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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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aus erster Hand –, einer der härtesten, anspruchvollsten und gnadenlosesten Berufe der Welt.
    Das Problem war, dass es, wie Randolph ihr anvertraut hatte, zumindest in erster Instanz durchaus denkbar war, dass Craig den Prozess verlor, auch wenn es gar keinen Behandlungsfehler gegeben hatte. Denn davon war Alexis in ihrem tiefsten Inneren überzeugt, nicht nur, nachdem sie die Geschichte gehört hatte, sondern auch weil sie wusste, dass für Craig seine Patienten immer Vorrang hatten, notfalls sogar nachts um drei. In diesem Fall wurde die Situation zusätzlich dadurch verkompliziert, dass die Klage genau in den Zeitraum fiel, in dem Craig als Reaktion auf seine Midlife-Crisis sein Leben neu ausrichten wollte. Die Tatsache, dass beides gleichzeitig auftrat, überraschte Alexis nicht. Sie hatte nicht viele Ärzte in ihrer Praxis behandelt, denn Hilfe, speziell psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, lag nicht in der Natur eines Arztes. Sie kümmerten sich um Menschen, nicht umgekehrt. In dieser Hinsicht war Craig ein ausgezeichnetes Beispiel. Sie hatte ihm eindringlich geraten, sich in Therapie zu begeben, vor allem in Anbetracht seiner Reaktion auf die Aussagen von Leona und den Sachverständigen der Klägerseite, und sie hätte ohne Weiteres etwas für ihn arrangieren können, aber er hatte sich strikt geweigert. Er war sogar wütend geworden, als sie ihren Vorschlag eine Woche später wiederholt hatte, weil er zusehends depressiver wurde.
    Während Alexis immer noch schwankte, ob sie zu Craig und Randolph hinübergehen oder lieber bleiben sollte, wo sie war, bemerkte sie eine andere Person, die nach dem allgemeinen Aufbruch im Zuschauerbereich geblieben war. Die Kleidung, die von Stil, Farbe und Schnitt her beinahe identisch mit der des klägerischen Anwalts war, erregte ihre Aufmerksamkeit. Hinzu kam eine ähnliche eckige Statur und das dunkle Haar, das die beiden auf den ersten Blick wie Zwillinge erscheinen ließ, jedenfalls so lange sie nicht nebeneinanderstanden, denn der Mann im Zuschauerraum war mindestens anderthalbmal so groß wie Tony Fasano. Außerdem war sein Teint nicht ganz so dunkel, und im Gegensatz zu Tony, dessen Gesicht so glatt war wie ein Babypopo, wies seine Haut die bedauerlichen Folgen schlimmer Pubertätsakne auf. Die zurückgebliebenen Narben auf seinen Wangen waren so tief, dass es aussah, als stammten sie von einer Verbrennung.
    In diesem Moment brach Tony Fasano die Unterredung mit seiner Assistentin ab, schnappte seine straußenlederne Aktentasche und stürmte auf dem Weg zum Ausgang durch das Türchen in den Zuschauerbereich. Sein Ärger über den Fehler bezüglich der Entscheidung der Kommission war offensichtlich. Alexis fragte sich, warum er so übertrieben reagierte, denn aus ihrer Sicht war sein Eröffnungsplädoyer bedauerlich wirkungsvoll gewesen, und das war zweifellos auch der Grund, warum Craig so trübsinnig vor sich hin brütete. Tonys Assistentin trottete gehorsam hinter ihrem Chef her. Ohne den geringsten Seitenblick oder auch nur ein Stocken in seinem Gang rief Tony: »Franco« und bedeutete dem anderen Mann mit einem Wink, ihm zu folgen. Franco gehorchte, und einen Moment später waren alle drei durch die schwere zweiflügelige Tür zum Korridor verschwunden, die mit lautem Knall hinter ihnen zufiel.
    Alexis sah zurück zu ihrem Mann. Er hatte sich nicht bewegt, aber Randolph schaute jetzt in ihre Richtung. Als er ihren Blick auffing, winkte er ihr, sie solle zu ihnen kommen. Nach dieser ausdrücklichen Einladung tat sie ihm den Gefallen gerne. Als sie zu ihnen trat, sah Craigs Miene genauso niedergedrückt aus, wie sie es anhand seiner Haltung vermutet hatte.
    »Sie müssen mit ihm reden!«, befahl Randolph, der mit einem Anflug von Gereiztheit von seiner bewusst gepflegten patrizierhaften Selbstbeherrschung abwich. »Er darf hier nicht länger so mutlos und geschlagen herumsitzen. Meiner Erfahrung nach besitzen Geschworene besondere Antennen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sie die innere Einstellung der Prozessbeteiligten spüren und dementsprechend ihr Urteil fällen.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass die Geschworenen gegen Craig entscheiden könnten, nur weil er deprimiert ist?«
    »Genau das will ich damit sagen. Sie müssen ihm sagen, dass er gefälligst positiv denken soll! Wenn er diese negative Haltung noch lange beibehält, besteht die Gefahr, dass sie annehmen, er habe den ihm vorgeworfenen Behandlungsfehler tatsächlich begangen. Ich will damit

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