schicksal überlässt, wenn sie nicht mehr zahlen? Sie werden eine Zeugenaussage hören, in der Ihnen dargelegt wird, worauf die Patienten angeblich ein Anrecht haben. Dazu gehört garantierter Zugang zu ihrem Arzt, vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. Dazu Handynummer und E-Mail-Adresse und die Garantie, bei Terminen nicht warten zu müssen, zwei Punkte, bei denen ich persönlich der Ansicht bin, dass sie jedem zustehen sollten, ohne dass man einen Vorschuss dafür zahlen müsste. Aber das Wichtigste in
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