Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
Innere erinnerte Jack im ersten Moment an eine verlassene mittelalterliche Bibliothek, während leise gregorianische Gesänge die passende Hintergrundmusik lieferten. Er hätte zu gerne gesagt, dass der Raum so streng wirkte wie ein leeres Beerdigungsinstitut, aber da es ein Beerdigungsinstitut war, fühlte er sich verpflichtet, sich etwas anderes einfallen zu lassen. Zu seiner Linken befand sich eine Sarg-Galerie, und alle Sargdeckel waren geöffnet, um den Blick auf ihr mit Samt oder Satin ausgeschlagenes Inneres freizugeben. Tröstliche Namen wie Ewige Seligkeit standen auf Schildchen, nicht aber die Preise. Rechts von ihm lag ein Aufbahrungsraum, der im Moment nicht genutzt wurde. Mehrere Reihen von Klappstühlen standen vor einem Podest mit einem leeren Katafalk. Ein Hauch von Weihrauch hing in der Luft, als wäre es ein tibetischer Souvenir-Shop.
Verwirrt fragte sich Jack, wohin er sich wenden sollte, um einen lebenden Menschen zu finden, doch bevor er zu weit vorschlendern konnte, tauchte wie durch Zauberhand einer auf. Jack hatte weder eine Tür noch näher kommende Schritte gehört.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte ein Mann mit kaum hörbarer Stimme. Er war schlank und ernst in seinem schwarzen Anzug, dem weißen Hemd und der schwarzen Krawatte. Mit seinem bleichen, ausgemergelten Gesicht wirkte er, als müsse er selbst bald die Dienste des Instituts in Anspruch nehmen. Sein dünnes, kurzes, dunkel gefärbtes Haar war über seine schorfige Glatze geklebt. Jack unterdrückte ein Lächeln. Der Mann verkörperte perfekt das vertraute, aber falsche Klischee eines Angestellten in einem Bestattungsunternehmen. Er war die Bilderbuchbesetzung für einen Bestatter in einem Gruselfilm. Jack wusste, dass die Wirklichkeit mit dem Hollywood-Bild nicht viel zu tun hatte. Als Rechtsmediziner kam er häufig mit Bestattern in Kontakt, und keiner von ihnen sah so aus wie der Mann, der da vor ihm stand.
»Kann ich Ihnen helfen?«, wiederholte der Mann ein wenig lauter, aber immer noch beinahe flüsternd, obwohl niemand, nicht einmal ein Toter, da war, den er hätte stören können. Er hielt sich kerzengerade, die Hände andächtig über dem Bauch gefaltet und die Ellbogen eng an den Körper gezogen. Das Einzige, was sich an ihm bewegte, waren seine schmalen Lippen. Er schien nicht einmal zu blinzeln.
»Ich suche den Geschäftsführer des Instituts.«
»Zu Ihren Diensten. Mein Name ist Harold Langley. Wir sind ein persönlich geführtes Familienunternehmen.«
»Ich bin Rechtsmediziner«, sagte Jack. Er ließ seine offizielle Marke aufblitzen, steckte sie aber so schnell wieder weg, dass er sich ziemlich sicher sein konnte, dass Harold Langley nicht dazu gekommen war, zu bemerken, dass sie nicht aus Massachusetts stammte. Harold versteifte sich sichtlich, als käme Jack von der staatlichen Zulassungsbehörde. Jack, der von Natur aus misstrauisch war, wunderte sich über seine Reaktion, doch er fuhr ohne Unterbrechung fort. »Sie haben sich um die Beisetzung von Patience Stanhope gekümmert, die im vergangenen September verstorben ist.«
»Das haben wir, in der Tat. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Wir haben auch die Trauerfeier für Mr Stanhope organisiert, ein äußerst bekanntes Mitglied der Gemeinde. Und bedauerlicherweise auch für das einzige Kind der Stanhopes.«
»Oh!«, brummte Jack als Antwort auf diese Information, um die er gar nicht gebeten hatte. Hastig speicherte er sie ab und kehrte wieder zu seinem eigentlichen Anliegen zurück. »Im Zusammenhang mit Mrs Stanhopes Tod sind einige Fragen aufgetaucht, und es wird in Erwägung gezogen, sie exhumieren und obduzieren zu lassen. Hat das Bestattungsunternehmen Langley-Peerson Erfahrung mit solchen Dingen?«
»Ja, aber nur in sehr unregelmäßigen Abständen«, antwortete Harold, der sich entspannte und wieder in seine ursprüngliche beherrschte Förmlichkeit zurückfiel. Er betrachtete Jack offensichtlich nicht mehr als eine potenzielle Bedrohung. »Sind Sie im Besitz der erforderlichen Unterlagen?«
»Nein. Ich hoffte, dass Sie mir in dieser Hinsicht weiterhelfen könnten.«
»Natürlich. Sie brauchen eine Genehmigung für die Exhumierung, eine Genehmigung für die Überführung der Leiche, eine Genehmigung für die erneute Bestattung und, das Wichtigste, die Genehmigung muss die Unterschrift des gegenwärtigen Mr Stanhope, ihres nächsten Angehörigen, tragen, der der Exhumierung zustimmen muss.«
»Darüber bin ich informiert. Haben Sie die
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