Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
«
Alex nickte verständnisvoll.
» Leute! « , rief ich vom Boden aus.
» Gleich, Dean! « , keifte Alex. » Warte halt kurz! «
Niko studierte seine Brust – die Pusteln verblassten tatsächlich. Sie verschwanden einfach.
Als die beiden fertig angezogen waren, kamen sie rüber und blickten auf mich herab.
Meine Brille ragte aus Alex’ Hemdtasche – offenbar hatte er sie bei unserer Rangelei an sich genommen. Sehr aufmerksam von ihm, dass er daran gedacht hatte, als ich ihn fast skalpiert hatte.
» Geht’s dir besser? « , fragte Niko.
» Ja « , krächzte ich. » Okay, ich fühl mich wie durch den Fleischwolf gedreht. Aber ich bin wieder ich selbst. «
Alex blickte mir in die Augen. » Wer ist Präsident? Was für einen Tag haben wir heute? Was ist Moms Lieblingseis? «
» Cory Booker, Mittwoch, und sie hat eine Laktoseunverträglichkeit « , antwortete ich.
Niko und Alex halfen mir auf.
Als wir vom Lagerraum zurück zu den anderen wanderten, müssen wir einen unglaublich witzigen Anblick abgegeben haben. Ich sag nur eins: pinkfarbene Jogginganzüge .
Zuerst wollte Astrid fragen, ob alles in Ordnung war, doch dann lachte sie los. » Schaut mal, Kinder! Die Damen-Leichtathletikmannschaft! « , rief sie und präsentierte uns mit einer Showmastergeste. Die Kleinen schmissen sich weg.
Auch Jake und Brayden lachten. Sogar Alex.
Aber in meinem Körper gingen immer noch seltsame Dinge vor sich.
Ich wollte nicht lachen. Ich wollte Astrid. Sie sah gut aus, viel zu gut. Ich wollte sie haben. Und ich wollte nicht sehr nett zu ihr sein.
Bitte entschuldigt meine Mordlust. Das lag alles an der Giftsoße, die sie drüben bei NORAD gebraut hatten.
Ich schluckte und schnappte nach Luft.
» Wir haben euch Pizza gemacht « , sagte Max.
» Und dann haben wir alles aufgegessen « , fügte Chloe hinzu. » Deshalb macht Astrid jetzt noch mehr. «
Während Jake, Niko und Brayden Astrid über die jüngsten Ereignisse aufklärten, betrachtete ich meinen Bruder. Ich hatte ihn ziemlich zugerichtet. Der Einkaufswagen mit dem Apothekenkram stand noch im Pizza Shack. Ich wühlte darin herum, aber ich fand nicht, was ich suchte.
» Komm mit, Alex « , sagte ich. » Bitte. Ich will dich wenigstens verarzten. «
Und ich wusste, was ich dazu brauchte: Bactine. Darauf schwor unsere Mom. Wenn eine Schramme, ein Schnitt oder sonst was desinfiziert werden musste, benutzte sie Bactine und nichts anderes. Sie hatte immer ein Minifläschchen in der Handtasche.
Ich winkte Alex zu. Zu zweit gingen wir nach hinten zu der kleinen Apotheke.
Mein schlechtes Gewissen machte mich fertig.
Ich hatte ihm quer übers Gesicht gekratzt. Wie brüderlich. An seinem Unterkiefer entwickelte sich ein riesiger blauer Fleck. Ein Symbol geschwisterlicher Zuneigung. Er hatte sich die Augen rot geheult. Wegen mir.
In einem Berg Medikamentenschachteln auf dem Boden fand ich das Wundermittel schließlich. Außerdem schnappte ich mir eine Tüte Wattetupfer.
» Das war nicht ich « , sagte ich zu Alex, während ich die erste seiner zahlreichen Schrammen säuberte. » Da war irgendwas in der Luft. Ich hab den Verstand verloren. Du weißt doch, dass ich dir nie was tun könnte. «
Alex nickte, blickte aber weiter zu Boden.
» Bitte « , bettelte ich. » Bitte sag, dass es wieder okay ist. Ich fühl mich beschissen. Beschissener geht’s nicht. «
Tränen sammelten sich in Alex’ blassen Augen. » Es ist nur … « Die Stimme meines kleinen Bruders wurde leiser und leiser. » Davor hatte ich gar keine Angst, aber jetzt … «
Jetzt hatte er Angst.
Und ich war schuld.
» Ich kapier nicht, was da passiert ist « , flüsterte er. » Warum du so geworden bist. Warum Niko diese Pickel bekommen hat und warum Brayden Halluzinationen hatte. «
» Das finden wir schon raus. Und ich … ich pass auf, dass ich das Zeug nie wieder einatme. Versprochen. «
» Aber dann kannst du nicht raus, Dean. Und wie sollen wir dann Mom und Dad finden? Wie sollen wir dann nach Hause kommen? «
Ich hätte ihm was vorlügen können. Aber Alex war schlauer als ich.
» Ich weiß es nicht « , antwortete ich.
Als ich Alex vollständig gesäubert hatte, gingen wir gemeinsam zurück zu den anderen. Alex hatte meine Entschuldigung angenommen, aber wirklich entspannen konnte er sich in meiner Gegenwart nicht. Wahrscheinlich wollte er auf der Hut bleiben. Oder er hatte einfach noch Schmerzen von der Tracht Prügel, die ich ihm verabreicht hatte.
Wir näherten uns dem Pizza
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